Adipositas zählt heute zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen weltweit. Allein in Deutschland ist fast ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung betroffen – mit einer steigenden Prävalenz in höheren Altersgruppen.1 Inzwischen gilt Adipositas als chronische Erkrankung, die mit über 60 möglichen Folgeerkrankungen einhergeht und die Lebenserwartung um bis zu 12 Jahre verkürzen kann.2Zwar ist Adipositas therapierbar, aber nicht heilbar und erfordert, wie andere chronische Krankheiten, ein lebenslanges Krankheitsmanagement.2
Umso wichtiger ist es, Therapien zu finden, die nicht nur wirksam, sondern auch im Alltag umsetzbar sind. Ob Lebensstilveränderung, medikamentöse Unterstützung oder chirurgischer Eingriff – die Bandbreite an Behandlungsoptionen ist groß.3 Doch keine Lösung passt für alle. Die Wahl der richtigen Therapie hängt unter anderem vom BMI, vorhandenen Begleiterkrankungen und der individuellen Bereitschaft zur Umsetzung ab.3
In dieser Ausgabe unserer neuen Reihe „Adipositas-Therapien im Check“ werfen wir einen Blick auf eine medikamentöse Behandlungsoption, die in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat: sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten. Ursprünglich zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt, haben sie sich mittlerweile auch in der Adipositas-Therapie etabliert.4 Doch wie funktionieren sie genau, für wen sind sie geeignet und was ist bei der Anwendung zu beachten?
GLP-1-Agonisten (Liraglutid, Semaglutid) gehören zur Klasse der Inkretin-Mimetika. Sie ahmen die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 (Glucagon-like Peptid-1) nach.3 Dieses Hormon wird nach der Nahrungsaufnahme im Darm freigesetzt und hat vielfältige Effekte auf den Glukose- und Energiestoffwechsel.4
Auf molekularer Ebene binden GLP-1-Agonisten an den GLP-1-Rezeptor, der in verschiedenen Geweben ausgebildet wird, insbesondere in der Bauchspeicheldrüse, im Zentralnervensystem und im Magen-Darm-Trakt.3
Zulassungsstudien wie SCALE (Liraglutid) und STEP (Semaglutid) zeigen, dass GLP-1-Agonisten bei kontinuierlicher Anwendung zu einer deutlich höheren Gewichtsabnahme führen können als eine alleinige Lebensstilintervention.8In der SCALE-Studie verloren adipöse, nicht-diabetische Teilnehmende unter Liraglutid nach einem Jahr durchschnittlich 5,4 % mehr Gewicht als in der Placebogruppe.8,9 63,2 % der Teilnehmenden erreichten dabei einen Gewichtsverlust von mindestens 5 % ihres Körpergewichts (Placebo: 27,1 %), 33,1 % sogar über 10 % (Placebo: 10,6 %) – jeweils zusätzlich zur begleitenden Lebensstilmodifikation.9In der STEP-Studie lag der durchschnittliche Gewichtsverlust unter Semaglutid nach gut einem Jahr bei 14,9 % im Vergleich zu 2,4 % in der Placebogruppe.7,9 32 % der Teilnehmenden in der Semaglutid-Gruppe erreichten eine Reduktion des Körpergewichts von über 20 %, gegenüber nur 1,7 % in der Kontrollgruppe.8,10
Ergebnisse aus der Versorgungspraxis zeigen jedoch, dass der tatsächliche Therapieerfolg in hohem Maß von der Behandlungsdauer, der verwendeten Dosierung und der medizinischen Begleitung abhängt.11 In einer US-amerikanischen Kohortenstudie zeigte sich, dass etwa 50 % der Patientinnen und Patienten die Behandlung innerhalb des ersten Jahres abbrachen.11In diesen Fällen fiel der Gewichtsverlust deutlich geringer aus. Nur bei längerer, durchgehender Anwendung über 9 bis 12 Monate konnten im Mittel Gewichtsreduktionen von 11 bis 15 % erzielt werden – abhängig vom eingesetzten Wirkstoff und der Dosierung.11
