Neben den Impfstoffen von Biontech, Moderna und Astrazeneca befinden sich derzeit noch zehn weitere Vakzine in Phase-III-Studien. Wir stellen euch fünf wichtige Kandidaten vor.
Der russische Vektorimpfstoff namens Sputnik V (Gam-COVID-Vac) wurde vom Gamaleya-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Bei diesem Vakzin werden Adenoviren als Träger für Gene benutzt, die für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 kodieren. Die Zellen, zu denen der Impfstoff gelangt, produzieren die Antigene also selbst.
Der Impfstoff besteht aus zwei Komponenten:
Das Gamaleya-Institut wählte zwei verschiedene Adenoviren aus Sorge, dass eine Immunreaktionen gegen den selben Vektor die Wirkung der Booster-Impfung abschwächen könnte.
Im August erklärte Russlands Staatschef Putin überraschend, dass der Impfstoff nun zugelassen sei. Daten aus klinischen Phase-I-/II-Studien lagen nicht vor und wurden erst im September nachgeliefert. Eine Phase-III-Studie war zu dem Zeitpunkt noch nicht durchgeführt worden.
Jetzt legt Russland nach: Laut einer Pressemitteilung des staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF soll die Wirksamkeit des Impfstoffs bei mehr als 95 Prozent liegen. In einer laufenden Phase-III-Studie war demnach bei 8 von 14.095 Probanden in den ersten 28 Tagen nach der ersten und 7 Tage nach der zweiten Dosis von Sputnik V eine bestätigte COVID-19-Erkrankung aufgetreten. In der Placebogruppe soll es zu 31 Erkrankungen bei 4.699 Personen gekommen sein. Das ergibt eine Effektivität von 91,4 Prozent. Bis zum 42. Tag nach der ersten Dosis soll die Effektivität auf über 95 Prozent gestiegen sein.
Damit ist Sputnik V möglicherweise wirksamer als der Vektorimpfstoff von Astrazeneca/Oxford-Universität. Auch Astrazeneca benutzt virale Vektoren, um SARS-CoV-2-Gene in menschliche Zellen zu schleusen.
Im Unterschied zum Gamaleya-Institut hat Astrazeneca allerdings abgeschwächte Schimpansenviren benutzt, die auch in beiden Impfdosen verabreicht wurden. Wie oben beschrieben, könnte die Immunreaktion auf die erste Dosis einen Boostereffekt weiterer Dosierungen verhindert oder abgeschwächt haben. Das könnte erklären, warum Sputnik V bei der Wirksamkeit besser abschneidet als der Impfstoff von Astrazeneca.
Der US-Konzern Johnson & Johnson hinkt mit der Phase-III-Studie seines Impfstoff-Kandidaten den derzeitigen Favoriten von Moderna, Biontech und Astrazeneca hinterher. Doch mit knapp 60.000 Probanden soll es die größte Phase-III-Studie werden. Ende des Jahres könnten erste Ergebnisse vorliegen.
In dieser Studie bekommen die Probanden den Impfstoff in nur einer einzigen Dosis verabreicht, weil in tierexperimentellen Studien bereits eine einzelne Impfstoff-Dosis Affen vor einer Infektion schützte.
Im November startete eine zweite Phase-III-Studie, an der bis zu 30.000 Probanden teilnehmen sollen, unter anderem auch in Deutschland. Darin soll überprüft werden, ob der Impfstoff mit der Verabreichung einer zweiten Dosis wirksamer ist.
Bei Ad26.COV2-S handelt es sich um einen Vektorimpfstoff basierend auf dem Adenovirus 26. Damit hat das Unternehmen bereits einen Impfstoff gegen Ebola entwickelt.
Die EU hat mit Johnson & Johnson im Oktober einen Deal geschlossen: 200 Millionen Impfstoffdosen will die EU vom Hersteller abnehmen. Damit könnte der Impfstoff auch in Deutschland zum Einsatz kommen.
Wegen fehlender Daten ist es bislang schwer, Aussagen über die Wirksamkeit chinesischer Vakzine zu treffen. Doch offenbar gab es nun auch dort einen Zulassungsantrag eines Impfstoff-Kandidaten, ohne dass der Hersteller Daten über Phase-III-Studien vorgelegt hat. Dabei handelt es sich um einen Totimpfstoff der Sinopharm-Tochter China National Biotec Group (CNBG), der derzeit in mehreren Phase-III-Studien untersucht wird.
Sinopharm hat insgesamt zwei Totimpfstoffe in der Entwicklung. Medienberichten zufolge haben in China schon über eine Million Menschen im Rahmen einer Notfallzulassung eine Impfung mit den zur Verfügung stehenden Präparaten erhalten (wir berichteten).
Im Juli startete das chinesische Unternehmen Sinovac eine Phase-III-Studie in Brasilien mit dem Impfstoff CoronaVac, der auf einem inaktiviertem Virus basiert. Während Sinovac noch keine Daten dazu veröffentlicht hat, erklärten brasilianische Behörden im Oktober, dass dies der sicherste von fünf Impfstoffen sei, die derzeit in Phase-III-Studien getestet würden. Auch dieser Impfstoff soll chinesischen Bürgern schon verabreicht worden sein.
Ebenfalls in Phase III befindet sich der Impfstoff des chinesischen Herstellers CanSino Biologics. Der Adenovirus-Impfstoff wurde im Juni vom chinesischen Militär für ein Jahr als „speziell benötigtes Medikament“ zugelassen. Seit August laufen Phase-III-Studien in einer Reihe von Ländern, darunter Saudi-Arabien, Pakistan und Russland.
Über weitere Impfstoffe informiert die New York Times in ihrem Coronavirus Vaccine Tracker.
Bildquelle: Bill Oxford, unsplash