Eine Exazerbation bei COPD ist gekennzeichnet durch Dyspnoe, häufig in Kombination mit Husten oder Auswurf. Sie kann sowohl plötzlich als auch schleichend sowie mit unterschiedlichem Ausmaß der Symptomatik auftreten. Was aber alle Exazerbationen gemeinsam haben: sie bedeuten ein hohes Risiko für Ihre Patient*innen und haben einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.1 Das Risiko für weitere Exazerbationen steigt und die Lungenfunktion bleibt auch noch zwei Monate nach der Exazerbation unter dem vorherigen Niveau, vergleichbar mit einer verschlechterten Herzleistung nach einem kardiovaskulären Ereignis bei Patient*innen mit Herzinsuffizienz.2,3
Der Krankheitsverlauf ist bei den meisten COPD-Patient*innen durch eine fortlaufende Verschlechterung der Gesundheit und einer Zunahme der Symptome charakterisiert.1 Exazerbationen sollten unbedingt vermieden werden. Denn ähnlich wie bei kardiovaskulären Ereignissen, wie der zunehmenden Abnahme der Herzleistung nach einer Dekompensation bei Herzinsuffizienz3, steigt mit jeder COPD-Exazerbation das Risiko für weitere Exazerbationen und die Lungenfunktion nimmt ab (Abb.1).1,4
Abbildung 1: Lungenfunktionstest bei COPD-Patient*innen in Abhängigkeit von schweren Exazerbationen. (modifiziert nach Gladysheva, 2010)
Real-World-Daten zeigen, dass sich nach der ersten schweren Exazerbation das Risiko für eine weitere Exazerbation bereits um das 3-fache erhöht und mit jeder weiteren schweren Exazerbation immer weiter zunimmt (Abb.2).5 Auch moderate Exazerbationen ohne Hospitalisierung erhöhen das Risiko für weitere Exazerbationen und müssen bei der Risikobewertung berücksichtigt werden.1
Abbildung 2: Zeitlicher Verlauf der Rate schwerer Exazerbationen mit Hospitalisierung bei COPD-Patient*innen. (modifiziert nach Suissa, 2012)
Im Zuge einer Exazerbation nehmen die Symptome bei den betroffenen Patient*innen deutlich zu. Die Lungenfunktion verschlechtert sich bereits vor den ersten Symptomen und erreicht auch 8 Wochen danach nicht wieder das Niveau von vor der Exazerbation.2 Bis zu 20 % der Patient*innen haben nach 8 Wochen immer noch eine erhöhte Symptomlast.1 Auch im GOLD-Report wird daher der negative Einfluss von Exazerbationen auf den Krankheitsverlauf bei COPD und die Bedeutung der Exazerbationshistorie für die Therapiesteuerung hervorgehoben.1 Um das Risiko der Patient*innen zu reduzieren ist es wichtig von Therapiebeginn an jede Exazerbation, auch moderate ohne Hospitalisierung, so gut wie möglich zu vermeiden – z. B. durch eine frühzeitige Intensivierung der Therapie. Denn:
"Der stärkste Prädiktor für die künftige Exazerbationshäufigkeit eines Patienten ist nach wie vor die Anzahl der Exazerbationen, die er im vergangenen Jahr hatte." – GOLD-Report 20251
Kardiovaskuläre Ereignisse sind eine der Haupttodesursachen bei COPD-Patient*innen.6 Exazerbationen spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, denn nach einer Exazerbation ist das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse lange erhöht: etwa 30 Tage nach einer moderaten Exazerbation und bis zu 1 Jahr nach einer schweren Exazerbation.7 Auch aus diesem Grund, sollten COPD-Exazerbationen unbedingt vorgebeugt werden und kardiovaskuläre Komorbiditäten bei COPDPatient*innen dringend erkannt und behandelt werden.1
Insgesamt erhöhen Exazerbationen das Mortalitätsrisiko bei COPD.1 3,6 Jahre nach einer schweren Exazerbation mit Hospitalisierung sind nur noch 50 % der Patient*innen am Leben. Nach 7,7 Jahren nur noch 25 % (Abb.3).5
Im Versorgungsalltag werden die Auswirkungen von COPD-Exazerbationen auf den weiteren Krankheitsverlauf oft unterschätzt, so Prof. Dr. med Frederik Trinkmann, geschäftsführender Oberarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin der Thoraxklinik Heidelberg. Er betont:
Abbildung 3: Überlebenswahrscheinlichkeit von COPD-Patient*innen nach der ersten schweren Exazerbation mit Hospitalisierung. (modifiziert nach Suissa, 2012)
Exazerbationen erhöhen das Risiko für die Patient*innen und stellen die größte Belastung für das Gesundheitssystem bei COPD dar.1 Eine oftmals nur vorrübergehende Verschlechterung des Gesundheitszustands wird aber von den Patient*innen häufig mit dem vermeintlich natürlichen Krankheitsverlauf erklärt und deshalb nicht als Exazerbation erkannt bzw. berichtet. Jede Exazerbation, wenn auch nur von kurzer Dauer und geringer Symptomlast, hat allerdings einen starken Einfluss auf den langfristigen Gesundheitszustand. Das Risiko für weitere Exazerbationen sollte bestmöglich reduziert werden, ggf. auch durch eine frühzeitige Intensivierung der Therapie.1
Referenzen