NAD+ (Nicotinamidadenindinukleotid) ist ein körpereigenes Molekül, das in jeder Zelle vorkommt. Ohne NAD+ – häufig auch als NAD plus bezeichnet – wäre menschliches Leben nicht möglich – es ist an zentralen Stoffwechselwegen beteiligt, spielt eine Schlüsselrolle in den Mitochondrien und beeinflusst Prozesse wie Energiegewinnung, DNA-Reparatur und gesunde Zellalterung.
In den letzten Jahren ist NAD+ zunehmend in den Fokus der Forschung und der Öffentlichkeit gerückt. Begriffe wie „Nicotinamidadenindinukleotid“ oder „NAD+ Nebenwirkungen“ werden heute immer häufiger gesucht. Doch was steckt hinter dem Molekül, und lohnt es sich, gezielt den NAD+-Spiegel zu erhöhen?
NAD+ ist ein Coenzym, das in allen lebenden Zellen vorkommt. Chemisch handelt es sich um ein Dinukleotid aus Nicotinamid (Vitamin B3-Derivat) und Adenin.
Es existiert in zwei Formen:
NAD+ (oxidierte Form)
NADH (reduzierte Form)
Beide Varianten sind entscheidend für Redoxreaktionen, also Elektronenübertragungen im Energiestoffwechsel.
NAD+ übernimmt im Körper verschiedene Aufgaben:
Energieproduktion: NAD+ ist ein zentrales Coenzym in der Glykolyse, im Citratzyklus und in der Atmungskette. Ohne ausreichendes NAD+ kann die Zelle keine effiziente ATP-Produktion gewährleisten.
DNA-Reparatur: NAD+ ist Substrat für Enzyme wie die PARPs (Poly-ADP-Ribose-Polymerasen), die DNA-Schäden erkennen und reparieren.
Sirtuin-Aktivierung: NAD+ aktiviert Enzyme (Sirtuine), die mit Zellschutz, Stoffwechselregulation und Langlebigkeit in Verbindung stehen.
Signalübertragung: NAD+ dient als Ausgangsstoff für Second Messenger wie cADPR, die an der Kalzium-Signalgebung beteiligt sind.
Die mitochondriale Atmungskette ist auf NADH als Elektronendonator angewiesen. Dabei entstehen pro Molekül Glukose bis zu 30–36 Moleküle ATP – die universelle Energieeinheit der Zelle.
Ein sinkender NAD+-Spiegel bedeutet, dass die Energieproduktion weniger effizient abläuft. Müdigkeit, nachlassende Leistungsfähigkeit und eine verlangsamte Regeneration können die Folge sein.
Mit zunehmendem Alter sinkt der NAD+-Spiegel deutlich. Studien zeigen, dass dieser Rückgang mit typischen Alterserscheinungen wie verminderter mitochondrialer Funktion, erhöhter Entzündung (Inflammaging) und eingeschränkter Zellreparatur einhergeht [1].
Sirtuine benötigen NAD+, um epigenetische Veränderungen zu regulieren, die Alterungsprozesse beeinflussen [2].
Ein Mangel an NAD+ wird mit neurodegenerativen Erkrankungen, Insulinresistenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht [3].
Erste Studien deuten darauf hin, dass die Wiederherstellung des NAD+-Spiegels positive Effekte auf Stoffwechsel, Muskelfunktion und kognitive Gesundheit haben könnte [4].
NAD+ selbst ist ein körpereigenes Molekül, das der Organismus normalerweise gut reguliert. Bei gesunden Menschen treten durch die körpereigene Bildung keine Nebenwirkungen auf.
Bei der Supplementierung von NAD+-Vorstufen (z. B. NMN oder Nicotinamid-Ribosid) können jedoch Nebenwirkungen auftreten:
Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen)
Rötungen oder Hitzewallungen (vor allem bei Niacin, einer anderen B3-Form)
In sehr hohen Dosen: mögliche Belastung der Leber [5]
Die Datenlage zu Langzeitwirkungen ist noch begrenzt. Deshalb sollte eine Einnahme immer ärztlich abgeklärt werden, insbesondere bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme.
