Das Vogelgrippevirus greift in US-amerikanischen Rinderherden weiter um sich – und gefährdet auch Farmmitarbeiter. Jetzt hat es den nächsten erwischt. Wird das bald auch hier ein Problem?
In den USA ist der 4. Fall einer mit dem H5N1-Virus infizierten Person bekannt geworden. Wie das CDC berichtet, handelt es sich dabei um einen Arbeiter eines Milchviehbetriebs in Colorado. Ähnlich wie die anderen Fälle, zeigte auch diese Person lediglich Symptome an den Augen, die mit der Gabe von Oseltamivir erfolgreich behandelt werden konnten.
Inzwischen wurde das Vogelgrippe-Virus in Milchkühen in insgesamt 12 Bundesstaaten der USA nachgewiesen – eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.
Um für einen möglichen Pandemie-Fall gewappnet zu sein, will das CDC die Testkapazitäten für Menschen deutlich nach oben schrauben. Bereits jetzt arbeitet die Behörde mit kommerziellen Laboren zusammen, die mehr Tests produzieren sollen. Womöglich will man vermeiden, dass sich die Fehler der Corona-Pandemie wiederholen: Zu Beginn der Pandemie lief die Zusammenarbeit mit kommerziellen Laboren nur schleppend an und entsprechende Tests waren rar, wodurch sich SARS-CoV-2 unbemerkt in der Bevölkerung ausbreiten konnte.
Doch ob es das Virus überhaupt schafft, sich leicht unter Menschen ausbreiten zu können, ist unklar. Bisher gibt es keine Berichte von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen. Zwar erhöhe jede neue Säugetierart, an die sich H5N1 anpasst, die Wahrscheinlichkeit, dass es auch in die menschliche Population dauerhaft übertritt, erklärt Virologe Prof. Friedemann Weber von der Justus-Liebig-Universität in Gießen. „Es könnte allerdings durchaus sein, dass die sehr spezielle Art der Übertragung bei Milchkühen dazu führt, dass eine respiratorische Infektion weniger effektiv wird.“
Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich das Virus indirekt über die Milch bzw. über die Melkvorrichtungen verbreitet (DocCheck berichtete). Anders als bislang vermutet, weisen die Milchdrüsenzellen von Kühen Rezeptoren auf, die dem H5N1-Virus den Zelleintritt ermöglichen und es sich in diesen Zellen hervorragend vermehren kann.
In Europa ist das Virus in Rinderherden bisher nicht aufgetaucht – oder hat man bisher nicht genau genug hingeschaut? „In der EU werden die Tiere bei entsprechenden Symptomen, wie etwa Milchrückgang, auf H5N1 getestet und es gibt gut eingespielte Mechanismen zur Bekämpfung von Tierseuchen“, meint Weber. „Von daher gehe ich davon aus, dass H5N1 tatsächlich noch nicht aufgetaucht ist. Das ist aber sicher nur eine Frage der Zeit.“
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