Selfies sind ein hartnäckiger, aber harmloser Trend. Dachte ich auch lange. Bis sich die Zahl der Kinder, die sich kopfkratzend in meiner Apotheke wiederfanden, verdächtig erhöhte. Immer öfter verbindet sie nicht nur ein gemeinsames Foto – sondern auch ein Lausproblem.
Etwas ungewöhnlich für die Jahreszeit ist es schon. Das Problem haben wir häufiger im Sommer: Die Läuse gehen wieder um, denn die Schulferien sind vorbei. Das Mädchen, das gestern bei uns in der Apotheke war, hatte die dicksten Viecher im Haar, die ich je gesehen habe. Riesig für eine Kopflaus.
Es ist klar, dass man eine Schule nicht total lausfrei halten kann. Aber um eine Kopflausepidemie einzudämmen und vor allem, um ständiges Wiederanstecken zu verhindern braucht es ein bisschen Koordination. Und zwar von Schule und Eltern. Wenn nicht alle gleichzeitig gegen die Läuse vorgehen und sie auf irgendeinem Schopf überleben geht die Ansteckung immer weiter. Manchmal würde ich gerne einen Brief an die Eltern verfassen: Betreff: Kriechgetier
Liebe Eltern,
ich werde nicht um den heißen Brei herumreden: In der Klasse Ihres Kindes gibt es Kopfläuse.
Nun, nachdem Sie aufgehört haben zu schreien, sollten Sie wissen, dass es keinen Grund zur Panik gibt. Wirklich.
Ernsthaft. Keine Panik! Das ist eine ziemlich verbreitete Angelegenheit. Kopfläuse sind sehr kleine Tierchen, die sich an die Kopfhaut Ihres Kindes anheften. Sie beißen in die Haut und saugen Blut. Diese Bisse jucken. Das ist es wahrscheinlich auch, worauf die Lehrerin der Kinder aufmerksam gemacht hat: dieses ständige Kratzen.
Kopfläuse legen Eier, die am Haarschaft kleben und perlgrau aussehen. Sie ähneln ein wenig den Kopfschuppen. Wenn etwas, das aussieht wie eine Schuppe am Haarschaft klebt und keine Tendenz zeigt sich zu lösen. Ja – dann sind es Eier beziehungsweise Nissen. Die Läuse selber sehen Sie übrigens selten – die sind zu flink.
Läuse übertragen sich von Person zu Person. Eine Übertragung durch geteilte Haarbürsten oder Mützen kommt vor. Heutzutage liegt es aber häufiger an den Selfies, wenn die Kinder zur Aufnahme die Köpfe zusammenstecken. Läuse können nur in unmittelbarer Nähe der Kopfhaut überleben.
Kopfläuse werden die nächsten Tage Ihres Lebens bestimmen, wenn Sie darauf aus sind, sie auszulöschen. Ich möchte daran erinnern, dass es Kakerlaken und Kopfläuse sind, die einen Nuklearschlag überstehen, also werden sie bei Ihnen zur permanenten Angelegenheit – außer man ist darauf vorbereitet alles zu tun, um sie loszuwerden. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!
Erster Schritt: Die Kontrolle, wer alles befallen ist. Dazu wäscht man der Person die Haare, befeuchtet sie am besten noch mit Conditioner und kämmt die Haare mit dem Läusekamm durch, den man immer wieder an einem Tuch abwischt. Da nasse Läuse in eine Art Schockstarre verfallen, kann man sie so entfernen und auf dem Tuch bestens erkennen. Der Fund auch nur einer Laus weist auf einen Befall hin. Diese Person muss behandelt werden. Vergessen Sie den Papa nicht – Wiederansteckungen sind häufig.
Zweiter Schritt: Wechseln Sie die Bettwäsche, wenn sie sich besser fühlen – nötig ist das allerdings nicht. Läuse, die sie außerhalb der Kopfhaut ihrer Familienmitglieder (oder anderer Menschen) finden, sind entweder tot oder auf dem besten Weg dahin. Kochen Sie Bürsten und Kämme aus. Schmeißen Sie das Lieblingsstofftier von ihrem Kind in den Trockner. Wenn das nicht geht, stecken sie es in einen Plastiksack und für ein paar Tage in die Garage – das Stofftier, nicht das Kind.
Dritter Schritt: Viele Läuse sind inzwischen gegen Loxazol oder Prioderm immun. Deshalb erstickt man sie heute mit Silikonöl – gegen Ersticken kann man nicht resistent werden. Zur Behandlung besorgen Sie sich aus der Apotheke ein Läuseshampoo und folgen den Anweisungen. Das bedeutet: Lesen Sie die Packungsbeilage und lassen Sie es lange genug einwirken. Versichern Sie sich, dass Sie den Kopf nach der Behandlung mit dem feinen Läusekamm sorgfältig durchkämmen, um so viele der Nissen wie möglich zu entfernen. Behandeln Sie jeden, der befallen ist oder alternativ alle Familienmitglieder gleichzeitig.
Ja, ich weiß, das ist ein Riesenaufwand. Tun Sie’s trotzdem. Ansonsten werden Sie es nämlich später eventuell mehrmals wiederholen müssen.
Einmal werden Sie es mit Sicherheit wiederholen müssen: nach 10–14 Tagen. Denn, wenn Sie nicht wirklich alle Nissen beim Auskämmen erwischt haben, können aus den paar, die die Behandlung unweigerlich überlebt haben, neue Läuse schlüpfen. Und die müssen Sie gleich erwischen, bevor sie anfangen sich wieder zu vermehren. Also: Geiches Prozedere wie oben – und dann war es das. Hoffentlich. Wenn das die anderen Eltern auch machen.
Wenn all das versagt, kann man immer noch den Kopf rasieren.
Das ist alles, was ich zum Thema Läuse loswerden musste.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Pharmama