In Deutschland leben schätzungsweise 8 Millionen Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion (CKD-Stadium G3-5).1 Die meisten Patient:innen mit chronischer Nierenkrankheit (CKD) erhalten ihre Erstdiagnose in der hausärztlichen Praxis. Während einige hausärztlich gut betreut werden können, ist bei vielen die Mitbetreuung durch Nephrolog:innen erforderlich. Die DEGAM-Leitlinie zur Versorgung von Patient:innen mit nicht-nierenersatzpflichtiger CKD definiert klare Kriterien, nach welchen Werten in der hausärztlichen Praxis gescreent werden sollte und wann eine Überweisung an Fachärzt:innen für Nephrologie sinnvoll ist.1 Der Umstand, dass wichtige Screening-Untersuchungen innerhalb der allgemeinmedizinischen Versorgung erfolgen können, unterstreicht die enrome Wichtigkeit von Hausärzt:innen bei der Identifikation und Behandlung von CKD-Patient:innen.
Da CKD gerade in frühen Stadien meist asymptomatisch verläuft, bleibt es oft unerkannt. Zwar werden Routine-Screenings bei der Allgemeinbevölkerung nicht empfohlen, jedoch sollten Risikopatient:innen (z. B. mit Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie oder regelmäßiger Einnahme nephrotoxischer Medikamente) gezielt untersucht werden, um das das Fortschreiten einer CKD frühzeitig zu verhindern.1 Diese Risikopatient:innen finden sich sehr oft in der hausärztlichen Praxis und können dort mit folgenden Werten labordiagnostisch gescreent werden:
Wichtige labordiagnostische Hinweise auf das Vorliegen einer CKD liefern die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR = estimated GFR) und der Urin-Albumin/Kreatinin-Quotient (UACR = Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio). Jeder dieser klinischen Parameter lässt sich einfach aus Blut- und Urinuntersuchungen bestimmen.1
Abbildung 1: Risikomodell für die Wahrscheinlichkeit eines Nierenversagens nach GFR und UACR in Anlehnung an das Risikomodel der KDIGO-Leitlinie, mod. Nach1,2
Die glomeruläre Filtrationsrate ist ein Indikator der Funktionsleistung der Nieren und definiert die CKD-Stadien. Liegt die eGFR bei Erstdiagnose unter 60 ml/min/1,73m2, soll eine weitere Bestimmung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate nach 3 Monaten erfolgen, um die Diagnose einer CKD zu stellen. Auch eine erhöhte Albuminausscheidung im Urin ist ein frühes Anzeichen für eine Nierenschädigung und erhöht das Risiko für das Auftreten von kardiovaskulären Komplikationen.
Die aktuelle DEGAM-Leitlinie empfiehlt: Bei Erstdiagnose einer GFR < 60 ml/min/1,73m2 soll eine Bestimmung des UACR erfolgen.1
Die DEGAM-Leitlinie unterstützt Hausärzt:innen bei der Entscheidung über eine Überweisung in die Nephrologie. Wichtige Überweisungskriterien sind:1
Eine Zusammenfassung der Kriterien für eine Überweisung in die Nephrologie bietet die Entscheidungshilfe (Abb.2):1
Abbildung 2: Entscheidungshilfe zur Überweisung in die Nephrologie1
Damit Sie jederzeit für eine Entscheidung gewappnet sind, können Sie die Entscheidungshilfe hier downloaden!
Da Hausärzt:innen oft die erste Anlaufstelle für Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion sind, könnte durch gezieltes Screening und leitliniengerechte Behandlung die Nierenfunktion möglichst lange erhalten werden. Die frühzeitige Einbindung von Nephrolog:innen bei wenn nötig gewährleistet eine optimale Versorgung und könnte den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Referenzen: