Ernährungstipps bei CED – Die FODMAP-Diät

Ernährungstipps bei CED – Die FODMAP-DiätUnser Auftakt der Themenreihe „Ernährungstipps bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen“ beschäftigt sich mit der Low-FODMAP Diät. Dabei wird in aufeinander folgenden Phasen zunächst bewusst auf bestimmte kurzkettige Kohlenhydrate verzichtet. Anschließend werden diese in einer Wiedereinführungsphase teilweise erneut in den Ernährungsplan aufgenommen.Der Begriff Low-FODMAP beschreibt eine Diätform, bei der die Aufnahme von „Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides, And Polyols (FODMAPs)“, also bestimmten kurzkettigen Kohlenhydraten, möglichst geringgehalten wird.¹ FODMAPs sind schlecht verdaulich und fermentierbar, wodurch es bei ihrer Verdauung zur Ansammlung von Wasser und Gas im Darm kommen kann.¹ Durch die damit einhergehende Ausdehnung und viszerale Hypersensitivität können gastrointestinale Symptome verstärkt werden.¹Übersicht und Beispiele zu Nahrungsmitteln mit hohem- oder niedrigem FODMAP-Gehalt:²

FODMAP-Arten

Hoher FODMAP-Gehalt

geeignete Alternativen-

niedriger FODMAP-Gehalt

Fruktose
(Monosaccharid)

Obst: Apfel, Birne, Nashi-Birne, Pfirsich, Mango, Wassermelone, Zuckerschoten, Dosenobst
Honig
Süßungsmittel: Fruktose, Maissirup

Obst: Banane, Heidelbeeren, Sternfrucht, Grapefruit, Trauben, Honigmelone, Cantaloupe-Melone, Kiwi, Zitrone, Limette, Mandarine, Orange, Passionsfrucht, Papaya, Himbeere, Erdbeere
Honigersatz: Ahornsirup, Zuckerrübensirup
Süßungsmittel: Süßstoffe z. B. Acesulfam (E950), Aspartam (E951), keine Zuckeralkohole

Laktose
(Disaccharid)

Milch und Milchprodukte: Milch von Kühen, Ziegen und Schafen, Joghurt, Sahne, Weich- und Frischkäse.
Sonstiges: Eiscreme, Pudding

Milch und Milchprodukte: laktosefreie Milch, Reismilch, Hart- und Schnittkäse einschließlich Brie und Camembert, laktosefreier Joghurt, Butter
Sonstiges: Sorbet

Oligosaccharide (Fruktane und/oder Galaktane)

Gemüse: Artischocken, Spargel, rote Beete, Rosenkohl, Broccoli, Kohl, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Zwiebel, Erbsen, Schalotten, Wirsing, Zuckermais
Getreide: Weizen und Roggen in großen Mengen (Brot, Nudeln, Couscous, Kekse)
Hülsenfrüchte: Kichererbsen, Linsen, Kidneybohnen, Baked Beans
Obst: Wassermelone, Pfirsich, Kaki
Nüsse: Cashew-Nüsse, Pistazien

Gemüse: Bambussprossen, Sprossen, Karotten, Sellerie, Paprika, grüne Bohnen, Kopfsalat, Schnittlauch, Pastinake, Kürbis, Mangold, Frühlingszwiebeln (nur grün), Gurke, Zucchini, Tomaten
Zwiebel und Knoblauchersatz: frische Kräuter
Proteinquelle: Fleisch, Hühnchen, Fisch, Tofu
Getreide: Glutenfreie Produkte, Getreideerzeugnisse aus Dinkel, Mais, Hafer, Quinoa
Nüsse: Mandeln (< 10 Stück), Kürbiskerne

Polyole

Obst: Apfel, Aprikose, Kirschen, Litschi, Nashi-Birne, Nektarine, Birne, Pfirsich, Pflaumen, Trockenpflaumen, Wassermelone
Gemüse: Avocado, Blumenkohl, Pilze, Kaiserschoten
Süßstoffe: Sorbit (Sorbitol, E420), Mannit (Mannitol, E421), Xylit (Xylitol, E967), Maltit (Maltitol, E965), Isomalt (E953)

Cantaloupe-Melone, Kiwi, Zitrone, Limette, Mandarine, Orange, Passionsfrucht, Papaya, Himbeeren
Süßungsmittel: Zucker (Haushaltszucker), Traubenzucker, künstliche Süßstoffe, die nicht auf -ol enden

Tabelle 1: Übersicht von Nahrungsmitteln mit hohem oder niedrigem FODMAP-Gehalt. Mod. nach Hebestreit et al.²
Die Low-FODMAP-Diät erfolgt in drei Phasen: Eliminationsphase, Wiedereinführungsphase und Langzeiternährung:³

Eliminationsphase: In dieser sechs bis acht Wochen andauernden Phase vermeiden die Patient:innen alle Lebensmittel, die FODMAPs enthalten..^2,3 Die gastrointestinalen Symptome bzw. Beschwerden sollten währenddessen auf eine mögliche Verbesserung hin beobachtet werden.

