Antibiotika-Resistenzen sind eine Gefahr für die globale Gesundheit. Unnötige Verordnungen sollten daher vermieden werden. Eine Studie zeigt nun, in welchen Regionen der Republik Ärzte besonders oft Antibiotika einsetzen.
Jeder Einsatz von Antibiotika fördert die Bildung von Resistenzen, weshalb ein verantwortungsvoller Einsatz besonders wichtig ist. Durch den Nachweis einer bakteriellen Infektion, die Wahl des geeigneten Antibiotikums oder Anpassung der Therapiedauer, können Resistenzen vermieden werden. Diese Vorgehensweise nennt man Antibiotic Stewardship. In einer Studie ermittelten Wissenschaftler nun erstmals die altersstandardisierten Verordnungsraten von Antibiotika in Deutschland und verglichen die Zahlen aus mehr als 400 Landkreisen miteinander. Doch weshalb ist so ein Vergleich sinnvoll?
„Eine umfassende kleinräumige Beschreibung der regionalen Unterschiede in der Antibiotika-Verschreibung in Deutschland fehlte bisher. Eine solche Beschreibung kann wichtige Hinweise liefern, wo hinsichtlich Antibiotic Stewardship noch Verbesserungsbedarf besteht“, erklärt Studienerstautor Dr. Oliver Scholle. „Wir fanden heraus, dass trotz eines allgemeinen Rückgangs der ambulanten Antibiotika-Verschreibungen nach wie vor große Unterschiede zwischen den Kreisen zu beobachten sind, und das gilt für alle Altersgruppen“, fasst Scholle die Ergebnisse der Studie zusammen.
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Dennoch fielen frappierende regionale Unterschiede auf: In einigen Landkreisen wurden Erwachsenen doppelt so häufig Antibiotika verschrieben wie in anderen. Bei Kindern und Jugendlichen (0–17 Jahre) war die Verordnungsrate in einigen Kreisen sogar viermal höher als in anderen. Doch wo wurde besonders viel Antibiotikum verschrieben? In Westdeutschland waren die Verordnungsraten tendenziell höher als in Ostdeutschland – die höchsten Verordnungsraten wurden dabei in der Nähe der westlichen Grenze Deutschlands gefunden. Je weiter westlich ein Landkreis also liegt, desto mehr Antibiotika werden dort verschrieben.
„Es ist schon mal positiv, dass die Antibiotika-Verordnungen in Deutschland insgesamt einen rückläufigen Trend aufweisen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen aber auch klar, wo noch Verbesserungsbedarf besteht, das heißt, wo zielgerichtete Maßnahmen sinnvoll wären“, resümiert Studienautorin Prof. Ulrike Haug. „Ein weiteres Monitoring ist wichtig, auch was die Art der verschriebenen Antibiotika betrifft. Hierfür stellen kontinuierliche kleinräumige Analysen basierend auf Kassendaten — wie in dieser Studie — ein wertvolles Instrument dar.“ In einem zweiten Schritt sollen nun die zugrunde liegenden Ursachen für die Unterschiede in den Verordnungshäufigkeiten evaluiert werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS. Hier findet ihr die Originalstudie.
Bildquelle: Leon Seibert, unsplash.
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