Beim Thema knochengesunde Ernährung denken viele Ihrer Osteoporose-Patient*innen vermutlich insbesondere an Kalzium und Vitamin D, womöglich auch an Vitamin K. Doch gerade bei Menschen mit erhöhtem Frakturrisiko sollte die ausreichende Versorgung mit Proteinen auf keinen Fall vernachlässigt werden. Denn reicht die Proteinzufuhr nicht aus, nimmt die Knochenmasse sogar schneller ab, als wenn zu wenig Kalzium und Vitamin D aufgenommen werden!1
Proteine spielen vor allem aus zwei Gründen eine zentrale Rolle für die Knochengesundheit:
Die S3-Leitlinie Osteoporose empfiehlt, dass Menschen mit erhöhtem Frakturrisiko ab dem Alter von 65 Jahren eine eiweißreiche Ernährung mit einer täglichen Aufnahme von mindestens 1,0 g/kg Körpergewicht/Tag empfohlen werden sollte.2 Doch worauf sollte man zum Beispiel hinsichtlich der Proteinquellen, des Allgemeinzustandes und möglicher Komorbiditäten achten?
Sowohl pflanzliches (v. a. Hülsenfrüchte, Getreide) als auch tierisches Protein (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier) ist geeignet, um den täglichen Bedarf zu decken. Proteinreiche pflanzliche Nahrungsmittel enthalten jedoch meist wenig Kalzium. Milchprodukte hingegen haben den Vorteil, vollwertig in Bezug auf die Eiweißzusammensetzung und gleichzeitig kalziumreich zu sein. Insgesamt sollten die Quellen so vielfältig wie möglich sein, um die essenziellen Aminosäuren abzudecken. Bei postmenopausalen Frauen können Sojaprodukte aufgrund der enthaltenen Isoflavone zusätzliche positive Effekte auf den Knochen haben.1
Bei kardiovaskulären Begleiterkrankungen ist es ratsam, auf rotes und verarbeitetes Fleisch, Eier und fette Milchprodukte zu verzichten. Auch bei Nierenerkrankungen sollten rotes und verarbeitetes Fleisch vermieden werden. Geeignete Proteinquellen sind beispielsweise Geflügel, Fisch, Soja und Gemüse.1
Bei mobilen Patient*innen ist es sinnvoll, die knochengesunde Ernährung zusätzlich mit körperlicher Aktivität zu verknüpfen, um den Knochen- und Muskelaufbau gezielt zu fördern.1 Für bettlägerige Patient*innen sollte die Proteinzufuhr ausreichend, gleichzeitig jedoch nicht übermäßig hoch (> 1,45 g/kg Körpergewicht/Tag) sein, da dies möglicherweise zu einem gesteigerten Knochenumsatz und zum Verlust von Knochenmasse führen kann.1 Bei alterstraumatologischen Patient*innen, die z. B. nach einer Hüftfraktur und operativer Versorgung zu wenig essen, ist oft eine Kombination aus parenteraler Ernährung und Trinknahrung sinnvoll, um den Bedarf zu decken, die Mobilisierung zu unterstützen und das Komplikationsrisiko zu reduzieren.3,4 In der neuen S3-Leitlinie zu Klinischer Ernährung und Hydrierung im Alter wird explizit darauf verwiesen, dass Ernährungsinterventionen ein Bestandteil der Teamintervention sein soll, um den Verlauf zu verbessern.4
Es muss nicht immer der Protein-Shake sein – aber eine ausreichende Eiweißzufuhr aus verschiedenen tierischen und pflanzlichen Quellen ist nicht nur für die Muskeln, sondern auch für gesunde Knochen essenziell. Um zu screenen, ob der Proteinbedarf Ihrer Patient*innen durch die Ernährung gedeckt wird, können Online-Rechner hilfreich sein. Ein kostenloses Tool der Freien Universität Amsterdam, das auch von der Osteoporose-Leitlinie empfohlen wird2, finden Sie hier:
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