FSME und Borreliose sind wohl jedem ein Begriff – aber kennt ihr auch das Alpha-Gal-Syndrom? Warum dadurch der sommerliche Grillgenuss zur Gefahr werden kann, lest ihr hier.
Das Alpha-Gal-Syndrom (AGS) beschreibt eine nach einem Zeckenstich auftretende allergische Reaktion auf rotes Fleisch. Beim Stich übertragen die Zecken das Enzym Galactosyltransferase und damit auch das Kohlenhydrat Galactose-α-1,3-Galactose (Alpha-Gal) in den menschlichen Körper. Der Mensch selbst besitzt dieses Enzym nicht und kann somit Alpha-Gal nicht selbst herstellen. Es kommt zur allergischen Reaktion (DocCheck berichtete).
Vor allem in den USA werden jetzt immer mehr Fälle dieser kuriosen allergischen Reaktion bekannt. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) melden, dass zwischen 2010 und 2020 mehr als 110.000 Fälle identifiziert wurden. Die Dunkelziffer könnte allerdings deutlich höher, nämlich bei bis zu 450.000 Fällen, liegen. Das könnte einerseits an den nicht-spezifischen und inkonsistenten Symptome liegen. Die Symptome des Alpha-Gal-Syndroms inkludieren:
Andererseits werden wahrscheinlich auch viele Fälle aufgrund von mangelndem Wissen einfach nicht diagnostiziert und/oder gemeldet. Denn das Alpha-Gal-Syndrom kann nur festgestellt werden, wenn spezifisch auf die entsprechenden Alpha-Gal IgE-Antikörper getestet wird.
Obwohl die Fälle der Zecken-Fleischallergie sich häufen, wissen nur wenige Ärzte darüber Bescheid. Die CDC berichten von einer Studie, in der von 1.500 befragten Ärzten und anderem medizinischen Fachpersonal nur rund die Hälfte bereits vom Alpha-Gal-Syndrom gehört hatte; ein Drittel gab an, die Krankheit nicht zuverlässig diagnostizieren zu können. Nur 5 % der Befragten gaben an, sich sehr sicher mit der Diagnose und Behandlung des Alpha-Gal-Syndroms zu fühlen.
„Das Alpha-Gal-Syndrom ist ein wichtiges, neu auftretendes Problem im Bereich der öffentlichen Gesundheit mit potenziell schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen, die bei einigen Patienten ein Leben lang andauern können“, sagt Epidemiologin Dr. Ann Carpenter. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Ärzte über das AGS Bescheid wissen, damit sie ihre Patienten richtig einschätzen, diagnostizieren und behandeln können. Und es ist wichtig, dass sie sie über die Prävention von Zeckenbissen aufklären, um ihre Patienten vor der Entwicklung dieser allergischen Erkrankung zu schützen.“
Überwiegend wird die in den USA vorkommende Zeckenart Amblyomma americanum mit dem Syndrom in Verbindung gebracht. Aber auch in Deutschland heimische Zecken, wie etwa Ixodes ricinus, können die allergische Reaktion auslösen. Deutsche Ärzte sollten also das Alpha-Gal-Syndrom zumindest im Hinterkopf behalten.
Bildquelle: Pablo Merchán Montes, unsplash