Mit steigendem Alter lassen Gedächtnis und Fitness natürlicherweise nach. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass regelmäßiges Tanzen nicht nur die physischen, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten im Alter stärkt. Tanzen ist anderen Sportarten sogar überlegen.
„Bewegung schützt vor dem Abbau von Gedächtnis und körperlicher Kraft im Alter.“ So fasst die Autorin der vorliegenden Studie, Frau Dr. Kathrin Rehfeldt vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg, die Ergebnisse ganz allgemein zusammen. Blickt man aber tiefer wird klar, dass insbesondere Tanzen und Ausdauertraining Gehirnbereiche anregen, welche im Alter normalerweise den größten Abbau erfahren. An der Studie nahmen ursprünglich 62 Probanden (50 Prozent Männer) zwischen 63 und 80 Jahren teil. Diese wurden für das Training in zwei Behandlungsgruppen eingeteilt: 1) in eine Tanzgruppe und 2) in eine Sportgruppe die Ausdauertraining absolvieren sollte. Nach Abschluss des Beobachtungszeitraums von 18 Wochen waren in der Tanzgruppe noch 14 Teilnehmer und in der Sportgruppe lediglich 12 Probanden im Durchschnittsalter von 68 Jahren für die Auswertung verblieben. Über die Hintergründe, weshalb nicht alle Probanden die Studie beendeten, finden sich in der Publikation leider keine Informationen.
Obwohl bereits seit Längerem bekannt ist, dass sich Bewegung im Alter positiv auf das Gehirn auswirkt, war bisher unklar, ob ein Bewegungsprogramm dabei einem anderen überlegen sein könnte. Die Sportgruppe erhielt im vorliegenden Fall wöchentlich ein identisches Trainingsprogramm. Dieses bestand aus Radfahren oder Nordic Walking. Die Tanzgruppe hingegen bekam in jeder Trainingswoche eine neue Übungseinheit in Form neuer Tanz- und Musikstile, beispielsweise Jazz, Square und Lateinamerikanische Tänze. Auch Schritte, Tempo oder Rhythmen wurden 14-tägig angepasst, um den Teilnehmern immer wieder neue Impulse zu geben. Besonders herausfordernd daran war, sich an die Übungen und Schritte in der Kürze der Zeit zu erinnern, ohne dass Tanzlehrer sie wieder und wieder vortanzten. Im Ergebnis zeigten beide Gruppen eine Volumen-Zunahme im Hippocampus, wobei die Tänzer sogar den größten Zuwachs hatten. Interessant daran ist, dass es sich dabei um Gehirnbereiche handelt, welche sehr stark von altersbedingten Atrophien betroffen sind und überwiegend bei der Alzheimer-Krankheit eine Rolle spielen. Darüber hinaus sind diese Gehirnareale wichtige Zentren für das Gedächtnis, das Lernverhalten und die körperliche Balance. Es verwundert daher nicht, dass die Tänzer im Vergleich zu den Sportlern eine nachweislich bessere Körperbalance ausbildeten.
Viele möchten doch so lange wie irgend möglich glücklich und gesund leben. „Tanzen ist ein sehr starkes Mittel, um dieses Ziel auch zu erreichen“, so die Studienautoren zum Abschluss. Denn Tanzen setze in jedem Alter allumfassend – sowohl physisch als auch psychisch und kognitiv – an der Gesundheit des Körpers an. Es steigert die Körperwahrnehmung, die Ausdauer und die Kraft, aber ebenso die Balance und die geistige Fitness. Quelle: Dancing or Fitness Sport? The Effects of Two Training Programs on Hippocampal Plasticity and Balance Abilities in Healthy Seniors. Kathrin Rehfeld et al., Frontiers in Human Neuroscience, doi: 10.3389/fnhum.2017.00305; 2017