Wundinfektion: Risikopatient:innen mittels W.A.R. Score finden

Wundinfektion: Risikopatient:innen mittels W.A.R. Score findenWundinfektionen sind eins der größten Gefahren in der Wundbehandlung. Es kann schmerzhaft sein, üblen Geruch mit sich bringen und die Wundheilung deutlich verlängern. Vor allem kann eine nicht adäquate Wundbehandlung bei einer Infektion der Wunde auch zu einer systemischen Infektion bis hin zu einer Sepsis führen. In diesem Fall wird aus einer Wundinfektion eine potentiell lebensbedrohliche Situation! Damit Patient:innen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer Wundinfektion auch im alltäglichen Praxisstress schnell und effizient identifiziert werden können, wurde der Wound-At-Risk (W.A.R.) Score entwickelt. So können Patient:innen identifiziert werden, bei denen eine antimikrobielle Wundtherapie frühzeitig oder langfristig durchgeführt werden sollte, selbst wenn noch keine Wundinfektion vorliegt. Im W.A.R. Score werden verschiedene endogene und exogene Faktoren berücksichtigt und in ihrer Schwere unterschiedlich bewertet. Bei einem Gesamtwert von ≥ 3 im W.A.R. Score wird eine antimikrobielle Wundbehandlung empfohlen.

Risikopunkt(e)

Faktor

1 Risikopunkt

Erworbene immunsuppressive Erkrankung, z. B. Diabetes mellitus

Erworbener Immundefekt durch medikamentöse Therapie wie Ciclosporin, Methotrexat, Glukokortikoide, Antikörper

Erkrankungen mit soliden Tumoren

Hämatologische Systemerkrankung

Postchirurgische Wundheilungsstörung, welche zu (ungeplanter) Sekundärheilung führt

Durch Lokalisation besonders keimbelastete Wunden, z. B. Perineum, Genitale

Problematische hygienische Bedingungen durch soziales oder berufliches Umfeld, z. B. Landwirte, Lkw-Fahrer

Lebensalter ≥ 80 Jahre

Geringeres Lebensalter der Patient:innen, z. B. Frühgeborene, Babys, Kleinkinder

Bestehensdauer der Wunde > 1 Jahr

Wundgröße ≥ 10 cm²

Chronische Wunden aller Kausalitäten mit einer Tiefe > 1,5 cm

Stationärer Langzeitaufenthalt der Patient:innen > 3 Wochen

2 Risikopunkte

Schwere erworbene Immundefekte, z. B. HIV-Infektion

Stark verschmutze Akutwunden

Biss‑, Stich- und Schusswunden zwischen 1,5 und 3,5 cm Tiefe

3 Risikopunkte

Verbrennungswunden mit Beteiligung > 15 % der Körperoberfläche

Wunden, welche eine direkte Verbindung zu Organen oder Funktionsstrukturen aufweisen, z. B. auch Gelenke bzw. körperfremdes Material enthalten

Schwerste, angeborene Immundefekte wie beispielsweise Agammaglobulinämie, schwere kombinierte Immundefekte (SCID)

Biss‑, Stich- und Schusswunden > 3,5 cm Tiefe

Wollen Sie mehr zu lokalen Störfaktoren erfahren – dann haben wir hier genau den richtigen Artikel für Sie! Außerdem haben wir hier für Sie noch 3 Regeln beim Verbandswechsel, damit Sie das Risiko für die Entwicklung einer Wundinfektion verringern können.
Referenzen:Dieser Artikel basiert auf Dissemond J, et al. Z Gerontol Geriatr. 2023; 56(1):48-52.