Wiedereinführungsphase: In dieser, auch als Toleranzfindung bezeichneten, Phase werden nach Verbesserung der Symptome unter der strengen Diät in der Eliminationsphase schrittweise wieder FODMAP-haltige Lebensmittel zugeführt.^2,3 Dadurch lässt sich feststellen, welche Lebensmittel und welche Mengen an fermentierbaren Kohlenhydraten die Patient:innen vertragen und welche nicht vertragen werden. Die Low-FODMAP Diät ist also keine reine Vermeidungsdiät, sondern dient vielmehr der individuellen Toleranz- und Verträglichkeitsfindung.³

Langzeiternährung: Entsprechend der während der Wiedereinführungsphase identifizierten Unverträglichkeiten und Toleranzlevel kann schließlich ein individueller Plan für die Langzeiternährung erstellt werden.³

Hinweis: Um einer Mangelernährung und/oder Unterversorgung vorzubeugen, sollte jede der Phasen einer Low-FODMAP-Diät von qualifizierten und erfahrenen Ernährungswissenschaftler:innen begleitet und evaluiert werden.³Der Effekt einer Low-FODMAP-Diät auf die gastrointestinalen Symptome von CED-Patient:innen wurde bereits in einer randomisierten Studie untersucht, bei der Patient:innen mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn entweder eine Low-FODMAP- oder Kontrolldiät erhielten.¹ Nach vier Wochen konnte bei Patient:innen der Low-FODMAP-Gruppe eine signifikante Verbesserung der den Darm betreffenden Symptome sowie der allgemeinen Lebensqualität festgestellt werden.¹ Bezogen auf die Diversität des Mikrobioms oder Entzündungsmarker wurden keine Unterschiede zwischen der Low-FODMAP- und der Kontrolldiät-Gruppe festgestellt.¹In einer weiteren Doppelblindstudie erhielten CED-Patient:innen, die in Folge einer Low-FODMAP-Diät bereits eine Verbesserung ihrer Symptomatik erfahren haben, über einen Zeitraum von drei Tagen entweder Fructane, Galacto-Oligosaccharide, Sorbit oder Glukose (Placebo).¹ Hierbei konnte ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Verschlechterung der Symptomatik in der Gruppe festgestellt werden, die hochdosierte Fructane, also Polymere der Fructose, welche zu den FODMAP zählen, erhalten hatten.¹Diese Gruppe berichtete über verstärkte Schmerzen, Blähungen und Stuhldrang.¹Trotz dieser vielversprechenden Studienergebnisse, die eine Verbesserung der Symptomatik von CED-Patient:innen unter einer Low-FODMAP-Diät nahelegen, gibt es auch Bedenken hinsichtlich möglicher Langzeitfolgen einer derart restriktiven Ernährungsform.⁴ So wurde beispielsweise festgestellt, dass die Low-FODMAP-Diät auch mit der verringerten Generierung der kurzkettigen Fettsäure Butyrat einhergeht, welche einen wichtigen Nährstoff für die Gesundheit des Darmepithels darstellt.⁴ Darüber hinaus gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass bestimmte Organismen des Mikrobioms bei CED-Patient:innen unter Low-FODMAP sehr wohl verringerte Mengenverhältnisse aufweisen – und das ausgerechnet bei solchen Organismen, deren vermehrtes Auftreten mit einer endoskopischen und klinischen Remission in Verbindung gebracht wird.⁴

Fazit:
Es gibt Hinweise darauf, dass eine Low-FODMAP-Diät kurzzeitig, etwa bei einem symptomatischen CED-Schub, bei der Verbesserung der Symptome helfen könnte.^4,⁵ Langfristig und nach einer Verbesserung der Symptome sollten CED-Patient:innen ihre Ernährung aber wieder auf eine gesunde, mediterrane Ernährung umstellen.⁴ Die mediterrane Ernährung bietet außerdem den Vorteil einer reduzierten Aufnahme ultraprozessierter Nahrungsmittel, welche oft zusätzlichen Zucker, Salz und andere Lebensmittelzusatzstoffe enthalten, die mit der Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere Morbus Crohn, in Verbindung gebracht werden.⁴

Weitere Informationen und Tipps & Tricks rund um das Thema CED und Ernährung haben wir auch hier noch einmal für Sie und Ihre Patient:innen zusammengefasst.
Fußnoten:FODMAP: Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides, And Polypols Referenzen:

Manski S et al. Crohns Colitis 360. 2023;6(1):otad077.

Hebestreit K & Bischoff SC Aktuel Ernahrungsmed 2015; 40: 54–57

Bellini M et al. Nutrients. 2020;12(1):148.

Hashash JG et al. Gastroenterology. 2024;166(3):521-532.

Bischoff SC et al. Clin Nutr. 2023;42(3):352-379.

EXA/DE/ENTCD/0036