Eine chronische Infektion mit Hepatitis C ist in der modernen Medizin heilbar. Ob sich aber die körpereigene Immunantwort nach einer erfolgreichen Therapie erholt, war bislang unklar.
Rund 70 Millionen Menschen sind weltweit von einer chronischen Infektion mit Hepatitis C betroffen, schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dank hochwirksamer, direkt antiviral wirksamer Substanzen ist die Erkrankung mittlerweile heilbar. Bisher war jedoch unklar, ob sich auch die körpereigene Immunantwort nach erfolgreicher Therapie wieder erholt.
Bei rund 70 Prozent aller Infizierten versagt die virus-spezifische Immunantwort gegen Hepatitis-C-Viren (HCV). So entstehen chronische Infektionen, die neben einer Entzündung der Leber zu schweren Folgeerkrankungen und einer deutlich erhöhten Sterblichkeit führen. „Ein wichtiger Schritt zur Lösung dieses globalen Gesundheitsproblems war die Einführung von hochwirksamen, direkt antiviral wirksamen Substanzen, die erstmals eine Heilung der chronischen HCV-Infektion ermöglichen“, erläutert Prof. Robert Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.
„Die Bedeutung dieser medizinischen Erfolgsgeschichte unterstreicht die Vergabe des diesjährigen Nobelpreises für Medizin an Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice, die mit ihren Arbeiten die Entwicklung der Therapie maßgeblich in die Wege geleitet haben.“
Offen blieb die Frage, wie sich eine solche Therapie mit direkt antiviral wirksamen Substanzen, sogenannten Direct Acting Antivirals (DAA), auf das Immunsystem auswirkt. Erholt sich auch die virus-spezifische Immunantwort nach einer oftmals jahrelangen chronischen HCV-Infektion?
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg um Thimme und Dr. Maike Hofmann konnten in Zusammenarbeit mit Dr. Naveed Ishaque von der Berliner Charité jetzt zeigen, dass auch nach erfolgreicher Therapie Spuren im Immunsystem zurückbleiben. „In den sogenannten Killer-T-Zellen, die für die direkte Abwehr von virus-infizierten Zellen verantwortlich sind, konnten wir Narben nachweisen. Diese Narben zeigten sich durch ein molekulares Muster, das sich auch schon während der chronischen Hepatitis-C-Infektion zeigte und mit einer geringeren Wirksamkeit der Killer-T-Zellen bei der Virusabwehr einhergeht“, berichtet Hofmann. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Immunology veröffentlicht.
„Unsere Erkenntnisse sind insbesondere wichtig für die Behandlung von erneuten Infektionen mit Hepatitis-C-Viren, welche in den Risikogruppen leider nicht selten vorkommen. Als nächstes werden wir daher den Effekt der molekularen Narben während Re-Infektionen mit HCV genauer beleuchten,“ kündigt Thimme an.
Auch für das Verständnis weiterer Erkrankungen haben die Erkenntnisse Relevanz: „Die gewonnenen Einblicke ermöglichen uns Rückschlüsse auf die Wirkweise der Killer-T-Zellen bei anderen chronischen Virusinfektionen wie HIV oder Hepatitis B, aber auch bei Tumorerkrankungen“, sagt Hofmann.
Zur vollständigen Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg kommt ihr hier. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Michael Krahn, Unsplash