Wie sehen Hautveränderungen tropischer Krankheiten bei dunklen Hauttypen aus, welche neuen Impfungen machen Hoffnung und mit welchen Problemen schlagen sich Malaria-Forscher aktuell rum? Mein Update vom Tropen-Kongress.
Angeregte Gespräche wohin man schaut, aktuelle Vorträge aus der ganzen Welt, Poster mit spannenden Case-Reports, ein herzliches Wiedersehen mit alten und neuen Kollegen und im Idealfall noch gutes Essen … ich mag Kongresse und ihre innovative, optimistische Atmosphäre! Gerade in dunkler werdenden Zeiten wie diesen, in denen viele Menschen Fakten ablehnen und kaum erreichbar in ihren Echoblasen leben, ist es so wichtig, dass sich freie Wissenschaft und Forschung zu unser aller Wohl ungehindert entfalten kann – und wir als Ärzte daran teilhaben.
Ein gutes Beispiel für einen rundum gelungenen Kongress war der CTM (Congress Tropical Medicine) der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft (DTG) in Düsseldorf, den ich letzte Woche besucht habe. Aufgrund der Vielzahl an parallelen Vorträgen und Workshops – oft mit hochkarätigen ausländischen Dozenten – konnte ich nur Teile des reichhaltigen Angebots wahrnehmen. Dennoch möchte ich ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier einen kleinen Überblick über meine persönlichen Highlights und Erkenntnisse teilen.
Tropenmedizin und Dermatologie lässt sich nicht trennen. Viele Tropenkrankheiten äußern sich an der Haut:
Kutane Leishmaniose bei Skin Of Color - Hättet Ihr es gewusst?
Die Liste lässt sich lange fortsetzen. Offensichtlich treten diese Krankheiten überwiegend in den Tropen und damit bei Menschen mit dunkler Haut auf. Und hier wird es so spannend wie erschreckend: In den Lehrbüchern und der Literatur kommt Skin of Color (SoC) kaum vor – die Atlanten zeigen überwiegend weiße Menschen. Die Podoconiose (Elephantiasis ohne Filarien) ist mit 4 Millionen Betroffenen und keinerlei Bildmaterial ein extremes Beispiel für diese Blindheit.
Das ist nicht nur diskriminierend, sondern führt auch zu massiven Diagnoseproblemen, da dunkle Haut/SoC völlig andere Charakteristika zeigt:
Gleichzeitig hat die überwiegende Mehrheit von repräsentativ befragten Dermatologen starke Unsicherheiten mit dunklen Hauttypen. Wer jemals Hautkrankheiten bei Menschen mit dunkler Haut behandelt hat, weiß wovon ich spreche – es sieht völlig anders aus als in unseren Lehrbüchern.
Was folgt daraus?
Eine der Neuerungen ist ein Impfstoff gegen Chikungunya. Diese vektor-übertragene (Tigermücken-) Erkrankung aus der Familie der Flaviviren äußert sich neben unspezifischen grippe-ähnlichen Symptomen vor allem durch hartnäckige Gelenkschmerzen, die bis zu Monaten anhalten können. In den Monaten Januar bis Juli 2024 gab es weltweit ca. 450.000 Krankheitsfälle und 160 Todesfälle, die Dunkelziffer ist hoch.
Weltweite Verbreitung Chikungunya (Quelle: docjay / Foto vom CTM2024)
Der neue, im Juni 2024 von der EMA zugelassene Lebendimpfstoff Ixchiq® ist eine Einmal-Impfung und zeigt eine Serokonversion von 98,9 % nach 4 Wochen sowie noch 96,3 % nach 6 Monaten. Die häufigsten Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Fieber.
Eine der in absoluten Zahlen tödlichsten Infektionserkrankungen bleibt ein großes Problem. Die Zahlen stagnieren auf hohem Niveau: 2022 gab es 249 Millionen Malariafälle und 608.000 Tote, davon 80 % kleine Kinder.
Drei besorgniserregende Entwicklungen waren dieses Jahr Thema:
Der Klimawandel verändert das Spektrum von Erregern und Krankheiten in Europa fundamental. Über die letzten Jahre konnten wir die zunehmende Ausbreitung von Vektoren verfolgen:
Verbreitungsgebiete invasiver Aedes-Moskitoarten in Europa 07/2024. Credit: ECDC
Tropenkrankheiten sind mittlerweile auch wichtig für Ärzte in Deutschland – wir erinnern uns an den Dengue-Fieber Ausbruch am Gardasee und regelmäßige Krim-Kongo-Fälle in Südeuropa. Das West-Nil-Fieber hat Deutschland schon erreicht.
Bildquelle: Jordan Whitt, Unsplash