Auf Pilzen gebettet

Laut dem Mikrobiologen Philip M. Tierno steht fest: Bettwäsche sollte einmal pro Woche gewaschen werden. Warten wir zu lange, könnten uns unterschiedliche Pilzarten in den Falten unserer Bettwäsche sogar krank machen. Erstaunlich, dass wir noch so quicklebendig sind.

Professor Philip M. Tierno forscht an der NYU School of Medicine. Sein spezielles Interessengebiet ist die Mikrobiologie. Wer jetzt nur an Labors, Sicherheitsschleusen und Wissenschaftler in Schutzkleidung denkt, irrt sich. Tierno interssiert sich unter anderem für Erreger im häuslichen Umfeld. Und er äußert sich nur allzu gerne in Laienmedien. Kürzlich hat er wieder zugeschlagen und Bettwäsche unter seine wissenschaftliche Lupe genommen.

Gute Nacht, ihr Hypochonder

Gegenüber „Business Insider“ geht er der Frage nach, wie oft Bettwäsche eigentlich gewaschen werden sollte. „Wenn wir zu lange warten, kann uns das mikroskopische Leben in den Falten unserer Bettwäsche sogar krank machen“, sagt er im Interview. Er rät, Bezüge oder Betttücher einmal pro Woche zu waschen. Schließlich produzieren wir 26 Liter Schweiß im Jahr. Pfui Teufel! Die als „recent“ („neue“) zitierte Studie geht auf das Jahr 2006 zurück. Damals fanden Wissenschaftler heraus, dass sich im heimischen Schlafzimmer vier bis 17 unterschiedliche Pilzarten tummeln. Besonders häufig waren Aspergillus fumigatus, Aureobasidium pullulans und Rhodotorula mucilaginosa. Sie leben von Hautschuppen, analen oder vaginalen Ausscheidungen. „Wenn Sie Hundekot auf der Straße berühren, würden Sie die Hände waschen wollen", sagte Tierno. „Betrachten Sie das analog zu Ihrer Bettwäsche.“ Solche Tipps gibt er College-Studenten gerne mit auf den Weg.

Das Handtuch lebt

Auch mit Handtüchern hat sich der Mikrobiologe schon befasst. Wie oft sollte man die Utensilien verwenden, bis man sie besser austauscht? „Wenn es vollständig trocknen kann, nicht mehr als drei Mal maximal“, sagte Philip Tierno. Ansonsten sollten die Stoffteile nach einmaligem Gebrauch in die Wäsche wandern. Auch hier argumentiert er mit Feuchtigkeit, Zelltrümmern oder Körperausscheidungen. Beste Vorraussetzung für die Vermehrung von allerhand Mikroorganismen.

Keime im Küchenschwamm

Weiter geht es in die heimische Küche. Da kommt Tierno eine deutsche Studie zu Küchenschwämmen gerade recht. Forscher analysierten insgesamt 28 Proben. Sie fanden unter anderem Acinetobacter johnsonii, Chryseobacterium hominis und Moraxella osloensis. Versuche, die porösen Reinigungshelfer zu reinigen, blieben ohne Erfolg. Da führt der beste Weg gleich in die Mülltonne. Tiernos Versuche, alles in guter amerikanischer Tradition zu bleichen, verliefen wenig erfolgreich.

Zwischen Hygiene und Hysterie

Alle Studien haben den normalen Haushalt im Blick, nicht etwa Kliniken mit immungeschwächten Patienten. Hier können die genannten Keime sehr wohl problematisch werden und gefährliche Infektionen auslösen. Keine der Studien hat aber den Beweis erbracht, dass im häuslichen Umfeld gesundheitliche Gefahren von diesen Mikroorganismen ausgehen. Hygiene mit Augenmaß macht sicherlich Sinn.

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