Zu den häufigsten und folgenreichsten Krankheitsbildern weltweit zählen chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronische Nierenkrankheit (CKD) und Herzinsuffizienz (HF). Was sie verbindet: Sie entstehen häufig schleichend, bleiben lange unerkannt und sind eng miteinander verknüpft. Besonders bei Typ-2-Diabetes (T2D) ist das Risiko für Herz- und Nierenerkrankungen stark erhöht, auch wenn noch keine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt.1 Umso wichtiger ist eine frühzeitige, gezielte Prävention, um nicht nur die Erstmanifestation von T2D zu verhindern, sondern auch kardiorenale Folgeerkrankungen und Komplikationen zu vermeiden.
Der erste Teil unserer Serie beleuchtet die Prävention im Bereich Diabetes mit einem Fokus auf die enge Verbindung zu Herz- und Nierenerkrankungen. Er zeigt, welche Maßnahmen nachweislich zu einer organübergreifenden Prävention beitragen können und wie diese in Hausarztpraxen umgesetzt werden können.
Diabetes mellitus, vorwiegend Typ 2, ist in Deutschland längst zu einer Volkskrankheit geworden. Laut dem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2024 sind aktuell rund 8,9 Millionen Menschen betroffen. Jährlich kommen über 500.000 Neuerkrankungen bei Erwachsenen hinzu. Die geschätzte Dunkelziffer liegt bei weiteren zwei Millionen Fällen.2
Die Tatsache, dass viele Fälle durch frühzeitige Prävention wahrscheinlich verhindert werden hätten können, ist besonders alarmierend. Für Typ-2-Diabetes besteht ein besonders hohes Präventionspotenzial, da auf viele der zugrunde liegenden Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung und Übergewicht frühzeitig Einfluss genommen werden kann. Maßnahmen zur Änderung des Lebensstils, wie eine gesündere Ernährung, mehr körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion, senken nicht nur das individuelle Erkrankungsrisiko, sondern langfristig auch die Krankheitslast in der Bevölkerung.3
Was außerdem vielen nicht bewusst ist: Schon in frühen Stadien kann Typ-2-Diabetes das Risiko für Herzinsuffizienz und chronische Nierenkrankheit deutlich erhöhen. In einer groß angelegten Studie entwickelte fast jede:r fünfte Patient:in mit Typ-2-Diabetes innerhalb von viereinhalb Jahren erstmals eine kardiovaskuläre oder renale Erkrankung. Bei rund 60% dieser Erstmanifestationen handelte es sich um Herzinsuffizienz oder eine chronische Nierenkrankheit. Zusätzlich gehen diese Erkrankungen mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für kardiovaskuläre und Gesamtmortalität einher. Am höchsten ist das Risiko, wenn beide Erkrankungen gemeinsam auftreten: In diesem Fall steigt die Sterblichkeit auf das bis zu Vierfache im Begleich zu Betroffenen ohne kardiorenale Komorbiditäten.4
Prävention und frühzeitige Diagnostik sind deshalb essentiell – nicht nur zur Kontrolle des Blutzuckers, sondern auch zum Schutz der Organfunktion und zur Vermeidung schwerwiegender Folgekomplikationen.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hat das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG) gemeinsam mit Expert:innen eine nationale Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zum Thema Diabetes mellitus entwickelt.5 Das Ziel besteht darin, ein qualitätsgesichertes Informationsangebot bereitzustellen, das zur Prävention, Früherkennung und besseren Versorgung von Diabetes beiträgt.
Die Strategie basiert auf drei zentralen Handlungsfeldern:5
Abbildung 1: Die drei Handlungsfelder der Diabetesprävention modifiziert nach 5.
Ein ganzheitlicher Präventionsansatz, der Herz und Nieren von Anfang an mitdenkt, kann entscheidend dazu beitragen, Folgeerkrankungen zu verhindern und so langfristig Lebensqualität zu erhalten.
Weiterführende Informationen finden Sie in der Nationalen Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zu Diabetes mellitus, die Sie hier herunterladen können.
Dies ist der erste Teil unserer Serie zur Prävention chronischer Erkrankungen. In den weiteren Beiträgen werfen wir einen gezielten Blick auf die chronische Nierenkrankheit und die Herzinsuffizienz. Erfahren Sie, wie gezielte Prävention Leben verändern kann.
Referenzen: