Fentanyl ist ein synthetisches Opioid mit hoher analgetischer Potenz. Es ist rund 100-mal stärker als Morphin und wird gemäß dem WHO-Stufenschema in Stufe III zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt.1–3 Aufgrund seiner hohen Lipophilie überwindet es rasch die Blut-Hirn-Schranke und führt so zu einem schnellen Wirkungseintritt.2 Ursprünglich in der Anästhesie intravenös eingesetzt, ist Fentanyl heute in verschiedenen Darreichungsformen für die Schmerztherapie etabliert – insbesondere bei Tumorpatientinnen und -patienten mit schweren und akuten Schmerzepisoden.4,5 Die Vielfalt an Darreichungsformen unterstreicht seine klinische Bedeutung, die maßgeblich auf der Anpassung der Galenik an unterschiedliche Therapiesituationen beruht.6
Wirken 8–12 Stunden und sichern die Basistherapie bei Dauerschmerzen. Typische Vertreter: retardiertes Morphin, retardiertes Hydromorphon, transdermales Fentanyl, Oxycodon, Tapentadol. Sie sichern die „Rund-um-die-Uhr“-Analgesie, sind jedoch ungeeignet für plötzliche Schmerzspitzen.
Wirkungseintritt nach 20–30 Minuten, Wirkdauer 3–4 Stunden. Geeignet bei vorhersehbaren, ereignisabhängigen Schmerzen. Beispiele: Morphin subkutan, Morphin oder Hydromorphon peroral, Buprenorphin sublingual. Für spontane Schmerzattacken sind sie zu langsam und halten zu lange an.
Wirkung startet bereits nach 5–10 Minuten und hält 1–2 Stunden an. Optimal bei spontanen Durchbruchschmerzen. Alle verfügbaren ROOs sind Fentanylpräparate, resorbierbar über Mund- oder Nasenschleimhaut.
Für eine effiziente Therapie ist die Unterscheidung der Schmerzart sowie der zugrunde liegenden Schmerzmechanismen zentral. Medikation und Applikationsweg müssen an Bedürfnisse und Betreuungssituation angepasst werden.8–10
Besonders bei Patientinnen und Patienten mit tumorbedingten Durchbruchschmerzen passen ROOs zum zeitlichen Verlauf der Schmerzepisode. Sie umgehen den First-Pass-Effekt und erreichen rasch wirksame Plasmaspiegel.7,11
Abbildung 1: Anforderungsprofil der Schmerzmedikation bei Durchbruchschmerzen Mod. nach 7,12
→ Hier erfahren sie mehr zur Langzeitbehandlung von Tumorschmerzen
Vor über 20 Jahren wurde die erste gepresste Lutschtablette mit Applikator eingeführt. Es folgten Buccal- und Sublingualtabletten, wässriges sowie pektinhaltiges Fentanyl-Nasenspray, und Buccalfilme.7 Die verschiedenen Fertigarzneimittel weisen nicht nur deutliche Unterschiede in ihren pharmakologischen Eigenschaften (z. B. Bioverfügbarkeit, Cmax und Tmax) auf, sondern erfordern auch eine individuelle Auswahl. Dabei sind die Präferenzen der Patientinnen und Patienten hinsichtlich Darreichungs- bzw. Applikationsform sowie die Erfahrungen der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes zu berücksichtigen.13
Die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Darreichungsformen von schnellwirksamem Fentanyl finden Sie hier im Überblick:9,13–15
Darreichungsform
Vorteile
Nachteile
Buccalfilm
Buccaltablette
Lutschtablette
Nasenspray
Sublingualtablette
Gerade Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, Mukositis oder therapiebedingten Schluckbeschwerden sind besonders vulnerabel: orale Darreichungsformen sind für sie schwer anwendbar.16,17 Für diese Gruppe stellen nasale Applikationssysteme einen entscheidenden Fortschritt dar, da sie unabhängig von der Schluckfähigkeit eingesetzt werden können und zudem den schnellsten Wirkungseintritt aufweisen.11,15,18 Dennoch können auch diese Optionen falsch angewendet werden oder zu Reizungen der Schleimhäute führen.19 Daher zeigt sich für Patientinnen und Patienten mit Schluckbeschwerden eine zentrale Versorgungslücke, die sich auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken kann.
Referenzen: