Dyslipidämien sind Fettstoffwechselstörungen, bei denen das Verhältnis der Lipide und Lipoproteine im Blut aus dem Gleichgewicht gerät. Sie werden durch veränderte Blutfettwerte wie Gesamtcholesterin, Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Cholesterin, High-Density-Lipoprotein (HDL)-Cholesterin sowie Triglyceride charakterisiert. Oft bleiben diese Erkrankungen unbemerkt, da sie keine offensichtlichen Symptome verursachen. Langfristig jedoch können sie das Risiko für schwere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkte oder Schlaganfälle erheblich steigern. Sie können genetisch oder durch Faktoren wie Lebensstil und Ernährung bedingt sein.1 Menschen mit Adipositas haben ein bis zu dreifach höheres Risiko für Dyslipidämie im Vergleich zu Personen mit Normalgewicht.2
Im Blut werden wasserunlösliche Lipide durch spezifische Proteine, sogenannte Lipoproteine, transportiert. Diese Lipoproteine bestehen aus Lipiden (freies Cholesterin, Phospholipide, Triglyceride, Cholesterinester) und einem Proteinanteil.3 Cholesterin wird hauptsächlich in Form von LDL und HDL transportiert. LDL transportiert Cholesterin von der Leber in den Körper. Ein hoher LDL-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, da sich LDL-Cholesterin in den Arterien ablagert und diese verhärten kann, was zu Atherosklerose führt. HDL transportiert Cholesterin aus den Geweben zurück zur Leber und verringert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weswegen es umgangssprachlich auch als „gutes“ Cholesterin bezeichnet wird.4 Triglyceride werden hauptsächlich mit Very-Low-Density-Lipoprotein und Chylomikronen im Blutkreislauf transportiert; erhöhte Triglyceridwerte können Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sowie ein höheres Arteriosklerose-Risiko verursachen.5,6
Abbildung 1: Entstehung von Atherosklerose durch LDL-Cholesterin. Modifiziert nach 5.
In Deutschland haben mehr als 50 % der Erwachsenen ein erhöhtes Serum-Gesamtcholesterin. 56,6 % der Männer und 60,5 % der Frauen im Alter von 18 bis 79 Jahren überschreiten den empfohlenen Grenzwert von 190 mg/dl. Etwa ein Fünftel der Betroffenen weisen ein stark erhöhtes Gesamtcholesterin von ≥ 240 mg/dl auf. Darüber hinaus unterschreiten 19,3 % der Männer und 3,6 % der Frauen einen HDL-Wert von 40 mg/dl. Die Gesamtprävalenz von Fettstoffwechselstörungen beträgt knapp zwei Drittel, wobei mehr als die Hälfte der betroffenen Personen mit einer bislang unerkannten Dyslipidämie lebt. Unter denen, die diagnostiziert wurden, nehmen etwa 30 % lipidsenkende Medikamente.7 Die Entstehung einer Dyslipidämie wird durch folgende Ursachen und Risikofaktoren begünstigt:1
Übergewicht, insbesondere viszerales Fettgewebe, spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung von Dyslipidämie. Viszerales Fett ist metabolisch aktiver als subkutanes Körperfett und besteht aus großen, häufig insulinresistenten Fettzellen (Adipozyten). Diese Fettzellen besitzen zudem eine höhere Dichte an adrenergen Rezeptoren, was zu einer erhöhten Lipolyse (Fettabbau) führt. Gleichzeitig ist die Antilipolyse, also die Fähigkeit des Körpers, den Fettabbau zu hemmen, herabgesetzt. Das resultiert in einer vermehrten Freisetzung nicht veresterter Fettsäuren in den Blutkreislauf, mit negativen Auswirkungen auf die Blutfettwerte. Charakteristisch sind erhöhte Triglycerid-Werte und ein niedriger HDL-Spiegel. Studien zeigen, dass der Bauchumfang das kardiovaskuläre Risiko besser vorhersagen kann als der Body-Mass-Index (BMI).8
Die Behandlung einer sekundären Fettstoffwechselstörung beginnt mit einer Umstellung des Lebensstils:5
Bei schwerer Dyslipidämie oder bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich, um die Blutfettwerte zu senken und das Fortschreiten von Gefäßerkrankungen zu verlangsamen (oder sogar zu stoppen). Zu den wichtigsten Medikamenten gehören:5
Welches Medikament für welche Patientin oder welchen Patienten geeignet ist, muss individuell abgewogen werden. Eine Kombination aus gesunder Lebensweise und Medikamenten kann das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erheblich verringern.
Genauere Informationen zum Thema Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien finden Sie in der Pocket-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. Die Patientenratgeber „Erhöhte Triglyzeride“ und „Fettstoffwechselstörungen“ der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen e.V. können Ihre Patientinnen und Patienten nach einer Diagnose dabei unterstützen, mehr über die Erkrankung zu erfahren.
Wenn Sie mehr über die Folgeerkrankungen von Übergewicht erfahren wollen, kommen Sie hier zum letzten Artikel unserer Beitragsreihe.