Mit dieser Nachricht überraschten russische Medien heute Mittag den Rest der Welt: Mit Gam-COVID-Vac Lyo habe man den ersten Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zugelassen. Die Tochter des russichen Präsidenten Wladimir Putin sei bereits geimpft, so die skurrile Zusatzinfo, die alle bisherigen Berichte zum Thema gemeinsam haben.
Über den Impfstoff wisse man bisher nur wenig, heißt es in der Süddeutschen Zeitung. Es soll sich um einen Vektorimpfstoff handeln, der auf Komponenten zweier verschiedener Adenoviren basiert. Das würde ihn technisch in die Nähe des chinesischen Impfstoffs rücken, der bereits Anfang Juli eine spezielle Zulassung erhielt („military specially-needed drug approval“, wir berichteten). In Sachen Impfstoffentwicklung scheint es sich um ein recht konventionelles Vorgehen zu handeln, so die SZ weiter.
Was aber auffällt: Noch liegen keinerlei Daten oder Studienergebnisse zum neuen Impfstoff aus Russland vor. Aus der Studienregistrierung lasse sich lediglich ablesen, dass der Impfstoff an 38 gesunden Personen auf Verträglichkeit und messbare Reaktion getestet worden sei. Eine abschließende Bewertung der Wirksamkeit gebe es nicht, eine entsprechende Studie solle erst nach der Zulassung des Impfstoffs durchgeführt werden. Aussagekraft sieht anders aus, belastbare Evidenz auch.
Über die tatsächliche Bedeutung des russischen Vakzins lässt sich also vorerst nur spekulieren. „Ich denke nicht, dass dieser Impfstoff besser oder schlechter ist als die anderen Kandidaten“, sagt Virologe Stephan Becker von der Universität in Marburg gegenüber der SZ. Und von diesen anderen Kandidaten gibt es viele – einen aktuellen Überblick findet ihr hier:
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