Harninkontinenz ist eine häufige Begleiterscheinung bei Patienten mit Prostatakrebs. Nach erfolgter Prostatektomie stellt Harninkontinenz eine häufige Nebenwirkung dar und kann für Betroffene einen erheblichen Einschnitt der Lebensqualität bedeuten.1,2
Multizentrische Studien zeigen, dass die Mehrzahl der Männer postoperativ zumindest vorübergehend unter Harninkontinenz leidet - eine erneute psychische Belastungsprobe nach der Krebsdiagnose.2 Je nach Definition einer Harninkontinenz werden in Studien Inzidenzen von postoperativer Harninkontinenz bei bis zu 90 % der Patienten berichtet.3
Nach der Definition der International Continence Society (ICS) handelt es sich bei Harninkontinenz um den unfreiwilligen Abgang von Urin. Klinisch werden verschiedene Formen unterschieden, darunter Belastungs-, Drang- und Mischinkontinenz.4
Die postoperative Harninkontinenz äußert sich zumeist als Belastungsinkontinenz: Bei körperlicher Belastung, Husten oder Niesen kann es zu unfreiwilligem Urinabgang kommen.5
Die genauen Mechanismen der postoperativen Inkontinenz nach Prostatektomie sind nicht abschließend geklärt, es existieren jedoch mehrere Hypothesen.3
Diskutiert werden:
Als Einflussfaktoren auf die postoperative Erholung und Kontinenzraten gelten unter anderem die präoperative Blasenfunktion, anatomische Veränderungen, Ausmaß der Dissektion sowie die Erfahrung des Operateurs.3
Zusätzlich sind ein höheres Alter, erhöhter BMI und präexistente funktionelle Blasenveränderungen mit einem erhöhten Risiko für eine verzögerte Erholung assoziiert.3
Die S3-Leitlinie Prostatakarzinom gibt einen Überblick zu therapeutischen Optionen bei postoperativer Harninkontinenz. Im Fokus steht das multimodale Kontinenztraining mit dem Ziel, die Inkontinenz zu reduzieren, die Lebensqualität zu verbessern und die gesellschaftliche Teilhabe der Patienten zu sichern.
Mit starkem Konsens wird Physiotherapie empfohlen, dabei vor allem strukturiertes Beckenbodentraining. Bei unzureichendem Erfolg können auch medikamentöse Maßnahmen oder Elektrostimulation hinzugezogen werden.6
Eine persistierende, schwere Inkontinenz kann operativ behandelt werden, beispielsweise durch einen artifiziellen Sphinkter oder Schlingenoperation.5
Das alltägliche Leben mit Harninkontinenz kann für Betroffene belastend sein. Übergangsweise können Hilfsmittel wie Einlagen, spezielle Slips oder Windelhosen den Alltag der Patienten erleichtern und ein Stück Flexibilität zurückgeben.5
Die Prostata-Hilfe Deutschland e. V. bietet Patienten praxisnahe Trainingsprogramme und spezifische Beckenbodenübungen sowie patientengerechte Informationen rund um das Thema Prostatakrebs, Behandlung und Nachsorge.
Auch Patientenratgeber wie der „Blaue Ratgeber“ liefern Tipps für den Alltag, Übungen sowie Vorschläge für die Gestaltung einer Trainingswoche.
Ergänzend informieren Patientenleitlinien über Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige.
Harninkontinenz nach Prostatektomie ist häufig, aber in vielen Fällen vorübergehend. Durch konsequentes Beckenbodentraining lässt sich die Kontinenz oft deutlich verbessern. Bei persistierenden Beschwerden stehen operative Optionen zur Verfügung, sodass ein aktives und erfülltes Leben möglich bleibt.
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Referenzen:
MAT-DE-XTD-2025-00277 | Erstellt August 2025