Schokolade, Tee und ab und zu ein Rotwein: Wer sich reich an Flavonoiden ernährt, senkt sein Demenzrisiko. So lautet das Ergebnis einer Studie. Wer profitiert besonders?
Die Vorstellung, seine geistigen Fähigkeiten zu verlieren, gehört zu den größten Ängsten vieler Menschen. Deshalb ist die Demenz eine der gefürchtetsten Krankheiten überhaupt. Aufgrund des demografischen Wandels ist mit einem starken Anstieg der Erkrankungshäufigkeit zu rechnen: Schätzungen zufolge erkranken jährlich zehn Millionen Menschen an Demenz, das entspricht etwa der gesamten Bevölkerung Baden-Württembergs – und das jedes Jahr. Entsprechend groß ist das Interesse an Prävention. Und Demenzprävention ist möglich: Fast die Hälfte aller Erkrankungen ist auf vermeidbare Risikofaktoren wie Diabetes, hohes LDL-Cholesterin oder Übergewicht zurückzuführen (DocCheck berichtete). Dass diese Risikofaktoren zum Teil durch die Ernährung positiv beeinflusst werden können, liegt auf der Hand.
Doch welche Nahrungsbestandteile können das Demenzrisiko konkret senken? Flavonoide sind eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Sie gehören zu den Polyphenolen und sind für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Diese Verbindungen tragen dazu bei, Zellen vor oxidativem Stress zu schützen, der bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz eine Rolle spielen kann. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Menschen, die regelmäßig flavonoidreiche Lebensmittel zu sich nehmen, seltener an Demenz erkranken.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde untersucht, wie sich eine flavonoidreiche Ernährung auf das Demenzrisiko der Teilnehmer einer großen Kohortenstudie auswirkt. Ausgewertet wurden die Daten von 120.000 Teilnehmern der UK Biobank Studie. Die Teilnehmer beantworteten zu verschiedenen Zeitpunkten einen detaillierten Fragebogen über die Nahrungsmittel, die sie in den letzten 24 Stunden zu sich genommen hatten. Die angegebenen Lebensmittel wurden auf ihren Flavonoidgehalt hin analysiert und die Teilnehmer in Gruppen nach ihrer Flavonoid-Aufnahme eingeteilt.
Die Gruppen mit hoher und niedriger Flavonoid-Aufnahme unterschieden sich bereits zu Beginn der Studie in verschiedenen Aspekten. So waren die Teilnehmer mit hoher Flavonoidzufuhr körperlich aktiver, hatten einen niedrigeren BMI und waren seltener sozial benachteiligt als die Teilnehmer mit niedriger Flavonoidzufuhr. Aber auch wenn diese Unterschiede statistisch berücksichtigt wurden, waren die Flavonoid-Esser bezüglich ihres Demenzrisikos im Vorteil. Im Beobachtungszeitraum der Studie (durchschnittlich 9,4 Jahre) erkrankten die Teilnehmer mit einer hohen Flavonoid-Aufnahme signifikant seltener an einer Demenz als die Teilnehmer mit einer niedrigen Flavonoid-Aufnahme. Besonders groß war der Vorteil für die Untergruppe mit einem hohen genetischen Risiko für die Entwicklung einer Demenz.
Wie entfalten die Flavonoide ihre Schutzwirkung? Dazu gibt es verschiedene Theorien, von denen jede einen Teil zur Wahrheit beitragen kann. Den Pflanzenstoffen wird eine entzündungshemmende Wirkung auf das Nervensystem zugeschrieben. Eine chronische Entzündungsreaktion wiederum führt zu einer chronischen Schädigung der Nervenzellen und damit zu einem geistigen Abbau, der durch Flavonoide gebremst werden kann. Darüber hinaus können Flavonoide die Durchblutung des Gehirns verbessern und andere bekannte Risikofaktoren für Demenz wie Bluthochdruck positiv beeinflussen.
Den Löwenanteil ihrer Flavonoidzufuhr nahmen die Studienteilnehmer durch Teetrinken zu sich. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich handelt es sich um eine britische Kohorte. Vielleicht sollten wir uns also ein Beispiel an den Engländern nehmen und öfter mal zur Tea-Time einen schwarzen oder grünen Tee trinken. Beide Getränke sind reich an Flavonoiden. Weitere Lebensmittel mit einem hohen Flavonoidgehalt sind Beeren, Äpfel, dunkle Schokolade und auch Rotwein. Wer sein Demenzrisiko senken will, darf auch genießen.
Quelle:
Jennings A et al. Flavonoid-Rich Foods, Dementia Risk, and Interactions With Genetic Risk, Hypertension, and Depression. JAMA Netw Open, 2024. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.34136.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney