Exazerbationen haben einen entscheidenden negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von COPD-Patient*innen und gehen mit einem stark erhöhten Risiko für kardiovaskulare Ereignisse und Tod einher.1,2 3,6 Jahre nach einer schweren Exazerbation mit Hospitalisierung sind nur noch 50 % der Patient*innen am Leben.3 Auch leichte und moderate Exazerbationen ohne Hospitalisierung, sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung.
Bei der medikamentösen Behandlung von COPD-Patient*innen sollte das Risiko für Exazerbationen immer berücksichtigt werden, denn die leitliniengerechte Therapie hangt stark vom individuellen Exazerbationsrisiko ab.2 Bei erhöhtem Risiko sollte eine frühzeitige Intensivierung der Therapie erwogen werden, um weitere Exazerbationen zu vermeiden. Aktuelle Real-World-Daten zeigen, dass trotz steigender Exazerbationsraten mehr als die Hälfte der COPD-Patient*innen im Jahr vor dem Tod nicht die empfohlene pharmakologische COPD-Therapie erhielten.4
Prof. Dr. med. Frederik Trinkmann, geschäftsführender Oberarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin der Thoraxklinik Heidelberg, betont die Dringlichkeit, die COPD-Therapie nach einer Exazerbation auf eine mögliche Intensivierung zu prüfen:
Die Exazerbationshistorie gilt als ausschlaggebendes Kriterium für ein erhöhtes oder nicht erhöhtes Exazerbationsrisiko – jede Exazerbation erhöht das Risiko für weitere Exazerbationen.2 Aus diesem Grund sollte bei der Erstdiagnose im Rahmen der Anamnese die Exazerbationshistorie unbedingt erfasst und bei der Wahl der initialen Therapie berücksichtig werden (Abb.1). Leichte oder moderate Exazerbationen ohne Hospitalisierung sind dabei häufig nicht in der Krankenakte vermerkt.
Aber Achtung: Auch COPD-Patient*innen ohne bisherige Exazerbation haben ein relevantes Exazerbationsrisiko. Etwa jede*r fünfte wird innerhalb des nächsten Jahres eine Exazerbation haben, etwa jede*r dritte innerhalb der nächsten drei Jahre.4
Mit starker Empfehlung der NVL COPD 2021 sollten im weiteren Behandlungsverlauf Exazerbationen strukturiert und bei jeder Verlaufskontrolle erfasst werden.5 Nur so kann ein Underreporting der Patient*innen vermieden, das Exazerbationsrisiko kontinuierlich abgeschätzt und bei Bedarf frühzeitig therapeutisch eingegriffen werden (Abb.2). Hierfür steht der MEP-Fragebogen zur Verfügung.
Gemäß dem GOLD-Report eignen sich auch Bluteosinophilenzahlen von ≥ 300 Zellen/µl in Kombination mit der Exazerbationshistorie, um Patient*innen mit einem erhohten Exazerbationsrisiko zu identifizieren.2
ICS-haltige Therapien können bei COPD-Patient*innen mit hohem Exazerbationsrisiko das Risiko für zukünftige Exazerbationen senken. Bei ICS-Bedarf empfiehlt der GOLD-Report eine Dreifach-Therapie aus ICS+LABA+LAMA.2 Die Wartezeit für einen Termin bei Facharzt*innen betragt nicht selten mehrere Monate. Bei erhöhtem Exazerbationsrisiko kann so wertvolle Zeit verloren gehen. Deshalb empfiehlt Dr. Andreas Forster vom Lungenzentrum Darmstadt:8
⇒ Bei Patient*innen in der Gruppe E mit Blut-Eosinophilenzahl ≥ 300 Zellen/µl sollte der Einsatz einer Triple-Therapie aus ICS+LABA+LAMA* gepruft werden.2
⇒ Auch Exazerbationen ohne Hospitalisierung sind fur die Therapieeskalation relevant.2
Das individuelle Exazerbationsrisiko spielt eine entscheidende Rolle bei der Therapieentscheidung. Eine ICS-haltige Therapie reduziert das Risiko fur Exazerbationen und stellt laut dem GOLD-Report 2025 eine wertvolle Behandlungsoption dar.2 Bei ICS-Bedarf empfiehlt GOLD 2025 eine Triple-Therapie aus ICS+LABA+LAMA.2
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