Forscher werteten Daten von Blutzuckersensoren für Diabetiker aus und erkannten dabei wiederkehrende Muster. Unter anderem zeigten sich jahreszeitabhängige Trends: In wärmeren Monaten war es wahrscheinlicher, dass sich Werte im gesunden Bereich bewegten.
Eine neue Studie legt nahe, dass das Blutzuckermanagement von Diabetikern nicht nur von der Jahres- und Tageszeit abhängt, sondern auch von ihrer Erfahrung mit der Krankheit und ihrem allgemeinen Erfolg bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Die Ergebnisse könnten Ärzten dabei helfen, diejenigen Patienten zu identifizieren, die bei der Regulierung ihres Blutzuckerspiegels – insbesondere zu bestimmten Zeiten des Jahres – mehr Unterstützung benötigen.
Die Forscher griffen auf Daten von tragbaren Blutzuckermessgeräten zurück, die zeigten, wie 137 Menschen in den USA im Alter von 2 bis 76 Jahren – die hauptsächlich mit Typ-1-Diabetes leben – ihren Blutzucker täglich regulierten. Durch die Analyse der umfangreichen Daten bietet die Studie den bisher detailliertesten Blick darauf, wie der Umgang mit Diabetes je nach Monat, Tag, Alter und sogar Erfahrung des Patienten mit der Krankheit variieren kann. „Wir suchen nach bestimmten Mustern, die als Grundlage für klinische Richtlinien und gezielte Maßnahmen dienen können“, erklärt Studienautorin Temiloluwa Prioleau.
Die Forscher fanden heraus, dass die Patienten in der Studie von April bis September tendenziell gesündere Blutzuckerwerte aufwiesen. In diesen wärmeren Monaten, in denen das Aktivitätsniveau tendenziell höher ist, blieben die Blutzuckerwerte über den Tag überdurchschnittlich lang im gesunden Bereich. In den kälteren Monaten von Oktober bis Februar hingegen war die Zeit, die im normalen Bereich verbracht wurde, geringer als im Durchschnitt.
Dieser Effekt verstärkte sich während der Feiertage bei Teilnehmern aller Altersgruppen, wobei Neujahr und Weihnachten die Liste der Tage anführten, an denen die Zuckerwerte häufiger außerhalb des gewünschten Zielbereichs lagen. Obwohl es sich um einen Feiertag mit warmem Wetter handelt, stand der US-amerikanische Unabhängigkeitstag im Juli an dritter Stelle auf der Liste der Tage, an denen eine schlechte Blutzuckerkontrolle verzeichnet wurde.
Die Forscher verglichen auch die täglichen und wöchentlichen Schwankungen und fanden heraus, dass der Blutzuckerspiegel der Patienten von Montag bis Freitag und vor allem während der regulären Arbeitszeit von 9 bis 17 Uhr eher normal war als an den Wochenenden. Dies deute auf einen positiven Effekt einer Routine während der Arbeitswoche hin, so die Studienautoren.
„Wir haben auch festgestellt, dass junge Erwachsene im Alter von 19 bis 34 Jahren ihren Blutzucker weniger gut im Griff haben“, sagt Studienautorin Prajakta Belsare. „Wahrscheinlich spiegelt dies die Schwierigkeiten wider, mit denen junge Erwachsene konfrontiert sind, wenn sie sich ohne die Aufsicht von Eltern oder Pflegepersonal um ihre eigene Gesundheit kümmern müssen“, sagt Belsare.
Die Studie kläre jedoch nicht, welche Faktoren den beobachteten Mustern zugrunde liegen. „Ich denke, dass die Antwort auf die Frage nach dem 'Warum' für verschiedene Menschen unterschiedlich ausfallen würde“, sagt Prioleau. „Unser Ziel ist es, aufzuzeigen, was wir auf Populationsebene beobachten. Wir hoffen, dass dies die Menschen dazu ermutigt, ihre eigenen Daten aus der Vergangenheit zu nutzen, um ihre künftige Versorgung zu informieren und zu gestalten, sei es durch Verhaltensänderungen, wenn dies möglich ist, oder durch andere Arten von Maßnahmen.“
In erster Linie solle die Studie dazu beitragen, das Bewusstsein behandelnder Ärzte dafür zu schärfen, dass bestimmte Patienten zu bestimmten Zeiten des Jahres eine gezieltere Betreuung benötigen, sagt Endokrinologe Andrew Crawford. „Was mich am meisten überraschte, war, dass die saisonalen Schwankungen, insbesondere die Veränderungen um die Feiertage herum, nicht universell waren und sich je nach Alter der Patienten und ihrem allgemeinen Grad der Blutzuckerkontrolle während des Jahres erheblich unterschieden“, sagt Crawford. „Dies unterstreicht die Tatsache, dass Diabetes eine Krankheit ist, die man weitgehend selbst kontrollieren muss und dass Personen, die weniger Erfahrung im Umgang mit ihrer Krankheit haben, an wichtigen Feiertagen zusätzliche Aufklärung und Unterstützung benötigen, um eine Überzuckerung zu vermeiden.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Dartmouth College. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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