Das West-Nil-Virus bringen doch nur Reisende mit nach Deutschland – falsch gedacht! Erstmals haben jetzt einheimische Mücken den Erreger übertragen, wie ein aktueller Fall zeigt.
Das West-Nil-Virus wird über Stechmücken übertragen und wurde bereits bei Vögeln und Pferden in Deutschland registriert. Seit 2019 konnte das Virus auch bei Menschen nachgewiesen werden. Drei Fälle, die hier dieses Jahr gemeldet wurden, entstammen Reisen aus anderen Ländern. Nun wurde die Erkrankung bei der Analyse der Blutspende einer Frau aus Sachsen nachgewiesen – und vermutlich durch eine heimische Stechmücke übertragen. Weitere Fälle werden erwartet. Die jährlich auftretenden Infektionen scheinen Indiz für eine Überwinterung des Virus und somit Etablierung in Deutschland zu sein.
Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, denn die Infektion verläuft in 80 % der Fälle asymptomatisch. Ein symptomatischer Verlauf äußert sich oft unspezifisch durch Fieber oder Hautausschlag. Nur selten geht die Infektion in eine neuroinvasive Form als Meningitis oder Enzephalitis über. Tritt dieser seltene Fall aber ein, sterben etwa 5–10 % der Betroffenen, die meist Ältere oder Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen oder Immunsuppression sind.
Eine spezifische antivirale Therapie gegen das Virus gibt es bis dato nicht. Klinische Verläufe werden symptomatisch therapiert. Eine Expositionsprophylaxe durch Mückenschutz wird daher vulnerablen Gruppen in Endemiegebieten empfohlen.
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