Krebspatient:innen sind eine besonders anspruchsvolle Patient:innengruppe, da sie häufig mit zahlreichen physischen, psychischen und sozialen Problemen konfrontiert sind. Neben den direkten Auswirkungen der Krankheit kämpfen viele Betroffene mit zusätzlichen Belastungen, die sich aus der Erkrankung selbst sowie deren Behandlung ergeben. Ein häufiges Problem, das sich therapie- oder erkrankungsassoziiert ergeben kann, ist beispielsweise eine Mangelernährung.1,2
Da Mangelernährung häufig ein Anzeichen für eine Erkrankung ist, sind viele Patient:innen bereits vor der Krebsdiagnose mangelernährt und leiden unter akutem ungewolltem Gewichtsverlust.3,4 Daher ist es zu empfehlen, bei Tumorpatient:innen eine ausreichende Nährstoffzufuhr zu gewährleisten.2 Denn: insbesondere in fortgeschrittenen Krankheitsstadien besteht ein hohes Risiko für Mangelernährung und tumorbedingte Stoffwechselveränderungen.1,2
Berichten zufolge liegt die globale Prävalenz von Mangelernährung bei hospitalisierten Patient:innen mit bösartigen Neubildungen abhängig von der Tumorentität bei etwa 20–70 %.1,5–10 Davon sterben ca. 10–20 % der Krebspatient:innen eher an den Folgen der Mangelernährung und nicht an der Krebserkrankung selbst.6
Trotz ihrer hohen Prävalenz bleibt Mangelernährung bei Krebspatient:innen häufig ein übersehenes Risiko. Es trägt erheblich zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität dieser Patient:innen bei und kann in schweren Fällen zu einer Krebskachexie führen.11,12 Deshalb ist es umso wichtiger, Ursachen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wie bereits erwähnt, können die Ursachen einer Mangelernährung bei onkologischen Patient:innen sowohl therapie- als auch erkrankungsassoziiert sein. Demnach ergibt sich ein vielfältiges Bild unterschiedlicher Ursachen.1,2
Tabelle 1: Ursachen für Mangelernährung bei onkologischen Patient:innen. Modifiziert nach 1.
Gründe für Mangelernährung
Gründe für metabolische Störungen
Eine frühzeitige Erkennung von Mangelernährung ist entscheidend, um rechtzeitig Lösungen erarbeiten und die Ernährung optimieren zu können. Bei leichten Formen der Mangelernährung können Diätmanagement, Verhaltensstrategien und eine Beratung zur oralen Nahrungsergänzung, beispielsweise in Form von Trinknahrung, wirksam sein. Wenn die Mangelernährung durch diese Maßnahmen nicht behandelbar ist oder eine ausreichende orale Nahrungsaufnahme nicht möglich ist, ist eine enterale Ernährung erforderlich. Wenn auch diese nicht mehr möglich oder ausreichend ist, sollte eine supplementierende oder komplette parenterale Ernährung (PE) erfolgen.1,2,9,12,13
Selbst wenn Krebspatient:innen noch normal essen können, dieses jedoch nicht ausreichend zu Deckung des Energie- und Nährstoffbedarfs ist, wird eine Kombination mit heimenteraler (HEE) oder heimparenteraler Ernährung (HPE) explizit von der aktuellen Leitlinie zur HEE und HPE empfohlen.13
Obwohl viele onkologische Patient:innen in der Praxis nicht ausreichend essen oder enteral ernährt werden können, wird eine medizinische Ernährungstherapie in Form von PE häufig gar nicht oder, wenn überhaupt, zu spät eingesetzt.14,15 Eine Mangelernährung ist daher oft die Folge, wie z. B. bei 67 % der Pankreaskrebs- und 60 % der Magen-/Ösophaguskarzinom-Patient:innen.9,16
Die Auswirkungen einer krebsbedingten Mangelernährung können sein:6
Eine regelmäßige und systematische Kontrolle des Ernährungszustands kann daher dabei helfen, Defizite frühzeitig zu erkennen. Bei ersten Anzeichen von Mangelernährung sollte umgehend mit einer Supplementierung der Ernährung begonnen werden, idealerweise in Form von oralen oder enteralen Präparaten. Reichen diese nicht aus, kann PE als zusätzliche Maßnahme eingesetzt werden.2,13
Aus diesem Grund sollte eine supplementierende PE frühzeitig abgewogen werden, denn je früher mit der Supplementierung begonnen wird, desto weniger belastend kann die Therapie für die Patient:innen sein. So können bei einer frühzeitigen supplementierenden PE, die ergänzend zu einer noch vorhandenen oralen/enteralen Nahrungsaufnahme erfolgt, kleinere Beutelvolumina, kürzere Laufzeiten und weniger Infusionen pro Woche ausreichen, um eine bedarfsdeckende Ernährung zu erreichen. Dies ist für Patient:innen weniger belastend.23
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Mangelernährung durch eine angepasste PE kann den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität von Krebspatient:innen verbessern.1,24–27 Wenn rechtzeitig mit der Supplementierung begonnen wird, können nicht nur Ernährungslücken geschlossen, sondern auch die Belastung für die Patient:innen verringert werden. Daher ist es entscheidend, dass das Behandlungsteam die Ernährung der Patient:innen kontinuierlich überwacht und bei Bedarf frühzeitig die notwendigen Maßnahmen ergreift, um Mangelernährung zu verhindern oder zu behandeln.
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