Weltweit kommt es zu einer Zunahme an chronischen Wunden: Schätzungsweise leiden rund 90,2 Millionen Menschen unter einer chronischen Wunde. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Alterung der Gesellschaft, Life-Style-Erkrankungen und multiple Komorbiditäten zurückzuführen. Chronische Wunden stellen aber nicht nur für die betroffenen Patient:innen eine erhebliche Belastung dar. Auch das Gesundheitssystem sieht sich mit steigenden Kosten sowie einer immer komplexeren Versorgung von Patient:innen konfrontiert. Woran das liegt und ob moderne Versorgungsstrategien da helfen können, erfahren Sie hier.
Weltweit gesehen steigen die Zahlen für chronischen Wunden vor allem in Entwicklungsländern wie beispielsweise in Indien. Die Gründe sind vielfältig: Von schlechtem Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung über importiertes medizinisches Equipment bis hin zu dem fehlenden Angebot an Krankenversicherungen. Aber auch in westlichen Ländern wie Deutschland ist die Tendenz steigend. Ein zentraler Faktor für die steigende Inzidenz chronischer Wunden ist die zunehmende Alterung der Bevölkerung. In den Jahren zwischen 2008 und 2025 wird die Gesamtbevölkerung der EU voraussichtlich um weniger als 1 % zunehmen. Gleichzeitig wird die Bevölkerung im Alter ab 65 Jahren voraussichtlich um 13 % (25,5 Millionen) zunehmen – und das kann in diesem Zusammenhang sehr problematisch werden! Gerade altersbedingte Veränderungen der Haut und des Immunsystems fördern das Risiko zur Entwicklung von chronischen Wunden. Zudem kommt, dass eine insgesamt alternde Bevölkerung auch bedeutet, dass weniger Pfleger:innen nachkommen, beziehungsweise auf eine Pflegekraft mehr Patient:innen anfallen. Obwohl die Ursachen für Ulzera in der Regel primär körperlicher Natur sind, kann der Pflegekraftmangel dazu führen, dass diese und ähnliche Indikationen nicht mehr ausreichend versorgt werden. Darüber hinaus leiden viele ältere Patient:innen an multiplen chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die die Wundheilung ebenfalls negativ beeinträchtigen.
Auch der moderne, westliche Lebensstil trägt zu dieser Entwicklung bei: Übergewicht, Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung erhöhen das Risiko für die Entwicklung chronischer Wunden.
Die Versorgung von Patient:innen mit chronischen Wunden ist kostenintensiv und stellt das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Patient:innen benötigen oft langwierige, komplizierte und kostenintensive Behandlungen. Für Deutschland bedeutet das Kosten von knapp 10.000 € pro Fall pro Jahr.2 Bei einer Prävalenz von ca. 4 Millionen Patient:innen mit chronischen Wunden kommt man so auf einen Kostenfall von ungefähr 40 Milliarden Euro – Tendenz steigend! Neben diesen direkten Behandlungskosten fallen aber auch noch indirekte Kosten an, wie beispielsweise Krankentage oder die Betreuung von Familienangehörigen.
Das moderne Konzept der "Wound Balance" bietet einen vielversprechenden Ansatz, um die Heilung chronischer Wunden zu fördern. Dieses Konzept basiert auf der Idee, dass ein Gleichgewicht der verschiedenen Faktoren, die die Wundheilung beeinflussen, hergestellt werden muss. Besonders im Fokus soll dabei das Wohlbefinden der Patient:innen stehen.
Durch die Anwendung des Wound-Balance-Konzepts können die Heilungschancen für Patienten mit chronischen Wunden verbessert und die Behandlungszeiten verkürzt werden. Dies könnte nicht nur zu einer Entlastung der Gesundheitssysteme führen, sondern auch die Lebensqualität der betroffenen Patient:innen erheblich steigern.
Die steigende Inzidenz chronischer Wunden stellt eine ernstzunehmende Herausforderung für das Gesundheitswesen dar. Ursachen wie die Alterung der Gesellschaft und lebensstilbedingte Erkrankungen tragen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Das Konzept der Wound Balance bietet jedoch einen vielversprechenden Ansatz, um die Wundheilung zu verbessern und die Belastungen für Patient:innen und Gesundheitssysteme zu reduzieren.
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