Mangelernährung ist ein häufiges Problem bei hospitalisierten Patient:innen1 und ein oft unterschätztes Problem im klinischen Alltag, das gravierende Folgen für Patient:innen haben kann. Eine unzureichende Nährstoffversorgung führt nicht nur zu einer verzögerten Wundheilung und einem erhöhten Infektionsrisiko, sondern kann auch die Verweildauer im Krankenhaus verlängern und die Sterblichkeitsrate erhöhen. Besonders bei schwer erkrankten oder immungeschwächten Patient:innen ist eine gezielte Ernährungstherapie essentiell.2–5
Aktuelle Veröffentlichungen unterstreichen die oft übersehene und vernachlässigte Herausforderung der krankheitsbedingten Mangelernährung. Die veröffentlichten Zahlen zeigen, dass zwischen 20 und 60 % der hospitalisierten Patient:innen abhängig von der untersuchten Population und den diagnostischen Tools mangelernährt sind.2–5
Auch in Deutschland stellt sich das Problem ähnlich dar: Bereits vor rund 20 Jahren wurde festgestellt, dass jede vierte Patientin/jeder vierte Patient in deutschen Krankenhäusern mangelernährt ist. Diese Mangelernährung kann ein Grund für längere Krankenhausaufenthalte sein und ist meist auf hohes Alter, maligne Erkrankungen oder schwere Begleiterkrankungen zurückzuführen.2
Die aktuellen und bereits bekannten Zahlen sollten daher einen Anreiz darstellen, eine adäquate Ernährungstherapie bei hospitalisierten Patient:innen einzuleiten.1–5 Dass eine gezielte leitlinienangepasste Ernährungstherapie für hospitalisierte Patient:innen einen echten Vorteil bringt, zeigten erst jüngst eindrucksvoll die Ergebnisse der EFFORT Studie.6 Die Patient:innen in der Ernährungsgruppe zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikant reduziertes Risiko für Komplikationen, eine signifikant reduzierte Mortalität wie auch eine signifikant verbesserte Funktionalität und Lebensqualität.6
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) umfasst der Begriff krankheitsspezifische Mangelernährung „klinisch relevante Mangelzustände, die entweder durch verminderte Nahrungsaufnahme, Malabsorption und Maldigestion, erhöhte Proteinkatabolie oder Inflammation entstehen“.7,8
Die Ursachen für Mangelernährung können auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden und sowohl patient:innenbezogen als auch organisatorisch/strukturell bedingt sein.9
Patient:innenbezogene Faktoren
Organisatorische/Strukturelle Faktoren
Tabelle 1: Ursachen einer Mangelernährung9
Bestehen Defizite im Ernährungszustand, kann dies die Lebensqualität der Patient:innen einschränken, woraus eine ungünstige Prognose resultieren kann. Umso wichtiger ist es, dass Mangelernährung frühzeitig erkannt und durch ein multiprofessionelles Team behandelt wird. Ziel der Ernährungstherapie ist es dann, mit Hilfe eines Stufenplans bestehende Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitsdefizite auszugleichen oder abzubauen.9,10
Aus diesem Grund untersuchte die EFFORT-Studie6 (Effect of early nutritional support on Frailty, Functional Outcomes, and Recovery of malnourished medical inpatients Trial) den Einfluss einer individualisierten Ernährungstherapie auf hospitalisierte Patient:innen mit erhöhtem Ernährungsrisiko. In dieser offenen, multizentrischen Studie wurden 2088 Patient:innen in acht Schweizer Krankenhäusern entweder einer individualisierten Ernährungstherapie unterzogen oder bekamen Standard-Krankenhauskost.
Die EFFORT-Studie zeigte, dass bei den hospitalisierten Patient:innen im Arm mit der individualisierten Ernährungstherapie wichtige klinische Ereignisse im Vergleich zur Gruppe mit Standard-Krankenhauskost verbessert werden konnten – einschließlich des Überlebens. Diese Ergebnisse unterstützen nachdrücklich das Konzept eines systematischen Screenings von Patient:innen hinsichtlich ihres Ernährungsrisikos vor der Krankenhausaufnahme. Dies sollte unabhängig von ihrem medizinischen Zustand erfolgen, gefolgt von einer Ernährungsbeurteilung und der Einführung einer individualisierten Ernährungsunterstützung für Risikopatient:innen.6
Sollte eine erwachsene Patientin/ein erwachsener Patient eine parenterale Ernährung (PE) benötigen, so greifen in Abhängigkeit von der klinischen Situation verschiedene Leitlinienempfehlungen für die Zusammensetzung einer klinischen Ernährung. Tabelle 2 zeigt hier einige Beispiele.
Tabelle 2: Beispiele für die Zusammensetzung einer klinischen Ernährung in verschiedenen klinischen Situationen10Abbildung vergrößern
Der spezifische Energie- und Nährstoffbedarf von Patient:innen – besonders mit künstlicher Ernährung – muss genau berücksichtigt werden. Eine Über- oder Unterdosierung kann zu metabolischen Komplikationen führen.11 Ein breites Portfolio an standardisierten Mehrkammerbeutel bietet hier eine sichere und praktikable Lösung, um eine leitliniengerechte Nährstoffversorgung zu gewährleisten: Sie ermöglichen es, durch unterschiedliche Protein-/Energieverhältnisse individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen einzugehen.
Weitere Informationen zu den Grundlagen der parenteralen Ernährung können Sie in unserem Artikel Individuelle Bedürfnisse mit standardisierten Ernährungslösungen – Geht das? nachlesen.
Die parenterale Ernährung ist weit mehr als nur eine "Ernährung durch die Vene". Sie spielt eine entscheidende Rolle in der Ernährungstherapie von hospitalisierten Patient:innen mit Mangelernährung und kann die damit verbundenen Risiken reduzieren sowie Krankenhausaufenthalte verkürzen.12 PE sollte daher stets als Teil eines ganzheitlichen medizinischen Ernährungskonzeptes betrachtet werden und durch interdisziplinäre Zusammenarbeit zur optimalen Versorgung der Patient:innen beitragen.
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