Faktoren, die einen Therapieabbruch begünstigen können, sind vielfältig. Eine weitere US-Kohortenstudie identifizierte dabei wichtige Einflussfaktoren. Die Studie zeigte, dass geringer Gewichtsverlust, Nebenwirkungen und die hohen Kosten zu den Hauptursachen für einen Abbruch der Behandlung gehörten.12 Auch in Deutschland ist eine Behandlung mit GLP-1-Agonisten bei Übergewicht und Adipositas keine Kassenleistung.13
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen unter anderem:5,6
Nach dem Absetzen von GLP-1-Rezeptoragonisten kommt es zusätzlich häufig zu einer schrittweisen Gewichtszunahme (Rebound-Effekt). Studien zeigen, dass ein Jahr nach Therapieende im Schnitt etwa 60 % des während der Behandlung verlorenen Gewichts wieder zugenommen werden. Der Gewichtsanstieg folgt einem verlangsamten Verlauf und scheint sich langfristig unter dem Ausgangsgewicht zu stabilisieren – der ursprüngliche Therapieerfolg wird jedoch deutlich abgeschwächt.14
GLP-1-Agonisten kommen in der Regel für Erwachsene mit einem BMI von ≥30 kg/m² oder ab 27 kg/m² mit begleitenden Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ-2, Hypertonie oder kardiovaskulären Erkrankungen infrage.3Die Auswahl der medikamentösen Therapie sollte individuell erfolgen und unter Berücksichtigung von Therapiezielen, Verträglichkeit und Sicherheit, vorhandenen Komorbiditäten, Wirkmechanismus, Art der Anwendung sowie dem Ansprechen auf die Medikation.3Die Behandlung erfolgt – je nach Wirkstoff – per wöchentlicher oder täglicher Injektion, was für manche Patientinnen und Patienten eine Hürde darstellen kann.5,6
Die S3-Leitlinie zur „Prävention und Therapie der Adipositas“ sieht den Einsatz medikamentöser Maßnahmen erst vor, wenn eine mindestens 3- bis 6-monatige multimodale Basistherapie aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie keine ausreichende Gewichtsreduktion von mindestens 5 % bewirken konnte. Eine medikamentöse Behandlung sollte dann grundsätzlich nur in Kombination mit der multimodalen Basistherapie erfolgen. Der Therapieerfolg sollte dabei regelmäßig überprüft und die Behandlung gegebenenfalls angepasst werden.3
Vorteile:
Herausforderungen:
GLP-1-Agonisten können ein wirksames Werkzeug in der Adipositas-Therapie sein, vor allem für Menschen mit hohem BMI und entsprechenden Vorerkrankungen. Die Medikamente entfalten ihre volle Wirkung jedoch nur bei konsequenter Anwendung, richtiger Dosierung und strukturierter Begleitung. Gleichzeitig sind der Aufwand und mögliche negative Konsequenzen nicht zu unterschätzen: Injektionen, regelmäßige Arztbesuche und mögliche Nebenwirkungen gehören zur Realität dieser Therapie.
Gerade in Situationen, in denen die medikamentöse Behandlung beendet wurde oder nicht in Frage kommt, kann es sinnvoll sein, auf andere Möglichkeiten der Gewichtskontrolle zurückzugreifen. Medizinprodukte wie formoline L112, deren Wirksamkeit durch randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) belegt ist, können dabei eine unterstützende Rolle im Gewichtsmanagement übernehmen.3,15
formoline L112 bietet einen niedrigschwelligen und nebenwirkungsarmen Ansatz, um das Gewicht zu stabilisieren, etwa nach erfolgreicher Gewichtsabnahme mit GLP-1-Agonisten, oder auch als Einstiegslösung für Menschen ab einem BMI von ≥25 kg/m², die eine nicht-invasive Alternative suchen.16 Besonders im Anschluss an eine medikamentöse Therapie könnte die regelmäßige Anwendung dazu beitragen, eine erneute Gewichtszunahme abzufedern, wenn gleichzeitig auf Ernährung und Bewegung geachtet wird.
Referenzen: