Der Pflegenotstand ist ein Monster von einem Problem. Wie es sich lösen lässt? Derzeit gibt es drei Vorschläge.
Gerade macht ein Bericht in den Medien die Runde, der dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt. Darin geht es um den bisher ausbleibenden Erfolg von Spahns Versuch, die Pflege auf Vordermann zu bringen. Sein Ziel waren 13.000 zusätzliche Stellen in Deutschland, die Realtität sieht anders aus. Eine kleine Anfrage der FDP ergab: Bis Mitte Juli wurden 2.800 Anträge auf Förderung von zusätzichem Pflegepersonal gestellt. Davon wurden bisher nur etwa „300 Anträge bewilligt“, heißt es in Dresdner Neueste Nachrichten. Wenig überraschend hält FDP-Politikerin Nicole Westig das „Spahn'sche Pflegepersonal-Stärkungsgesetz“ für einen „wirkungslosen Papiertiger“.
Wenn man sich die Berichterstattung der letzten Monate ansieht, kristallisieren sich drei Lösungsansätze heraus, um den Pflegenotstand doch noch in den Griff zu bekommen.
Der Gesundheitsminister lässt nichts unversucht, um seinem Ziel der 13.000 näher zu kommen. Zur Zeit wandert Spahn durch die Schlagzeilen, weil er für die Suche nach zusätzlichen Pflegekräften für Deutschland weite Wege zurücklegt. Wie der Tagesspiegel und zahlreiche andere Blätter berichten, hat der Minister es neuerdings auf Mexiko abgesehen. Zudem reiste er kürzlich in den Kosovo, wo er eine Kooperationsvereinbarung zur Anwerbung neuer Pflegekräfte unterzeichnete. Und dann machte Spahn auch noch „Werbetour auf den Philippinen“, wie auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums nachzulesen ist. „Wie mit dem Kosovo wollen wir auch mit den Philippinen gut zusammenarbeiten, um mehr Pflegekräfte für Deutschland zu gewinnen. Diese Kooperation soll beiden Seiten helfen. Uns, weil wir dadurch Antworten auf den Fachkräftemangel in der Pflege finden. Aber auch den Philippinen, weil sie dadurch ihrer jungen Generation mehr attraktive Arbeits- und Fortbildungsmöglichkeiten anbieten können“, so die Erklärung von Staatssekretärin Sabine Weiss.
Vor einigen Monaten hatte bereits die Berliner Charité bekanntgegeben, fortan Pflegepersonal aus Albanien und Mexiko zu holen. Das schließe Unterstützung bei der Wohnungssuche sowie beim Besuchen von Deutschkursen mit ein. Diesen Weg will nun also auch die Bundesregierung einschlagen.
Lösungsansatz Nummer zwei geht in eine ganz andere Richtung. Der Fokus ist auf die Pflegekräfte gerichtet, die bereits vorhanden sind. So fordert zum Beispiel die LINKE eine bessere Bezahlung für Erwerbstätige im Pflegewesen. Genauer gesagt sollten es „mindestens 500 Euro brutto“ mehr pro Monat sein, wie Linke-Bundeschef Bernd Riexinger kürzlich dem Redaktionsnetzwerk mitteilte. Seine Vermutung: Es gebe 100.000 ausgebildete Pflegekräfte, die zur Zeit aber lediglich eine stille Reserve seien. Denn wegen der schlechten Arbeitsbedingungen hätten sie das Berufsfeld verlassen.
„Während Gesundheitsminister Spahn noch immer Fachkräfte aus aller Welt nach Deutschland holen will, werfen hier ausgebildete Pflegekräfte ihren Job im Schnitt nach fünf Jahren hin oder reduzieren ihre Stunden, weil sie die Arbeitsbedingungen nicht mehr ertragen können. […] Ich schlage deshalb vor, allen Pflegekräften monatlich 500 Euro brutto mehr zu bezahlen“, argumentierte er. Auf diese Weise könne es seiner Ansicht nach auch gelingen, ehemalige Fachkräfte zur Rückkehr zu bewegen.
Und dann wäre da noch der Vorschlag von Familienministerin Franziska Giffey. Sie kann sich ein Familienpflegegeld vorstellen für Menschen, die einen Familienangehörigen zuhause pflegen. Wir griffen das Thema in einem Artikel auf, in den Kommentaren ergab sich eine spannende Diskussion. Auch per Mail teilten Leser ihre Ansichten mit uns. In dem Vorhaben sieht die Community sowohl Stärken als auch Schwächen:
Welche der drei Lösungen sich auf lange Sicht durchsetzt oder ob eine Kombination aus zwei oder allen drei Maßnahmen zum gewünschten Erfolg führt, werden die nächsten Monate und Jahre zeigen.
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Bildquelle: Lars Plougmann, flickr