Eine gesunde Ernährung für starke Knochen, am besten bis ins hohe Alter – wie geht das? Können wir die Knochengesundheit von Osteoporose-Patient:innen durch Ernährung beeinflussen? Im Zentrum von Empfehlungen zu diesem Thema stehen Kalzium und Vitamin D, da diese beiden Stoffe wichtige Rollen im Knochenstoffwechsel spielen. Wir haben uns Studienlage und Leitlinie genauer angeschaut: Wann kann eine Supplementation sinnvoll sein? Und wann sollten die Kalzium- und Vitamin-D-Werte im Blut kontrolliert werden?
Kalzium ist ein wesentlicher Bestandteil der Knochenmatrix: Rund 99 % des im Körper vorhandenen Kalziums – insgesamt mehr als 1 kg! – ist in Knochen und Zähnen gebunden. Doch auch für andere Körperfunktionen wie z. B. Muskelkontraktion ist das Mineral erforderlich. Der Kalziumspiegel wird daher im Körper streng reguliert.1 Die Aufnahme aus der Nahrung erfolgt im Dünndarm und wird über 1,25-Dihydroxy-Vitamin D gesteuert.1
Die ausreichende Verfügbarkeit im Körper hängt mit dem Kalziumgehalt der Nahrung zusammen.1,2 Kalziumreich sind vor allem Milch und Milchprodukte, grünes Gemüse (Rukola, Grünkohl, Brokkoli, Spinat) und Nüsse.3 Bereits mit zwei Scheiben Emmentaler Käse (60 g) und einem Glas Milch (250 ml) können Patient:innen ihren täglichen Kalziumbedarf von 1.000 mg decken.3 Auch Mineral- und Heilwässer können wesentliche Kalziumquellen sein.
Vitamin D ist essenziell für gesunde Knochen, da es die Kalziumaufnahme aus dem Dünndarm, die Kalziumhomöostase im Blut und den Einbau in die Knochenmatrix steuert. Nur bei einem gesunden Vitamin-D-Spiegel kann der Körper bis zu 30 % des über die Nahrung zugeführten Kalziums für sich nutzbar machen. Die Hauptquelle für Vitamin D ist die körpereigene Synthese in der Haut. Weil dafür UV-B-Strahlung benötigt wird, findet die Bildung nur bei ausreichender Sonnenlichtexposition statt. Da die über Nahrung aufgenommene Menge an Vitamin D meist wesentlich geringer ist, kann es vor allem im Winter in nördlichen Breiten zu Vitamin-D-Mangel kommen, wenn köpereigene Speicher aufgebraucht sind.1
Als Faustformel für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese gilt: Abhängig vom Hauttyp und Jahreszeit reicht es in Deutschland aus, pro Tag ein Viertel der Körperoberfläche (Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen) zwischen 12 und 15 Uhr für 5 bis 25 Minuten der Sonne auszusetzen. Vitamin-D-reiche Nahrungsmittel sind vor allem Seefisch, Hühnereigelb, einige Pilze und Rinderleber. Bei einer üblichen Ernährung wird der Vitamin-D-Bedarf jedoch nur zu 10 bis 20 % über Nahrungsmittel gedeckt.4
Das sagt die S3-Leitlinie Osteoporose2
Bei einem gewissen Frakturrisiko kann eine spezifische medikamentöse Therapie der Osteoporose empfohlen werden – stets in Kombination mit einer ausreichenden Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung als begleitende Basistherapie.2 Auch dann gilt: Wenn die empfohlene Zufuhr von 1.000 mg Kalzium und 800 bis 1.000 IE Vitamin D täglich durch Nahrung bzw. Exposition nicht sicher erreicht wird, sollen Supplemente eingenommen werden.2 Vor Beginn einer spezifischen Therapie kann je nach Präparat eine Vortherapie mit Kalzium und Vitamin D sinnvoll sein, um das Risiko für eine Hypokalzämie zu minimieren.2
Bei allen Überlegungen zu Kalzium und Vitamin D sollte nicht vergessen werden, dass auch der allgemeine Ernährungsstatus für das Frakturrisiko relevant ist: Untergewicht – definiert als Body Mass Index (BMI) < 20 kg/m2 – ist mit einer Abnahme der Knochendichte und einer Zunahme des Sturz- und Frakturrisikos verbunden. Patient:innen sollten daher versuchen, Untergewicht zu vermeiden und ein möglichst normales Körpergewicht zu halten.2
Die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D über Ernährung bzw. Sonnenlicht ist eine Grundvoraussetzung für einen gut funktionierenden Knochenstoffwechsel. Eine Supplementation kann sinnvoll sein – sie ersetzt bei einer Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko jedoch keine spezifische medikamentöse Therapie, wenn diese indiziert ist.
Referenzen
DE-DA-2400206