Das Mineral Kalzium ist der wichtigste Knochenbaustoff und darüber hinaus an der Zellteilung, der Stimulation von Muskel- und Nervenzellen und auch an der Blutgerinnung beteiligt. Kalzium wird im Darm aus der Nahrung aufgenommen. Über das Blut gelangt es dann in das Knochensystem und sorgt dort für Festigkeit und Stabilität. Beinahe 100 % des Kalziums im menschlichen Körper werden in den Knochen und in den Zähnen gespeichert.1
Doch erst Vitamin D ermöglicht die Aufnahme des Kalziums aus dem Magen-Darm-Trakt ins Blut und fördert Einbau und Speicherung des Minerals in den Knochen. Das Zusammenspiel von Kalzium und Vitamin D im Körper ist daher besonders wichtig für die Stabilität der Knochen und unverzichtbar für die Knochengesundheit. Doch reicht die gute Versorgung mit beiden Stoffen schon aus, um effektiv Frakturen zu verhindern?
In einer systematischen Übersichtsarbeit haben Forschende untersucht, welchen Effekt eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D allein oder in Kombination mit Kalzium auf die Knochen hat; die Ergebnisse wurden 2023 veröffentlicht.2 In ihrer Arbeit werteten die Autor*innen randomisierte klinische Studien aus, an denen postmenopausale Frauen ohne Osteoporose teilgenommen hatten.2 Der Fokus lag auf der Frage, ob sich Veränderungen der Knochenumbaumarker, der Knochendichte und des Frakturrisikos unter Vitamin D (ggf. plus Kalzium) feststellen ließen.2 Nach einer umfangreichen Recherche flossen insgesamt neun klinische Studien mit über 7.000 Frauen und verschiedenen Dosierungen von Vitamin D plus/oder Kalzium oder Placebo in die Auswertung ein.2
In der Arbeit wurde deutlich, dass Vitamin D und Kalzium erwartungsgemäß einen positiven Effekt auf den Knochenstoffwechsel haben: Unter einer Vitamin D-Supplementation ab 400 Internationalen Einheiten (I. E.) stiegen messbar die 25-Hydoxy-Vitamin-D-Spiegel der Teilnehmerinnen der verschiedenen Studien, die Sekretion von Parathormon nahm in der Regel ab.2 Ab einer Tagesdosis von 800 I. E. in Kombination mit Kalzium blieb die Baseline-Knochenmineraldichte erhalten oder verbesserte sich leicht.2 Eine Reduktion der Knochenumbaumarker C-terminale Crosslinks (CTX) und Prokollagen Typ I N-terminales Propeptid (P1NP) wurde zum Teil beobachtet.2
Wie sich Vitamin D- und Kalzium-Gabe auf die Veränderung des Frakturrisikos auswirken, wurde in drei der neun eingeschlossenen Studien beschrieben.2 In einer Studie (800 I. E. Vitamin D3 plus 1.200 mg Kalzium täglich) wurde über 24 Monate keine signifikante Reduktion des Frakturrisikos ermittelt.2 In der zweiten Studie (mit der gleichen Dosierung) zeigte sich bei postmenopausalen Frauen ohne Osteoporose nach 18 Monaten eine leichte Reduktion der Inzidenz von nicht-vertebralen Frakturen sowie von Hüftfrakturen.2 In der dritten Studie mit sehr hoch dosiertem Vitamin D3 (500.000 I. E.) wurde hingegen über fünf Jahre sogar eine leicht erhöhte Frakturinzidenz in der Vitamin D-Gruppe gemessen.2
Die Autor*innen schlussfolgern aus den Daten, dass bei postmenopausalen Frauen eine fraktursenkende Wirkung durch Vitamin D (ggf. plus Kalzium) nicht nachgewiesen ist und bestätigen damit die Ergebnisse einer früheren Metaanalyse.2,3 Und Kalzium allein? Hierzu zogen Expert*innen bereits 2015 in einem Review-Artikel das Fazit, dass weder eine besonders kalziumreiche Ernährung noch eine Kalzium-Supplementierung allein zu einer messbaren Senkung des Frakturrisikos führt.4
Kalzium und Vitamin D sind essenziell für die Knochen. Sie sind unerlässlich zur Prävention sowie als begleitende Basistherapie zu einer spezifischen medikamentösen Therapie, um ausreichend Baustoff für die Knochen bereitzustellen. Die Supplementierung hat jedoch für sich genommen keinen Effekt auf Frakturraten.5
Ist der Knochenstoffwechsel derart beeinträchtigt, dass eine Osteoporose vorliegt, soll Patient*innen eine spezifische medikamentöse Therapie mit gesicherter Frakturrisikoreduktion empfohlen werden: Ab einem 3-Jahres-Frakturrisiko von 5 % empfiehlt die S3-Leitlinie Osteoporose eine spezifische Therapie einzuleiten, ab 3 % kann dies unter bestimmten Umständen erwogen werden.5
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Referenzen
DE-DA-2400312