Ob Raclette, Fondue oder Gänsebraten – an Weihnachten wird oft bis tief in die Nacht gegessen. Wie ungesund das wirklich ist und welche Auswirkung es auf den zirkadianen Rhythmus hat, lest ihr hier.
Viele Menschen befürchten eine Gewichtszunahme, wenn sie sich nach einer bestimmten Uhrzeit noch einen Snack oder sogar eine komplette Mahlzeit gönnen. Häufig wird empfohlen, nach 20 Uhr nichts mehr zu essen, doch diesbezügliche Ratschläge und wie sich späte Kalorienzufuhr auf das Gewicht auswirkt, sind unklar.
Offensichtlich hängen die gesundheitlichen Auswirkungen des späten Essens von mehreren Faktoren ab, darunter der Zusammensetzung der Mahlzeiten, dem Zeitpunkt relativ zum Schlafengehen, dem individuellen Stoffwechsel und dem Lebensstil. Spätes Essen scheint den natürlichen zirkadianen Rhythmus des Körpers zu stören, was zu einem ineffizienten Stoffwechsel und einer stärkeren Fettspeicherung führt. Nächtliches Essen wird bei manchen Bevölkerungsgruppen mit einem höheren Risiko für Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Auch scheint die Insulinsensitivität in der Nacht abzunehmen. Während also klinische Hinweise existieren, bleibt der zugrunde liegende Mechanismus unklar.
Im Gehirn dient der suprachiasmatische Nucleus (SCN) als zentrale innere Uhr und nutzt Lichtsignale zur Synchronisierung. Zusätzlich helfen viele somatische Zellen, ihre zircadianen Rhythmen mit anderen Prozessen wie der Nahrungsaufnahme in Einklang zu bringen. Die Synchronisation zwischen dem SCN und den durch die Nahrung beeinflussten Mechanismen in der Leber ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des Stoffwechselgleichgewichts. Eine Asynchronität dieser Systeme kann somit Stoffwechselstörungen wie Fettleibigkeit und Diabetes verschlimmern.
Eine Arbeitsgruppe der Universität Pennsylvania hat nun in einer tierexperimentellen Studie untersucht, welche Mechanismen den zirkadianen Rhythmus zwischen Leber und Gehirn kommunizieren. So genannte REV-ERBα/β-Kernrezeptoren werden als zentrale regulatorische Komponenten der chrono-metabolischen Homöostase angenommen. Folglich führt ihre Deletion zum Verlust der Synchronisierung. Das Forscherteam nutzte im Mausmodell REV-ERB-hemmende Adenoviren, um eine Asynchronität zwischen Leber und Gehirn herzustellen, während andere Organsysteme unverändert blieben. Hierdurch konnten Hintergrundrauschen und Störergebnisse erheblich reduziert werden.
Die Studie konzentrierte sich zusätzlich auf die Rolle des Vagusnervs (VN) in der Hirnsignalübertragung. Obwohl man bisher wusste, dass der VN als Übertragungszentrum für die Übermittlung von Daten über den Leberstoffwechsel dient, bleibt die explizite Rolle des VN in der zirkadianen Kommunikation und den Rhythmen der Nahrungsaufnahme bisher hypothetisch. In einem zusätzlichen Experiment wurde die Rolle des VN durch dessen chirurgische Entfernung und durch einen anschließenden Vergleich der Gewichtszunahme mit Kontrollmäusen untersucht.
Im Experiment störte das Löschen der nukleären REV-ERB Rezeptoren die Nahrungsaufnahmerhythmen, führte zu vermehrtem Essen während Helligkeitsperioden und letztendlich zu einer erheblichen Gewichtszunahme. Interessanterweise kehrte das Durchtrennen des afferenten Vagusnervs der Leber diese Effekte um, reduzierte die Nahrungsaufnahme und führte zu Gewichtsverlust. Das unterstreicht die entscheidende Rolle des VN bei der Versorgung des Gehirns für Signale über nahrungsgesteuerte Rhythmen, allerdings ist die Darm-Hirn-Interaktion bei der Stoffwechselregulierung hochgradig komplex, und eindeutige Schlussfolgerungen sind schwierig zu erheben.
Zumindest betonen die Studienergebnisse die Rolle der Nahrungsaufnahme als Zeitgeber (ein externer Trigger, der biologische Rhythmen synchronisiert) für die zirkadiane Modulation in der Leber – ähnlich wie Hell-Dunkel-Zyklen als Zeitgeber für SCN-gesteuerte zirkadiane Rhythmen im gesamten Körper dienen.
Offensichtlich dient der Vagusnerv als Kommunikations- und Signalzentrum und informiert das Gehirn über Veränderungen im Nahrungsaufnahmerhythmus. Diese Signale führen zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme während des Lichtzyklus und zu einer Gewichtszunahme. Die Unterbrechung des Vagusnervs kehrte diese Effekte um. Ob dies eine Option für chirurgische Interventionen zur Gewichtsreduzierung darstellen könnte, ist allerdings noch völlig offen.
Eine praktische Schlussfolgerung könnte allerdings sein: Wer spät abends noch eine Mahlzeit zu sich nimmt, isst auch während des Tages mehr.
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