In Beitrag Nebenwirkungen Teil 1 haben wir Ihnen bereits Fatigue und Stimmungsschwankungen als zwei der typischen Nebenwirkungen der Hormontherapie bei Brustkrebs vorgestellt. Nun möchten wir zwei weitere genauer unter die Lupe nehmen: Beschwerden im Intimbereich und Gelenkschmerzen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen daher, wie Sie Ihre Patientinnen bestmöglich bei der Bewältigung der oben genannten Nebenwirkungen unterstützen können.
Bei Juckreiz oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Vaginaltrockenheit können nicht-hormonelle Vaginalgele helfen. Auch eine örtliche, vaginale Hormontherapie kann infrage kommen. Hier können übergeordnet auch Psychotherapie oder Sexualberatung helfen. Patientinnen selbst können Scheidenproblemen aber auch vorbeugen, z.B. indem sie auf das Rauchen verzichten, um ihre Durchblutung zu verbessern. Um die Vaginalflora nicht zu schädigen, sollten Patientinnen auf parfümierte Intimhygieneprodukte, synthetische Unterwäsche sowie Weichspüler verzichten. Viele Patientinnen sind sexuell weniger bis gar nicht aktiv, sobald erste Nebenwirkungen im Intimbereich auftreten. Sich einzuschränken ist aber nicht notwendig, da die sexuelle Aktivität sogar die Durchblutung von Vulva und Vagina verbessern kann.1
Bei Gelenkschmerzen können verschiedene medikamentöse Therapien helfen, z. B. mit dem Antidepressivum Duloxetin. Antidepressiva wirken bei der Schmerzweiterleitung und verändern so das Schmerzempfinden der Betroffenen. Auch eine Schmerztherapie mit individuell abgestimmten Schmerzmitteln oder entzündungshemmenden Arzneimitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac kann Patientinnen helfen. Ein weiteres Vorgehen ist das Pausieren der Aromatasehemmer für bis zu 3 Monate. Hier ist jedoch anzumerken, dass dies bisher nur in einer Studie erprobt wurde, in der die Teilnehmerinnen bereits eine mehrjährige Antihormontherapie hinter sich hatten. Es gibt auch komplementäre und alternative Methoden gegen Gelenkschmerzen unter einem Aromatasehemmer für die wissenschaftliche Studien bisher jedoch keinen schmerzlindernden Effekt eindeutig nachweisen konnten. Fachleute schätzen das Risiko für mögliche Nebenwirkungen allerdings gering ein.
Ob Bewegung und Sport gegen Gelenkbeschwerden helfen, ist noch nicht abschließend geklärt. Fest steht jedoch, dass sich körperliche Aktivität positiv auf den Krankheitsverlauf bei Krebs auswirken kann. Übergewicht, das ein möglicher Risikofaktor für das Auftreten von Gelenkbeschwerden ist, kann dadurch auch vorgebeugt werden. In einigen Studien versprechen Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D oder B12 Gelenkschmerzen durch Aromatasehemmer zu lindern. Diese Studien sind jedoch noch nicht eindeutig oder qualitativ hochwertig genug. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) empfiehlt aber eine Enzymtherapie mit Bromelain, Papain, Selen und Lektin1, die gerinnungs- und entzündungshemmend wirken können. Ob und inwiefern Nahrungsergänzungsmittel oder Enzympräparate für Ihre Patientinnen geeignet sind, kommt auf die individuelle Situation der Betroffenen an.
Sie haben die ersten Beiträge zu Nebenwirkungen der Hormontherapie bei Brustkrebs verpasst? Lesen Sie sich unsere Beiträge: Hormontherapie bei Brustkrebs: Nebenwirkungen im Fokus und den ersten Teil zu Nebenwirkungen: Fatigue und Stimmungsschwankungen gerne durch!
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