In Düsseldorf protestierten gestern angehende Ärzte. Thema der Demonstration: das Praktische Jahr. Wir waren live dabei – was sie konkret fordern, lest ihr hier.
Versammlung der Demonstrierenden auf der Friedrich-Ebert-Straße am Hauptbahnhof Düsseldorf.Credit: Ivana NikicStart am Düsseldorf Hauptbahnhof. Hier versammelten sich um 12 Uhr mehr als 800 Demonstranten aus Düsseldorf, Köln, Bonn, Aachen und weiteren Universitäten aus ganz NRW. Dabei handelte es sich nicht nur um PJ-ler, sondern auch Studenten der Vorklinik und Klinik, denen das PJ noch bevorsteht. Die Demonstration wurde vorher angekündigt und angemeldet, eine polizeiliche Begleitung erfolgte daher ebenfalls.
Schild eines Demonstrierenden mit der Forderung nach mehr Gehalt.Credit: Ivana Nikic
Ziel der Demo: bessere Arbeitsbedingungen. In diesem Artikel wurden bereits die Arbeitsbedingungen der PJ-ler in Deutschland vorgestellt. Auch gestern ging es um die Themen ungleiches Gehalt und schlechte Lehre.
„Es kann nicht sein, dass Menschen neben einem Vollzeitjob noch arbeiten gehen müssen“, sagt Viktoria, die selbst vor Ort demonstrierte. Besonders problematisch: die ungleichen Gehälter, die von Klinik zu Klinik zwischen 0 und 900 Euro schwanken können, in der Regel aber knapp 600 Euro betragen. Aus diesem Grund bleibt Esther nicht in Düsseldorf, sondern absolviert ihr PJ in Nürnberg: „Ich habe […] mir eine bestimmte Klinik ausgesucht, […] weil sie mit die einzige ist, die Geld zahlt.“ Viktoria fragt fassungslos: „Wieso gibt es keinen Standard?“
Schilder mit Forderungen der Demonstrierenden.Credit: Ivana NikicIm Vordergrund stand gestern allerdings die Kritik an der fehlenden Trennung von Krankheits- und Urlaubstagen. Das Gesamtkontigent von 30 Fehltagen – unabhängig vom Grund des Ausfalls – ist für viele Studenten eine Zumutung. „Wenn ich krank bin, bin ich krank und nehme keinen Urlaub“, sagt Lorenzo. Doch oft nehmen die PJ-ler ihre Genesung in Kauf und fühlen sich verpflichtet am Arbeitsplatz zu erscheinen, um sich die Fehltage für den Lernplan vor dem dritten Staatsexamen aufzusparen. Darunter leiden allerdings auch die Patienten, wie Viktoria erklärt: „Wenn jemand wirklich flachliegt und die Patienten anstecken würde, dann soll er zuhause bleiben.“ Besonders vernachlässigt sind in diesem Zusammenhang auch junge Elternteile, denn „wenn das Kind krank ist, muss man sich selber einen Fehltag nehmen“, erzählt Anna.
Mitarbeiter der ver.di schwenken die Fahne der Gewerkschaft als Zeichen der Solidarität.Credit: Ivana NikicUnterstützt wurde die Demonstration nicht nur von den Studenten, sondern auch von der Gewerkschaft ver.di, die ihre Solidarität durch das Fenster zeigte. Auch Giulia Ritter, Präsidentin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), war anwesend und formulierte in einem kurzen, aber prägnanten Ausruf die konkrete Forderung der Studenten: „Ausbildung statt Ausbeutung!“
Endpunkt des Protestmarsches am Landtag Düsseldorf.Credit: Ivana NikicGegen 13:30 erreichte der Protestmarsch den Landtag. Hier sollen Gesundheitspolitiker Stellung zu den Forderungen nehmen. Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von NRW, kündigt in seiner Rede an, dass „[…] wir die Krankenhäuser mit dazu nehmen, die Universitätskliniken und ihre Vertretung der Medizinstudierenden – und dann setzen wir uns mal an den berühmten runden Tisch und überlegen gemeinsam, wie man die Situation verbessern kann.“ Die Rede trifft auf gemischte Gefühle, einerseits Jubel und Beifall, andererseits auch ein frustriertes „wann?“ und wütende Trillerpfeifen.
Bildquelle: Maayan Nemanov, Unsplash