Der Körper kann NAD+ selbst bilden – allerdings nimmt diese Fähigkeit mit dem Alter ab. Folgende Faktoren können den NAD+-Stoffwechsel positiv beeinflussen:
Regelmäßige Bewegung: Sport, vor allem Ausdauer- und Krafttraining, steigert die Aktivität der Mitochondrien und den NAD+-Turnover [6].
Intervallfasten & Kalorienrestriktion: Studien zeigen, dass Fasten und bestimmte Diäten den NAD+-Spiegel erhöhen können [7].
Gesunde Ernährung: Lebensmittel mit Niacin (Vitamin B3) wie Geflügel, Fisch, Pilze oder Erdnüsse liefern wichtige Vorstufen für NAD+.
Kälteexposition & Hormesis: Kälte, Hitze oder andere leichte Stressreize können Enzyme aktivieren, die NAD+ benötigen.
Langweilig, aber wahr: Gesunde Ernährung, guter Schlaf und Bewegung sind die besten Voraussetzungen für hohes NAD plus.
Neben Lebensstilfaktoren rücken vor allem NAD+-Vorstufen in den Fokus der Forschung:
Nicotinamid-Mononukleotid (NMN - hier ausführlicher erläutert): Wird im Körper direkt zu NAD+ umgewandelt. Studien deuten auf mögliche Effekte bei Insulinsensitivität, Muskelkraft und Anti-Aging hin [8].
Nicotinamid-Ribosid (NR): Ein Vitamin-B3-Derivat, das ebenfalls NAD+ erhöhen kann. Es ist in ersten Nahrungsergänzungsmitteln verfügbar und wird derzeit intensiv untersucht [9].
Andere Ansätze: Substanzen wie Spermidin, Resveratrol oder Quercetin beeinflussen indirekt den NAD+-Stoffwechsel, indem sie z. B. Sirtuine aktivieren oder NAD+-abbauende Enzyme hemmen.
Wichtig: Die Forschung steckt noch in den Anfängen. Während erste Ergebnisse vielversprechend sind, sind Langzeitwirkungen, optimale Dosierungen und Sicherheit noch nicht abschließend geklärt.
Neben wissenschaftlichen Untersuchungen interessieren viele Menschen vor allem praktische Erfahrungen mit NAD+ oder dessen Vorstufen (z. B. NMN, NR). Die Berichte sind allerdings sehr unterschiedlich:
Positive Rückmeldungen: Einige Anwender berichten über gesteigerte Energie, bessere Konzentration, erholsameren Schlaf oder eine schnellere Regeneration nach Belastung.
Neutrale Erfahrungen: Andere wiederum nehmen trotz mehrwöchiger Einnahme keinerlei spürbare Veränderungen wahr.
Nebenwirkungen: Gelegentlich werden Magen-Darm-Beschwerden, leichte Kopfschmerzen oder Hautrötungen beschrieben – vor allem bei höheren Dosierungen.
Wichtig ist: Subjektive Erfahrungen ersetzen keine wissenschaftlichen Studien. Ob und in welchem Maß NAD+ tatsächlich wirkt, hängt von individuellen Faktoren wie Alter, Stoffwechsel und Lebensstil ab.
1. Was bedeutet NAD+?NAD steht für Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid. Die „+“-Form ist die oxidierte Variante.
2. Ab welchem Alter sinkt der NAD+-Spiegel?Studien zeigen einen deutlichen Rückgang ab dem mittleren Erwachsenenalter, also ab etwa 30–40 Jahren.
3. Welche Nebenwirkungen hat eine NAD+-Supplementierung?Vor allem leichte Magen-Darm-Beschwerden oder Hitzewallungen. Sehr hohe Dosierungen von Vorstufen können die Leber belasten.
