Gicht ist eine akute oder chronische Entzündung der Gelenke, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen ausgelöst wird.1,2 Typisch sind plötzlich einsetzende, starke Schmerzen mit Schwellung, Rötung und Überwärmung des betroffenen Gelenks.2 Die Erkrankung zählt zu den häufigsten Formen der Arthritis in Industrieländern.1 Wer an Adipositas leidet, hat im Vergleich zu Normalgewichtigen ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko, an Gicht zu erkranken.3
In Deutschland sind schätzungsweise 1 bis 2 % der Bevölkerung von Gicht betroffen.2 Männer leiden etwa dreimal so häufig darunter wie Frauen.4 Bei Männern tritt die Erkrankung typischerweise ab dem 40. Lebensjahr auf, bei Frauen meist erst nach der Menopause.2
Gicht entsteht durch Harnsäurekristalle (Urate), die sich in Gelenken oder Gewebe ablagern.1 Diese Kristalle sind nadelförmig und verursachen stark schmerzende Entzündungen.1,2 Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen, die beim Zellabbau freigesetzt werden.2 Normalerweise scheidet der Körper Harnsäure über die Nieren aus.1 Wenn aber zu viel Harnsäure entsteht oder die Ausscheidung gestört ist, steigt der Harnsäurespiegel im Blut. Überschreitet er eine gewisse Schwelle, kann die Harnsäure kristallisieren.1 Ein akuter Gichtanfall tritt typischerweise plötzlich, oftmals nachts oder in den frühen Morgenstunden, auf.2 Häufig betroffen ist das Grundgelenk des großen Zehs, seltener Knie, Sprunggelenk oder Handgelenk.Abb.1: Ablagerung von Harnsäurekristallen bei Gicht. Modifiziert nach dem Faltblatt „Gicht“ der Deutschen Rheuma-Liga.5
Typische Symptome sind:1
In der Regel klingt ein akuter Anfall innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.1 Unbehandelt oder bei wiederholten Anfällen kann Gicht in eine chronische Verlaufsform übergehen.1,2 Diese ist durch anhaltende Gelenkschmerzen und feste Harnsäureablagerungen im Gewebe (Gichtknoten) gekennzeichnet. Langfristig kann chronische Gicht zu Nierensteinen, Nierenschäden und Nervenschäden (z. B. Karpaltunnelsyndrom) führen.1
Nicht jede Person mit Übergewicht entwickelt automatisch Gicht und nicht bei allen wirken dieselben Risikofaktoren. Dennoch zeigt sich: Adipositas kann über verschiedene biologische und lebensstilbedingte Mechanismen zur Entstehung und Verschlechterung der Erkrankung beitragen.
Bei einem akuten Gichtanfall steht die rasche Linderung von Schmerzen und Entzündungen im Vordergrund. Hierfür kommen vor allem entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), etwa Ibuprofen, Naproxen oder Indometacin, zum Einsatz.1 Auch der Einsatz von Glukokortikoiden kann sinnvoll sein.1 Als unterstützende Maßnahme empfinden viele Betroffene die Kühlung des betroffenen Gelenks als hilfreich.1
Ziel der langfristigen Behandlung ist es, den Harnsäurespiegel dauerhaft zu senken und damit das Risiko erneuter Gichtanfälle sowie langfristiger Komplikationen zu reduzieren. Sowohl Lebensstilveränderungen als auch Medikamente bieten wirksame Möglichkeiten zur Behandlung.
Dazu gehören vor allem eine langfristig Purin-bewusste Ernährung und eine Gewichtsreduktion.7 Schon eine moderate Abnahme kann das Risiko für Gicht deutlich senken, allerdings sollte die Gewichtsreduktion langsam und kontrolliert erfolgen. Ein zu schneller Gewichtsverlust kann den Harnsäurespiegel vorübergehend erhöhen und damit sogar einen Gichtanfall auslösen.5 Zudem sollte auf Alkohol verzichtet und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.7
Wenn die alleinige Lebensstilumstellung nicht ausreicht, etwa bei häufigen Anfällen oder bereits bestehenden Komplikationen, kann eine harnsäuresenkende Medikation notwendig sein. Die Standardtherapie besteht in der Regel aus Allopurinol (Xanthinoxidase-Hemmer).1
Adipositas ist ein zentraler Risikofaktor für Gicht. Die Erkrankung ist nicht nur schmerzhaft, sondern potenziell chronisch und komplikationsreich, wenn sie unbehandelt bleibt. Die gute Nachricht: Gicht ist gut behandelbar. Lebensstiländerungen sowie medikamentöse Maßnahmen können Anfälle verhindern und Folgeerkrankungen vermeiden.
Empfehlung: Bei Menschen mit Übergewicht und Gelenkschmerzen, insbesondere im Bereich des großen Zehs, sollte frühzeitig an Gicht gedacht werden. Eine einfache Harnsäurebestimmung kann wegweisend sein.2
Wenn Sie mehr über die Folgeerkrankungen von Übergewicht erfahren wollen, kommen Sie hier zum letzten Artikel unserer Beitragsreihe.
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