Zum 19. Mal tagte in diesem Jahr der Deutsche Wundkongress. Unter dem Kongressthema „Wundmanagement zwischen Wissenschaft, Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit“ trafen sich vom 7. bis 9. Mai 2025 Expertinnen und Experten verschiedenster Fachrichtungen in Bremen. Das vielfältige Kongressprogramm mit Vorträgen, Workshops und angeschlossener Ausstellung ermöglichte den Besuchenden nicht nur einen intensiven Austausch untereinander, sondern auch, sich über die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Methoden zu informieren und ihr Wissen weiter zu vertiefen.
Mit zwei spannenden Symposien und einem eindrucksvollen Messestand zeigte HARTMANN auf dem Kongress starke Präsenz. Auffällige Botschaften wie „Super saugfähig, unerreicht weich“, „Schluss mit unwirksam.“ oder „Tschüss Schäume“ weckten Neugier und luden die Besucherinnen und Besucher ein, hinter die Kulissen der modernen Wundversorgung zu blicken.
Am Stand selbst gab es weit mehr als nur guten Kaffee: Interessierte konnten sich umfassend über innovative Produkte wie Zetuvit® Plus Silicone Border, das wirkstofffreie HydroClean® sowie zum neuen Wundversorgungs-PLUS, als einfachesKonzept zur Auswahl der richtigen Wundauflage informieren – und live erleben, wie einfach und effektiv die Kompressionstherapie mit Pütter® sein kann.
Neben den Innovationen standen auch bewährte Lösungen im Fokus: Klassiker der traditionellen Wundversorgung sowie das strukturierte Hautpflege-Konzept, ergänzt durch die Produktreihe MoliCare® Skin, rundeten das umfangreiche Angebot am Stand ab.
Abseits des Messestandes trugen zwei von HARTMANN organisierte Symposien zum umfassenden Kongressprogramm bei.
Am 7. Mai beleuchtete Kerstin Protz, Projektmanagerin für Wundforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die medizinisch korrekte und leitliniengerechte Kompressionstherapie. In der Praxis stößt sie häufig auf pauschale Angaben wie „Ulcus cruris wickeln“ – doch ein Ulcus cruris ist ein Symptom, keine Diagnose. In Deutschland leiden etwa 200.000 Menschen (0,2 % der Bevölkerung) an einem aktiven Ulcus cruris venosum (UCV). Die Grundlage der konservativen Therapie bildet die medizinische Kompression – auch zur Prävention und Rezidivvermeidung bei chronischer venöser Insuffizienz. Die Rückfallquote liegt hier bei alarmierenden 50–70 % innerhalb von sechs Monaten.1
Obwohl viele Fachkräfte über Berufserfahrung und Fachwissen verfügen, bleibt die korrekte Anlage der Kompressionstherapie eine Herausforderung – das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Befragung unter 421 medizinischen Fachkräften.2
Entscheidend ist zunächst die korrekte Diagnosestellung: Etwa 50 % der Ulcera sind venös bedingt (UCV), 15 % arteriell, 15 % arterio-venös und 20 % haben andere Ursachen wie Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder Tumore. Zeigt ein diagnostiziertes UCV trotz adäquater Therapie und konsequenter Kompression nach sechs Wochen keine Heilungstendenz, ist eine weiterführende Diagnostik notwendig.
Die AWMF-Leitlinie empfiehlt die Kompressionstherapie als Standard bei UCV, da sie die Heilung beschleunigt.3 Je nach Phase der Wundheilung kommen unterschiedliche Materialien zum Einsatz:
Trotz häufiger Anwendung mangelt es in der Praxis an korrekt durchgeführten Kompressionsbandagierungen.4-7 Häufig fehlen konkrete Druckangaben, obwohl diese in der Leitlinie definiert sind. Ergebnis: verzögerte Heilung, steigende Kosten, sinkende Lebensqualität und Therapietreue.8
Die befragten Fachkräfte bestätigen diese Herausforderungen. Positiv bewertet werden Mehrkomponentensysteme mit Dehnungssperren oder Markierungen, die eine einfachere, druckgerechte Anwendung ermöglichen. Dennoch bleiben mangelnde Adhärenz und fehlendes Verständnis für die Therapie als Hauptprobleme bestehen. Eine gezielte Schulung von Fachkräften, Patienten und Angehörigen wird als Schlüssel zur Verbesserung gesehen.2
Auch eines der Schwerpunktthemen des Kongresses, „Herausforderung… Digitalisierung“ kam zur Sprache: Kerstin Protz betont, dass digitale Tools – etwa Apps zur Drucküberwachung oder für die Patientenedukation – Potenzial für bessere Versorgung bieten. Wichtig sei dabei Benutzerfreundlichkeit und individuelle Anpassung. Es bleibt spannend, wie sich diese Technologien entwickeln.
Beim HARTMANN Symposium am 8. Mai stellte Sebastian Kruschwitz, Leiter Wundmanagement am Zentrum für Beatmung und Intensivpflege Berlin, das Konzept des Wund-Balance-Kontinuums vor. Es verbindet medizinische und pflegerische Expertise mit einem ganzheitlichen, patientenzentrierten Ansatz.
Sein Alltag: außerklinische Intensivpflege von Menschen mit Beatmungspflicht oder neurologischen Grunderkrankungen. In jedem der sechs Wohnbereiche seines Zentrums gibt es spezialisierte Wundexperten, die eng mit Ärztinnen und Ärzten und weiteren Disziplinen zusammenarbeiten.
Kruschwitz setzt das Wund-Balance-Konzept umfassend um:
Er betont: Gute Versorgungskonzepte können Klinikaufenthalte vermeiden – vorausgesetzt, individuelle Lösungen und alternative Kommunikationsformen (z. B. spezielle Schmerz-Scores) werden genutzt.
Mit Fallbeispielen zeigte Kruschwitz, wie z. B. große Abszesse mit HydroClean® und Microwasserstrahl-Débridement behandelt oder Keimbelastungen mittels Moleculight i:X erkannt werden.
v.l.n.r.: Sebastian Kruschwitz, Konzept des Wund-Balance-Kontinuums, Dr. med. Tino Breitfeld
Dr. Tino Breitfeld, Leiter des Wundzentrums am Harzklinikum Quedlinburg, betonte die Relevanz ambulanter Netzwerke für nachhaltige Wundversorgung. Auch er verfolgt das Wund-Balance-Konzept, das wissenschaftliche Ansätze mit praktischer Alltagstauglichkeit verbindet.
In der Realität zählen aber auch psychosoziale Faktoren – etwa wenn Patienten keine schnelle Heilung wünschen, weil die Pflegekraft ihr einziger sozialer Kontakt ist. Für Breitfeld ist klar: Nur durch das Zusammenspiel von Wunde, Mensch und Lebensumfeld gelingt nachhaltige Wundversorgung.
Moderne Wundversorgung berücksichtigt heute viele biologische Marker – wie MMP 2 und 9, Entzündungsparameter, Sauerstoff- oder Nährstoffmangel. Ziel ist nicht nur Heilung, sondern Verhinderung chronischer Wunden durch frühzeitige Intervention.
Entscheidend sei eine saubere Reihenfolge:
20 % der Ulcera sind durch seltene Ursachen bedingt – und diese verdienen mehr Aufmerksamkeit. Beispiele:
Wichtig: Gewebeproben helfen bei der Diagnostik – vor allem, wenn Verdacht auf Neoplasien, Kalziphylaxie oder andere seltene Ursachen besteht.
Die Wundtherapie muss ganzheitlich und patientenzentriert sein. Die Experten betonten: