Die parenterale Ernährung (PE) ist ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Ernährungstherapie in der klinischen und ambulanten Versorgung. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn eine orale oder enterale Ernährung nicht mehr ausreicht oder nicht möglich ist.1–4 Dabei geht es nicht nur um die Bereitstellung von Nährstoffen – für bestimmte Patient:innen ist es sogar eine lebenserhaltende Therapie.
Die PE versorgt kritisch kranke, mangelernährte oder nicht mehr ausreichend oral/enteral ernährbare Patient:innen mit essentiellen Nährstoffen. Eine adäquate Ernährung muss daher neben Makronährstoffen wie Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten auch Elektrolyte und essentielle Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente enthalten. Sie ist daher in vielen medizinischen Bereichen ein unverzichtbares Instrument der ernährungsmedizinischen Versorgung.5
Allein die Vielzahl unterschiedlicher Leitlinien zum Thema medizinische Ernährungstherapie zeigt, in wie vielen verschiedenen Krankheitssituationen eine PE eingesetzt werden kann.1 Typische Situationen sind demnach schwere gastrointestinale Erkrankungen wie z. B. Kurzdarmsyndrom oder Tumore sowie der postoperative oder intensivmedizinische Zustand der Patient:innen. Auch bei einer akuten oder chronischen Niereninsuffizienz mit und ohne Dialyse kann eine PE angezeigt sein.1–4,7
Ist bei Patient:innen PE indiziert, wird je nach Ernährungszustand und Bedarf grundsätzlich zwischen zwei Formen unterschieden:
Die Art der Verabreichung der PE hängt in erster Linie vom vorhandenen venösen Zugang ab. Ist kein zentraler Zugang z. B. über einen zentralvenösen Katheter (ZVK), Port oder Hickman-Katheter oder eine PICC-Line (Peripherally Inserted Central venous Catheter) vorhanden, so muss eine periphervenöse parenterale Ernährung (pPE) gewählt werden. Peripher infundierbare Ernährungslösungen sind durch eine geringe Osmolarität (< 800–900 mosmol/l)1,9 und in der Regel durch eine niedrige Glucose- und Aminosäurekonzentration gekennzeichnet, und eher für eine kurzzeitige periphervenöse Ernährung (< 7–10 Tage)9 geeignet.
Im Gegensatz dazu eignet sich eine zentralvenöse PE über einen zentralvenösen Zugang für eine Langzeit-PE (> 7–10 Tage). Durch den Wegfall der Osmolaritätslimitierung können dabei dann auch höhere Kalorien- und Nährstoffkonzentrationen appliziert werden.5
Da Patient:innen aller Altersgruppen (Neugeborene, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene) PE erhalten können, sind standardisierte, effektive und leitlinienkonforme Lösungen erforderlich, um die Patient:innen optimal zu versorgen. Die Herausforderung besteht darin, die individuelle Anpassung an die Bedürfnisse zu gewährleisten, ohne die Prozesssicherheit zu gefährden oder die Komplexität zu erhöhen. Daher existieren zwei Hauptansätze zur PE-Zubereitung: das sogenannte Compounding, bei dem individuelle Lösungen für Patient:innen zusammengestellt werden, und die Verwendung von standardisierten Mehrkammerbeuteln.10
Mehrkammerbeutel (Zwei- und Dreikammerbeutel) bieten einige praktische Vorteile. Sie sind länger haltbar und müssen nicht kühl gelagert werden. Durch die standardisierte industrielle Herstellung und gleichbleibende Zusammensetzung ist es bei Mehrkammerbeuteln auch einfacher entsprechende Kompatibilitäts- und Stabilitätsdaten z. B. mit zusätzlichen Elektrolyten, Vitaminen und Spurenelementen zu ermitteln als bei individuellen Mischungen mit variablen Zusammensetzungen.2,11
Andererseits bietet ein patientenindividuelles Compounding die Möglichkeit, ein Ernährungsregime an sehr patientenspezifische Anforderungen anzupassen, wie es etwa bei dem Volumen- und Elektrolytbedarf von Kurzdarmpatienten notwendig werden kann.12
Standardisierte Ernährungslösungen wie Mehrkammerbeutel ermöglichen eine bedarfsgerechte Zufuhr essenzieller Makro- und Mikronährstoffe und bieten so eine sichere, effiziente und leitliniengerechte Möglichkeit, Patient:innen mit PE zu versorgen. Trotz ihrer Standardisierung können sie flexibel an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Damit verbinden sie Prozesssicherheit mit patientenorientierter Versorgung und leisten einen wertvollen Beitrag zur medizinischen Ernährungstherapie.
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