Nicht nur in der Humanmedizin ist Übergewicht ein großes Problem – auch immer mehr Haustiere sind zu dick. Forscher fanden jetzt Bakterienstämme, mit deren Hilfe Haustiere wieder zu ihrem Normalgewicht kommen können.
Forscher haben zwei Probiotika-Stämme identifiziert, die zur Gewichtsreduktion bei fettleibigen Hunden eingesetzt werden können. Die Forschungsergebnisse veröffentlichten sie in der Zeitschrift Microbiology Spectrum.
In der Studie untersuchte das Forscherteam Stoffwechselkrankheiten bei Haustieren und machte sich auf die Suche nach Probiotika, die für eine langfristige und sichere Behandlung geeignet sind. „Die anfängliche Herausforderung bestand darin, bestimmte Stoffwechselkrankheiten für die Untersuchung auszuwählen, was uns dazu veranlasste, uns auf das weit verbreitete Problem der Fettleibigkeit bei Haustieren zu konzentrieren“, sagt der Leiter der Studie, Younghoon Kim, Professor am Department of Agricultural Biotechnology, College of Agriculture and Life Science (CALS), Seoul National University.
Es ist bemerkenswert, dass die weltweite Prävalenz von Fettleibigkeit bei älteren Haustieren höher ist und etwa 50 % der gesamten Haustierpopulation in allen Altersgruppen ausmacht. Ein erheblicher Teil dieser Haustiere wird bereits behandelt, unter anderem mit Hilfe von Diätmaßnahmen. „Vor diesem Hintergrund hat unser Team Experimente mit dem primären Ziel initiiert, Probiotika zu identifizieren, die in der Lage sind, den Körperfettanteil bei Haustieren zu reduzieren“, so Kim.
Probiotika seien nicht nur zur Behandlung spezifischer Probleme geeignet, sondern böten auch breitere therapeutische Möglichkeiten, die ein großes Spektrum von Krankheiten bei Haustieren abdecken, so Kim. „Durch die Förderung dieses Bewusstseins möchte ich in der wissenschaftlichen Gemeinschaft für mehr Aufmerksamkeit, Finanzierung und Zusammenarbeit sorgen, um die weitreichenden Anwendungsmöglichkeiten von Probiotika in der Haustiermedizin zu erforschen“, sagt Kim.
Um geeignete Probiotika-Kandidaten für Haustiere zu identifizieren, untersuchten Kim und seine Kollegen Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota zwischen jungen und alten Hunden und stellten fest, dass die Population von Milchsäurebakterien, Bifidobacterium- und Enterococcus-Spezies bei älteren Hunden abnimmt. Aufgrund dieser Erkenntnisse entschieden sie sich für den Einsatz dieser spezifischen Stämme.
In der Versuchsphase verabreichten sie diese ausgewählten Stämme, Enterococcus faecium IDCC 2102 und Bifidobacterium lactis IDCC 4301, zusammen mit einer fettreichen Ernährung an eine Kohorte von Beageln. Die Ergebnisse waren überzeugend und belegten die Wirksamkeit der Stämme bei der Verringerung des Körperfetts und der Korrektur des durch Fettleibigkeit verursachten Ungleichgewichts in der Darmmikroflora.
„Die von uns sorgfältig ausgewählten Stämme zeigten bemerkenswerte Erfolge bei der Verringerung des Körperfettanteils bei Hunden“, so Kim. „Was diese Stämme auszeichnete, war ihre Fähigkeit, nicht nur die Nahrungsaufnahme einzuschränken oder die Ausscheidung zu erhöhen, um das Körpergewicht zu reduzieren, sondern, was noch wichtiger ist, den Energiestoffwechsel zu aktivieren. Selbst wenn sie einer kalorienreichen Diät ausgesetzt waren, beobachteten wir eine Abnahme des Körpergewichts, eine Verringerung der subkutanen Fettansammlung und einen Anstieg des Energiestoffwechsels. Dies bestätigt, dass sich der Stoffwechsel des Körpers auf den Fettverbrauch und nicht auf die Fettansammlung ausrichtet.“
Kim fügt hinzu, dass die Studie vor allem deshalb bemerkenswerte Verbesserungen aufzeigte, weil Fettansammlungen häufig zu systemischen Entzündungen und Störungen des Hormonstoffwechsels führen. In der Gruppe, die die ausgewählten Stämme zu sich nahm, beobachteten die Forscher eine Verringerung der Entzündungswerte und eine Verbesserung wichtiger Stoffwechselaktivitäten wie der Insulinproduktion. Darüber hinaus gelang es den Forschern, den Anteil an kommensalen Bakterien zu erhöhen, die sich normalerweise im Körper aufhalten und als Abwehr gegen schädliche Bakterien wirken.
Besonders ermutigend sei, so Kim, dass diese Veränderungen nicht nur vorübergehend sind. Stattdessen bleiben sie im Körper des Hundes bestehen, sodass die beobachteten positiven Veränderungen über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden können. Diese anhaltende Wirkung unterstreicht die potenziellen langfristigen Vorteile der Aufnahme dieser probiotischen Stämme in das Gesundheitsprogramm für Haustiere.
Die wachsende Zahl von Menschen mit Haustieren hat dazu geführt, dass das Bewusstsein für gesunde funktionelle Lebensmittel, insbesondere Probiotika, für die vierbeinigen Mitbewohner gestiegen ist. Trotz dieses zunehmenden Interesses ist die Forschung über maßgeschneiderte Probiotika für alle Begleittiere, einschließlich der in dieser Studie untersuchten Hunde, im Vergleich zur Forschung über Menschen nach wie vor sehr unzureichend.
„Während Arten von Probiotika, die für den menschlichen Verzehr oder die kommerzielle Tierhaltung geeignet sind, identifiziert und etabliert wurden, ist das Fehlen standardisierter Richtlinien für Haustiere eine eklatante Lücke“, so Kim. „Mit unserer Studie wollten wir diesen Mangel beheben, indem wir uns bemühten, das Spektrum der Probiotika, die für Haustiere in verschiedenen Umgebungen geeignet sind, zu erweitern.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der American Society for Microbiology. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Alexander Grey, unsplash