Während die Frage „Bin ich schon in den Wechseljahren?“ ein Evergreen in der gynäkologischen Sprechstunde ist, wird das Thema Libidoverlust gerne gemieden. Wie ihr die Menopause erkennt und was ihr Frauen raten könnt.
Wenn die großen Themen wie Karriere und Familienplanung längst abgearbeitet sind, drängen sich Frau die ersten Befindlichkeitsstörungen auf. Schätzungsweise neun Millionen Frauen befinden sich in Deutschland gerade in den Wechseljahren, zwei Drittel haben mäßige bis sehr starke Beschwerden. Allgemeinmediziner und Frauenärztinnen hören dann immer wieder dieselbe Frage: „Sind das etwa schon die Wechseljahre?“
Eine 47-jährige Patientin berichtet bei der jährlichen Krebsvorsorge über seit etwa sechs Monaten bestehende Zyklusunregelmäßigkeiten. Besonders machen ihr die mehrmals am Tag wie aus dem Nichts auftretenden Hitzewallungen und Herzrasen zu schaffen. Sie fühle sich zunehmend unausgeglichen und habe bei Meinungsdifferenzen „eine immer kürzere Zündschnur“. Ab und zu vergesse sie wichtige Termine. Durch Schlafstörungen werden die Nächte zur Unruhezone und die Tage zum Albtraum. Gelenk- und vermehrte Kopfschmerzen seien neu. Erst auf Nachfrage ihrer Gynäkologin, ob es auch Probleme mit der Libido gäbe, meint sie: „Das ist ein heikles Thema, aber die Lust ist Mangelware und die Scheidentrockenheit kontraproduktiv. Kann man dagegen etwas tun? Und sind das womöglich schon die Wechseljahre?“
Der umgangssprachlich gebrauchte Begriff Wechseljahre, deren Dauer sehr individuell ist, wird gegliedert in
In der Praxis fällt oft die Frage nach einer Hormonbestimmung, um den Eintritt in die Wechseljahre zu bestätigen. Dazu die Präsidentin der Deutschen Menopausengesellschaft, Dr. Katrin Schaudig:
„Doch gerade in der Perimenopause sind die Hormonwerte selten aussagekräftig, da sie mit dem noch vorhandenen Zyklus stark schwanken und oftmals kein klares Indiz dafür liefern, dass die Perimenopause bereits begonnen hat […]. Wesentlich aufschlussreicher sind deshalb die typischen Symptome, die sich mit Beginn der Perimenopause einstellen. Erste Anzeichen liefert uns der Zyklus selbst.“
Daten aus der Australian Women’s Midlife Years Study belegen, dass besonders die Symptome Hitzewallungen und vaginale Trockenheit als Marker für den Beginn der Perimenopause stehen. Die Untersuchungen erfassten die Prävalenz und den Schweregrad typischer klimakterischer Symptome von Frauen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren. Von 8.096 Teilnehmerinnen konnten 5.509 Frauen in die Gruppen prämenopausal (n = 1.250), frühperimenopausal (n = 344), spätperimenopausal (n = 271) und postmenopausal (n = 3.644) eingeteilt werden. Die Klassifikation erfolgte nach festgelegten Kriterien, die die Übergänge anhand von zyklischen Veränderungen erfassten. Die Symptomabfrage fand zwischen Oktober 2023 und März 2024 durch Fragebögen statt. Hitzewallungen zeigten unter den mittelschwer bis stark störenden Symptomen die größte Prävalenzsteigerung von der Prämenopause (8,8 % [7,2–10,4]) bis zur späten Perimenopause (37,3 % [31,5–43,0]). Bei anderen Symptomen, wie Gedächtnisstörungen und Stimmungsschwankungen, war eine geringere Variation zu beobachten. Vaginale Trockenheit war das am stärksten sich verändernde sexuelle Symptom von der Prämenopause bis zur späten Perimenopause. Frauen mit vasomotorischen Symptomen (VMS) und Zyklusstörungen gaben häufiger noch andere belastende Beschwerden an als Frauen ohne VMS. Die Ergebnisse deuten, laut den Autoren, darauf hin, dass mittelschwere bis stark störende VMS, begleitet von vaginaler Trockenheit, zuverlässig auf den Beginn der Perimenopause bei Frauen mit Zyklusstörungen hinweisen.
