Stechende Schmerzen in der Brust mit Ausstrahlung in die Clavicula und Rippen. Der Orthopäde ist ratlos, die Knochenszinti hilft nicht weiter. Wie das Kontrastmittelsono die Lösung bringt, lest ihr hier.
Herr T. ist ein 43-jähriger Patient mit bestehender HIV-Infektion, der sich bei seinem behandelnden Arzt aufgrund von bestehenden Brustschmerzen und Schmerzen in der Clavicula und Rippen vorstellt. Der Verdacht liegt auf einer Beteiligung des Bewegungsapparates im Rahmen der HIV-Infektion, doch die Knochenszintigraphie kann den Befund nicht erklären. Das nachfolgende CT zeigt Leberläsionen.
Bei auffälligen Leberläsionen erfolgt in der Regel zunächst ein Ultraschall des Abdomens. Auch Herr T. wird zur Sonographie-Ambulanz überwiesen. Das Bild zeigt echoarme Leberläsionen und einen vergrößerten Lymphknoten in der Leberpforte. „Die Nativsonographie ist gut geeignet, um Leberläsionen zu entdecken“, sagt Dr. Michael Kallenbach von der Uniklinik Düsseldorf. „Sie stößt aber schnell an ihre Grenzen, wenn es darum geht, diese Leberläsionen zu differenzieren. Das ist eine Paradedisziplin der kontrastmittelverstärkten Sonographie. Hier sieht man Unterschiede im Kontrastverhalten zwischen unterschiedlichen Entitäten.“
Bei Herrn T. zeigen sich nach Kontrastmittelgabe nekrotische Läsionen mit einem vitalen Randsaum. Das können sich die Ärzte nun zu Nutze machen: „Das Kontrastmittel hatte hier eine ganz besonders wichtige Bedeutung, weil von dieser Raumforderung nur ein schmaler Randsaum noch vital war“, erzählt Kallenbach. „Durch das Kontrastmittel konnten wir besser visualisieren, wo unser Punktionsziel ist, weil wir nämlich gezielt in diesen vitalen Rand hineingestochen haben. Hätten wir jetzt das Kontrastmittel nicht gehabt, hätten wir eventuell in das Zentrum des Herdes gestochen. Dort wäre nur nekrotisches Gewebe rausgekommen, was der Pathologe dann gar nicht hätte bewerten können. Und in diesem Fall war das Besondere, dass die Spirochäten nachgewiesen werden konnten.“
KM arterielle Phase
KM portalvenöse Phase
KM späte Phase
Die Histologie bestätigt: Rieselzellgranulome mit Nekrosen, die gramnegativen Spirochäten erhärten den Verdacht auf eine selten vorkommende hepatische Manifestation einer Luesinfektion. In der Tat war die Luesinfektion bei Herr T. vorbekannt und wurde eigentlich in der Vergangenheit behandelt. Doch je nach Schweregrad stellt sich eine Eradikation des Erregers als schwierig dar.
„Wenn du die Bakterien am Anfang schon erwischst, bist du das Problem los. Bei fortgeschrittenen Erkrankungszeichen ist das schon sehr, sehr schwer.“ Möglicherweise schlummerten die Erreger in Herr T. und wurden durch eine HIV-bedingte Verschlechterung des Immunstatus wieder aktiv. Nach einer Bestätigung des Befundes durch eine Blutabnahme mit Cardiolipin-Test wurde Herr T. erfolgreich mit Doxycyclin behandelt.
Die Inanspruchnahme der Kontrastmittelsonographie nimmt zu. Grund dafür ist neben den Kosten auch die gute Verträglichkeit. „Im Vergleich zu CT und MRT ist der Vorteil, dass es keine Einschränkungen hinsichtlich der Nierenfunktion gibt, weil das Kontrastmittel abgeatmet wird. Die einzige bedingte Kontraindikation ist eine Allergie gegen den Wirkstoff.“
Die Allergie ist aber sehr selten. Außerdem schätzt Kallenbach auch einen weiteren Aspekt wert an der Sonographie als bildgebendes Verfahren: „Ich kann mit dem Schallkopf […] drücken, ganz gezielt, und kriege unmittelbar ein Feedback, ob der Patient an der Stelle Schmerzen hat. Das heißt, der große und nur in der Sonographie gegebene Nutzen ist diese Interaktion mit dem Patienten.“
Bildquelle: Erstellt mit Midjourney.