4. Ist NAD+ dasselbe wie Niacin?Nein. Niacin ist ein Vitamin-B3-Derivat und dient als Ausgangsstoff für die NAD+-Bildung, ist aber nicht identisch mit NAD+.
5. Kann NAD+ die Alterung aufhalten?Es gibt Hinweise, dass ein höherer NAD+-Spiegel positive Effekte auf Alterungsprozesse hat. Ein „Jungbrunnen“ im klassischen Sinne ist es jedoch nicht.
6. Was ist eine NAD+ Infusion?Unter einer NAD+ Infusion versteht man die intravenöse Gabe von NAD+ oder seinen Vorstufen, wie sie in einigen Anti-Aging-Kliniken angeboten wird. Befürworter berichten von gesteigerter Energie, besserer Regeneration und erhöhter Konzentration. Wissenschaftlich sind diese Effekte bislang jedoch nur unzureichend untersucht. Zudem können Infusionen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Blutdruckschwankungen oder Venenreizungen verursachen. Eine Anwendung sollte daher ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
7. Welche Vorteile hat eine NAD+ Infusion gegenüber oraler Gabe (Kapseln, Pulver)?
Eine NAD+ Infusion umgeht den Verdauungstrakt und bringt den Wirkstoff direkt ins Blut. Dadurch wird eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit erreicht, als dies bei oraler Einnahme möglich ist – Kapseln und Pulver müssen erst den Magen-Darm-Trakt passieren und werden nur teilweise aufgenommen.
Beste potenzielle Wirkung: NMN (Nicotinamid-Mononukleotid Testsieger), idealerweise in magensäure-resistenten Kapseln.
Einnahmezeitpunkt: Häufig wird die Einnahme morgens nüchtern empfohlen, um die natürliche NAD+-Rhythmik zu unterstützen. Bei empfindlichem Magen besser mit leichter Mahlzeit kombinieren.
Effektiver, aber deutlich teurer (bis 400 € pro Anwendung): NAD plus Infusion.
Fazit: Für die meisten Interessierten ist die orale Einnahme von NMN oder NR die praktikabelste und am besten untersuchte Option. Infusionen sollten nur unter Aufsicht eines versierten Mediziners erfolgen.
Grundsätzlich ist eine exogene Zufuhr in erster Linie als Ergänzung eines gesunden Lebensstils sinnvoll.
[1] Gomes AP et al. Declining NAD+ induces a pseudohypoxic state disrupting nuclear-mitochondrial communication during aging. Cell. 2013;155(7):1624–1638.[2] Imai S, Guarente L. NAD+ and sirtuins in aging and disease. Trends Cell Biol. 2014;24(8):464–471.[3] Verdin E. NAD+ in aging, metabolism, and neurodegeneration. Science. 2015;350(6265):1208–1213.[4] Yoshino J et al. Nicotinamide mononucleotide, a key NAD+ intermediate, treats the pathophysiology of diet- and age-induced diabetes in mice. Cell Metab. 2011;14(4):528–536.[5] Conze D et al. Safety and Metabolism of Long-term Administration of NIAGEN (Nicotinamide Riboside Chloride) in a Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial of Healthy Overweight Adults. Sci Rep. 2019;9:9772.[6] De Guia RM et al. Aerobic and resistance exercise training reverses age-dependent decline in NAD+ and improves mitochondrial function. Cell Metab. 2019;29(3):529–542.[7] Canto C et al. Interdependence of AMPK and SIRT1 for metabolic adaptation to fasting and exercise. Cell Metab. 2009;9(2):101–112.[8] Irie J et al. Effect of oral administration of nicotinamide mononucleotide on clinical parameters and nicotinamide metabolomics in healthy Japanese men. Endocr J. 2020;67(2):153–160.[9] Martens CR et al. Chronic nicotinamide riboside supplementation is well-tolerated and elevates NAD+ in healthy middle-aged and older adults. Nat Commun. 2018;9:1286.