Es kommt immer wieder vor, dass Apotheker oder Kinderärzte empfehlen, bei der Behandlung von ADHS im Kindesalter erstmal auf „harmlosen“ Alternativen zu setzen. Aus meiner Sicht eine fragwürdige Empfehlung, neue Studienergebnisse bestärken mich in meiner Meinung.
Wie wir wissen, wird ja in der Therapie von ADHS immer mal wieder eine neue Kuh durch das Dorf getrieben. Speziell was Medikamente angeht, wird gerne nach „Alternativen“ für bzw. gegen die Ach-so-böse-Stimulanzientherapie gesucht. Aus meiner Sicht wird damit eher ein Absatzmarkt für Apotheker und Drogerien geboten, gerade dann, wenn namhafte ADHS-Experten zusätzlich „Alternativen“ zur multimodalen Therapie propagieren – häufig rein zufällig vom Hersteller der Mittelchen gesponsert.
Umso interessanter ist es, wenn Ergebnisse publiziert werden, die die kolportierten Aussagen widerlegen. In diesem Fall geht es um eine doppelblinde Studie zum Einsatz von Omega-3-Fettsäuren bei ADHS. Dazu wurden über 160 Kinder im Alter von 6–15 Jahren über drei Monate entweder mit einem Placebo oder zwei verschiedenen Fettsäure-Mitteln behandelt. In diesem Fall ohne eine Stimulanzientherapie.
Können die Fettsäurekapseln wirklich helfen?
Das Ergebnis: Die Placebo-Gruppe schnitt besser ab als die Kinder, die mit Fettsäurekapseln behandelt worden waren. Zwei Kinder mussten wegen Verschlechterung der ADHS-Symptome unter der Fettsäurekapsel-Therapie sogar stationär behandelt werden.
Fazit: Nicht alle angeblich sicheren Alternativen sind überhaupt eine Alternative. Und eine Behandlung, die nicht den Leitlinien entspricht, sollte auf jeden Fall sehr gut überlegt sein. Dies gilt auch für Apotheker, die – aus meiner Sicht die häufig fragwürdige – Empfehlung von Alternativmittelchen im Zusammenhang mit Konzentration/ADHS aussprechen.
Hier sollten sich Apotheker lieber zurückhalten und an die Selbsthilfegruppen und/oder professionelle Anbieter einer mulitmodalen ADHS-Therapie verweisen.