Das eine Vitamin K gibt es eigentlich gar nicht: Hinter dem Begriff verbirgt sich eine heterogene Gruppe von fettlöslichen, für den Menschen essenziellen Stoffen, die bestimmte chemische Eigenschaften gemeinsam haben. Physiologisch bedeutsam sind Vitamin K1 (auch Phyllochinon genannt) und Vitamin K2 (Menachinon).1 Vitamin K1 kommt praktisch in allen grünen Gemüsen vor, zum Beispiel in grünem Salat, Broccoli, Spinat und Petersilie.1 Vitamin K2 hingegen ist vor allem in tierischen Produkten wie Eiern, Fleisch und fermentierten Produkten wie Sauerkraut oder dem japanischen Natto enthalten.1 Vitamin K1 muss aktiv aus dem Darm in den Blutkreislauf transportiert werden und wird daher schlechter aufgenommen.1 Vitamin K2 diffundiert frei aus dem Darmlumen ins Blut. Es kann zum Teil durch Darmbakterien aus Vitamin K1 synthetisiert werden.1
Da die Funktionen von K1 und K2 im Körper überlappen, wird aber häufig nur von Vitamin K gesprochen. Sowohl Vitamin K1 als auch Vitamin K2 sind vor allem bekannt dafür, für die Blutgerinnung erforderlich zu sein. Doch auch im Knochenstoffwechsel spielt Vitamin K eine Rolle.1 So wurde gezeigt, dass es als Co-Faktor für die Funktion von Osteocalcin relevant ist.1 Die Hauptaufgabe von Osteocalcin im Knochen besteht in der Bindung von Kalzium und der geordneten Mineralisierung im Knochen.
Darüber hinaus legen präklinische Forschungen nahe, dass sich Vitamin K auf die Aktivität von Osteoblasten und/oder Osteoklasten auswirken könnte.1 Doch in klinischen Studien wurde bislang nicht gezeigt, dass eine erhöhte Aufnahme bei einer Osteoporose zu verbesserter Knochendichte oder -qualität führt: Verschiedene Arbeiten lieferten keine einheitliche und überzeugende Evidenz dafür, dass Vitamin-K-Gabe Knochenmineraldichte, Knochenumbaumarker oder Frakturinzidenz positiv beeinflussen kann.1 Zum Teil waren die Resultate schwierig zu interpretieren oder widersprüchlich.1
Auch die Autor*innen der aktuellen S3-Leitlinie Osteoporose (2023) berufen sich auf die eingeschränkte klinische Datenlage und empfehlen:2
Im Kommentar der Leitlinie heißt es, dass zur besseren und einfacheren Diagnose eines Vitamin-K-Mangels jedoch noch zuverlässige bzw. standardisierte Messverfahren fehlen.2 Falls ein Mangel nachgewiesen und eine Supplementation erforderlich sein sollte, gibt die Leitlinie Tagesdosierungen von bis zu maximal 375 μg Vitamin K2 als wirksam für den Ausgleich des Mangels an.2 Chronische Krankheiten, bei denen häufig ein Vitamin-K-Mangel vorliegt, sind zum Beispiel Diabetes, Rheuma und Hypertonie.2
In Bezug auf den üblichen täglichen Vitamin-K-Bedarf verweisen die Autor*innen auf die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die abhängig von Alter und Geschlecht bei Erwachsenen zwischen 60 und 80 µg/Tag liegen.2,3 Die Fettlöslichkeit und die unterschiedliche Bioverfügbarkeit von Vitamin K1 und K2 gelten als wichtige Faktoren, die bei der Versorgung berücksichtigt werden sollten.2
Beispiele für den Vitamin-K-Gehalt einiger ausgewählter Nahrungsmittel haben wir hier für Sie zusammengestellt:4
Nahrungsmittel
Durchschnittlicher Vitamin-K-Gehalt pro 100 g
Grünkohl
817 µg
Portulak
381 µg
Schnittlauch
380 µg
Spinat
305 µg
Traubenkernöl
280 µg
Broccoli (gekocht, abgetropft)
270 µg
Kichererbse (Samen, trocken)
264 µg
Brunnenkresse
250 µg
Fenchel (Blatt)
240 µg
Rosenkohl
236 µg
Sojamehl (vollfett)
200 µg
Kopfsalat
109 µg
Kalbsleber
88 µg
Chinakohl
80 µg
Haferflocken
63 µg
Kiwi
33 µg
Rindfleisch (Muskel)
12 µg
Zucchini
11 µg
Hühnerei
8,9 µg
Sauerkraut
7,7 µg
Emmentaler Käse (45 %)
2,6 µg
Kuhmilch (3,5 % Fett)
0,5 µg
Eine umfassende Übersicht der Deutschen Herzstiftung über Vitamin-K-haltige Lebensmittel finden Sie hier.
Noch ist vieles unklar – die klinische Datenlage unterstützt bislang nicht die Vermutung, dass die Gabe von Vitamin K das Risiko für osteoporotische Knochenbrüche senkt. Eine knochengesunde Ernährung, die u. a. für eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D sowie Vitamin-K-Zufuhr sorgt, ist allgemein ratsam.
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Referenzen
DE-DA-2400446