Kennt ihr diese heimischen Giftpflanzen und wisst, wie ihr eine Verbrennung durch Riesen-Bärenklau behandelt? Die wichtigsten Ratschläge für eure Patienten sowie einen Überblick über die Symptome findet ihr hier.
Nicht jede Vergiftung oder Hautreizung kann so einfach auf den Kontakt mit einer Pflanze zurückgeführt werden. Liegt dieser nämlich einige Stunden oder Tage zurück, bringen eure Patienten ihre Symptome möglicherweise nicht direkt mit diesem in Zusammenhang.
Obwohl in Deutschland nicht verbreitet, sondern überwiegend in botanischen Gärten zu finden, kann der Giftefeu aus Nordamerika eine Kontaktdermatitis auslösen, die meist erst acht bis 48 Stunden nach Kontakt symptomatisch wird.
Ein Übeltäter, der noch schwieriger zu identifizieren ist, ist der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum oder Heracleum giganteum). Der ursprünglich aus dem Kaukasus kommende Neophyt breitet sich inzwischen in Deutschland immer weiter aus. Insbesondere für Kinder ist das bis zu drei Meter hohe Doldengewächs ein echter Abenteuerspielplatz – mit einem hohen allergenen Potenzial und einem ganz besonderen Giftstoff.
Riesen-Bärenklau
Das in ihm enthaltene Furocumarin kann bei Hautkontakt Verbrennungen verursachen – jedoch nicht sofort. Furocumarin ist phototoxisch – erst UV-Licht aktiviert das Toxin auf der Haut, weshalb die Verbrennungen häufig nicht mit der Pflanze in Zusammenhang gebracht werden. An heißen Tagen reicht es sogar aus, sich neben der Pflanze aufzuhalten, da der Stoff aus den Pflanzen ausgast. Eine Ursachenforschung des Ausschlags oder der Verbrennung gleicht dann einem Detektivspiel. Die betroffenen Stellen sollten zunächst abgewaschen werden, um mögliche Rückstände zu entfernen. Danach kann eine symptomatische Behandlung stattfinden. In den darauffolgenden Tagen sollten Patienten unbedingt einen Sonnenschutz verwenden, um die Haut vor zusätzlichen Verbrennungen zu schützen.
Wer sich mit Wildkräutern auskennt, geht auch gerne auf die Suche nach Bärlauch (Allium ursinum) im Wald. Der wilde Verwandte von Knoblauch ist etwas milder im Geschmack und lässt sich super zu Pesto oder anderen Köstlichkeiten verarbeiten. Doch beim Sammeln ist Vorsicht zu wahren! Es besteht nämlich akute Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen, die nicht nur ungut schmecken, sondern auch noch giftig sind. Mischt sich dann unbemerkt ein Blatt vom Maiglöckchen oder einer Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) in den hausgemachten Dip, endet das Abendessen schnell in der Notaufnahme. Insbesondere Colchicum enthält viele Alkaloide inklusive des hochgiftigen Colchicins. Kommt es zu Vergiftungserscheinungen, ist Erbrechen sowie die Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat die beste Erste-Hilfe Maßnahme.
Die Blätter von Herbstzeitloser, Bärlauch und Maiglöckchen im Vergleich. Credit: Nabu-Duesseldorf.de
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Blätter ist vor allem ein ausgeprägter Knoblauchgeruch des Bärlauchs, während seine Doppelgänger diesen nicht aufweisen. Auch wächst beim Bärlauch ein Blatt aus jedem Stiel, beim Maiglöckchen zwei und bei der Herbstzeitlosen wachsen die Blätter direkt aus dem Boden.
Wer sich dennoch unsicher ist, sollte möglicherweise eher zur Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) greifen, denn auch diese hat einen milden Knoblauchgeschmack, kommt aber ohne gefährliche Lookalikes daher.
Obwohl einige in Deutschland heimische Pflanzen giftig sind und bereits bei Berührung Reaktionen im Körper auslösen können, sollten wir nicht gleich aus Angst zuhause bleiben. Das Wichtigste: Es sollten nur Pflanzen angefasst werden, die einem selbst bekannt sind und auch dann nur, wenn nötig. Kommen Patienten mit allergischen Reaktionen oder Vergiftungserscheinungen zu euch, die sich länger in der Natur aufgehalten haben: Werdet hellhörig und hakt nach, ob es möglicherweise einen Kontakt mit Giftpflanzen gab.
Generell gilt: Lasse die Natur so zurück, wie du sie aufgefunden hast – pflücken und mitnehmen nur zum Eigenbedarf und nur dann, wenn die Pflanzen nicht unter Naturschutz stehen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Wurzeln und Wurzelsysteme intakt in der Erde zurückbleiben, so kann die Pflanze auch im nächsten Jahr wieder wachsen. Die schönen Blümchen im Wald oder dem Wegesrand sollten wir ohnehin lieber gar nicht erst pflücken – sie sind wichtige Nahrungsquellen für Insekten und in der Natur doch viel besser aufgehoben als in der heimischen Vase.
Die Frühlingssonne lässt Pflanzen blühen, jedoch sind nicht alle harmlos. Einige, wie Fingerhut und Eisenhut, sind hochgiftig. Fingerhut kann bei Berührung Hautreizungen verursachen, und sein Verzehr ist lebensgefährlich. Eisenhut gilt als giftigste Pflanze Europas und verursacht bei Kontakt oder Verzehr schwere Vergiftungen.
Auch die Tollkirsche und andere Nachtschattengewächse enthalten gefährliche Alkaloide, die bei Verzehr zu schweren Vergiftungen führen können. Eine besondere Gefahr stellt der Riesen-Bärenklau dar, dessen phototoxisches Furocumarin Verbrennungen verursacht. Auch bei Wildkräutern wie Bärlauch besteht gefährliche Verwechslungsgefahr (bspw. mit der Herbstzeitlosen).
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