Nicht wenige Frauen beschreiben – meist erst auf Nachfrage – eine nachlassende Libido in den Wechseljahren und fragen dann explizit neben einer klassischen Hormonersatztherapie nach einer Testosterongabe. Dabei ist der Themenkomplex Sex und Libido zu vielschichtig, als dass man die Problematik allein auf eine Testosteronmangel-Situation schieben könnte. Die Perimenopause ist belastet durch familiäre, partnerschaftliche, berufliche und soziokulturelle Umbrüche, die für sich schon große Auswirkungen auf die individuelle sexuelle Befindlichkeit haben können. Die höchste Androgenkonzentration findet man bei Frauen zwischen 18 und 24 Jahren, die mit steigendem Alter kontinuierlich und nicht erst abrupt in der Perimenopause abnimmt. Man weiß auch, dass die tatsächlich gemessenen Androgenparameter nicht unbedingt mit der sexuellen Funktion korrelieren, d. h. dass niedrige Werte weder einen Rückschluss darauf zulassen, ob die sexuellen Probleme der Patientin hiermit im Zusammenhang stehen, noch ob sie auf eine Testosterontherapie ansprechen wird.
Neben der klassischen Hormonersatztherapie, die sinnvollerweise durch eine lokale Östrioltherapie gegen die vaginale Trockenheit ergänzt wird, gibt es Überlegungen zu einer transdermalen Testosterontherapie. Aus einer Vielzahl randomisierter, Placebo-kontrollierter Studien geht hervor, dass eine Behandlung mit Testosteron positive Effekte auf die sexuelle Funktion bei Frauen haben kann. Vor Therapiebeginn wird zunächst eine Testosteronbestimmung empfohlen, da hohe Werte einen Therapieversuch wenig sinnvoll machen. Weiterhin sind Bestimmungen zur Therapieüberwachung nötig, um nicht über den physiologischen Bereich zu gelangen.
Vor Jahren ist das 300-µg-Testosteronpflaster, das gezielt für Frauen entwickelt wurde, aus betriebsinternen Gründen vom Markt genommen worden. In Deutschland – wie auch in den meisten anderen Ländern – stehen nur Präparate für Männer zur Verfügung, die aber für Frauen um ein Vielfaches zu hoch dosiert wären. Deutschlandweit gibt es mittlerweile Apotheken, die entsprechend niedrig dosierte Testosteronpräparate für Frauen herstellen, die off-label verordnet werden. Positive Effekte sind nach frühestens 6 Wochen zu erwarten, ohne Wirkungseintritt sollte die Therapie nach 6 Monaten eingestellt werden. Außer leichten Symptomen der Androgenisierung wurden in den Studien keine Nebenwirkungen beobachtet, wobei Patientinnen mit vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen oder hormonabhängigen Tumoren ausgeschlossen waren. Bis heute ist die Androgentherapie für Frauen umstritten. Als problematisch werden auch fehlende Daten zur langfristigen Sicherheit einer niedrig dosierten Testosterontherapie angesehen – insbesondere im prämenopausalen Bereich.
Bei etwa zwei Drittel aller Frauen machen sich die Wechseljahre durch mehr oder weniger starke Beschwerden wie Hitzewallungen oder vaginale Trockenheit bemerkbar. Damit lässt sich die Frage nach dem Beginn überwiegend klinisch beantworten. Mögliche Therapieoptionen wie die Hormonersatztherapie können gemeinsam mit der Patientin individuell abgestimmt werden, wie ich bereits berichtet habe.
Das Thema Libidoverlust bedarf meist einer aktiven Gesprächsführung. Neben einer klassischen Hormonersatztherapie ist oft eine ergänzende vaginale Östrioltherapie hilfreich. Transdermale Testosterontherapien stellen eine Option dar, benötigen aber eine Zulassung und weitere Studien.
Trotz allem gilt es Frauen zu ermutigen, möglichst selbstbestimmt und mit viel Lust auf Neues durch diese spannende Lebensphase zu gehen.
Schaudig K, Simonsen K: Hot Stuff – Wechseljahre-Wissen to go. dtv Verlagsgesellschaft (2025)
Roy et al.: Prevalence and severity of symptoms across the menopause transition: cross‑sectional findings from the Australian Women’s Midlife Years (AMY) Study. The Lancet Diabetes & Endocrinology, 2025. doi: 10.1016/S2213‑8587(25)00138‑X
Schwenkhagen A, Schaudig K, Valk M: Frauenarzt-Serie: Hormonsprechstunde, Testosterontherapie bei Frauen – Für wen und wie? Frauenarzt (2023), Heft 08, 528-532
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