Mikronährstoffe, insbesondere Vitamine und Spurenelemente, spielen eine entscheidende Rolle in der parenteralen Ernährung (PE), um Mangelzustände zu vermeiden und die Gesundheit der Patient:innen zu sichern. Die Leitlinien von ESPEN (European Society for Clinical Nutrition and Metabolism) bestätigen die Bedeutung ihrer korrekten Zufuhr im Rahmen einer vollständigen PE, insbesondere bei kritisch kranken oder langzeitig parenteral ernährten Patient:innen.1
Mikronährstoffe sind essenziell für den menschlichen Stoffwechsel, die Immunfunktion, die Zellbiosynthese sowie die Erhaltung von Gewebestrukturen. Eine unzureichende Versorgung kann zu Mangelerscheinungen führen, die die Genesung erschweren und die Morbidität erhöhen. Für eine sichere und wirksame PE ist die Supplementierung dieser Mikronährstoffe daher unabdingbar, um Funktionsstörungen und Komplikationen zu verhindern.1–3
Insbesondere Krebspatient:innen sind anfällig für Defizite in der Mikronährstoffversorgung.2,4–9
Für diese Patient:innen besteht zusätzlich bei Vitamin D- und Zinkmangel ein erhöhtes Risiko einer Tumorkachexie.2,10–16 Auch Patient:innen mit chronischem Darmversagen oder Kurzdarmsyndrom können schnell in ein Nährstoffdefizit geraten.2,19-25
Zu den wichtigsten Mikronährstoffen zählen unter anderem Vitamin A, D, E, K, C sowie Selen, Zink, Kupfer und Eisen. Die jeweiligen Funktionen, die optimale Zufuhr und potenzielle Toxizitätsgrenzen variieren individuell und erfordern eine sorgfältige Überwachung.2
Die ESPEN-Leitlinien betonen die Notwendigkeit, Vitamine und Spurenelemente ab Beginn der totalen parenteralen Ernährung (TPE) zu ergänzen. Die Richtlinien definieren klare Empfehlungen hinsichtlich des Tagesbedarfs, der Überwachung und der Diagnostik bei Patient:innen mit erhöhtem Risiko für Mikronährstoffmangel. Besonders bei kritisch Kranken wird die parenterale Zufuhr ohne Mikronährstoffe als riskant eingeschätzt, da sie das Risiko einer unzureichenden Versorgung erhöht.1,2,26
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) unterstreicht ebenfalls die Bedeutung, Vitamine und Spurenelemente bei indizierter PE von Anfang an zu ergänzen. Die Empfehlungen betreffen sowohl die Dosierung als auch die Überwachung und kontrollierte Anpassung der Zufuhr, um Toxizität und Mangel zu vermeiden.27,28
Werden Mikronährstoffe nicht bereits von Beginn der PE an supplementiert, so ist ihre Verabreichung spätestens ab einer PE-Dauer von > 1 Woche obligatorisch, so die Leitlinie.1,27 Im Hinblick auf die Mikronährstoffversorgung bei PE sollte ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass industriell gefertigte Dreikammerbeutel keine Mikronährstoffe enthalten, da diese nicht lange chemisch stabil bleiben. Somit müssen Vitamine und Spurenelemente unmittelbar vor der Applikation zugesetzt werden.1,3,27
Die Sicherstellung einer umfassenden Versorgung mit Mikronährstoffen ist ein integraler Bestandteil der sicheren PE. Die Leitlinien betonen die frühzeitige und kontinuierliche Supplementierung in der klinischen Praxis, gestützt durch wissenschaftliche Evidenz und Publikationen. Die adäquate Mikronährstoff-Substitution trägt wesentlich zur Vermeidung von Mangelzuständen, zur Verbesserung der Prognose und zur Förderung der Genesung bei parenteral ernährten Patient:innen bei.1–3,27
Mikronährstoffe in der parenteralen Ernährung: Unverzichtbar - soweit also die Theorie.
Wie eine bedarfsgerechte Versorgung in der Praxis gewährleistet werden kann, erfahren Sie hier auf dem Kanal Parenteral!
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