Algen – uralte Organismen, die schon seit mehreren Milliarden Jahren die Weltmeere bewohnen und ganz nebenbei neben dem Regenwald die zweit größte „grüne Lunge“ unseres Planeten sind.1,2 Dennoch sind Algen primär dafür bekannt an Badestränden zu nerven oder im Aquarium umständliche Arbeit zu machen. Aktuelle medizinische Forschung könnte jetzt aber dafür sorgen, dass sich das Image der Algen drastisch ändert, denn das medizinische Potential von Algen wird gerade erst erkannt: Im Fokus der Forschung stehen hierbei einzelne chemische Verbindungen oder in Symbiose lebende Pilze. Also, was hat die Alge denn jetzt drauf und gibt es auch Anwendung in der Wundheilung?
Ein riesiges Problem gerade in Kliniken: Multiresistente Keime. Forscher des GEOMAR Helmoltz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel untersuchen seit Jahren mittels biologischen Assays sowie automatisierten und computergestützten Ansätzen die Wirkweise bestimmter Isolate aus Algen oder deren Symbioten. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass die in der Kieler Förde vorkommende Braunalge Fucus vesiculosus (Blasentang) das Wachstum des pathogenen Bakteriums Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) hemmt – und dieser Keim ist bekanntlich an einer Vielzahl an Krankenhausinfektionen beteiligt.3 Mehr zu MRSA und den Gefahren in der Wundheilung erfahren Sie hier.
Ein anderes äußerst spannendes Feld sind mit der Braunalge in Symbiose lebenden Pilze. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Pilzgattung Pyrenochaetopsis sp. möglicherweise bei Hautkrebs helfen könnte. Dieser Pilz ist in der Lage Hautkrebszellen vom Melanomtyp abzutöten bei gleichzeitig geringer Toxizität gegenüber „normalen“ Hautzellen.3
Diese beiden Beispiele kratzen aber nur an der Oberfläche und sollen aufzeigen, dass gerade die Forschung an marinen Lebewesen neue therapeutische Möglichkeiten bieten können. Für uns ist natürlich wichtig: Was gibt’s denn jetzt in Hinblick auf die Wundheilung und sind bereits Produkte auf dem Markt, die sich an Wirkstoffe von Algen bedienen?
Ohja! Algen können auch in der Wundheilung helfen und kommen bereits zum Einsatz. Gerade das aus Braunalgen und Bakterien gewonnene Alginat kommt seit längerem in einer Vielzahl von therapeutischen Anwendungen zum Einsatz. Alginat ist ein natürlich vorkommendes Polysaccharid, welches aus wiederholenden β-1,4-linked D-Mannuron- und L-Guluronsäure-Einheiten aufgebaut ist und dadurch über ein enormes Flüssigkeitsaufnahmevermögen verfügt bei gleichzeitig ausgezeichneter Biokompatibilität. Darüber hinaus kann Alginat zur Aktivierung von Makrophagen sowie zur Stimulation von Monozyten zur Ausschüttung von Interleukin-6 (IL6) sowie Tumornekrosefaktor α(TNF-α) führen – beides kann zu einer beschleunigten Wundheilung bei chronischen Wunden beitragen.4 Alginat kommt beispielsweise bei Sorbalgon Classic/Sorbalgon T Classic Alginat zum Einsatz. Sorbalgon Classic ist ein Alginat, das im Kontakt mit den Natriumionen des Wundexsudats ein hydrophiles, nicht verklebendes Gel bildet. Es gewährleistet ein feuchtes Wundmilieu für die Heilung, ist zuschneidbar und ermöglicht eine atraumatische Entfernung. Wo die therapeutische Reise mit Algen und deren assoziierten Wirkstoffen noch so alles hin geht wird die Zukunft zeigen, aber das volle Potential ist sicherlich noch lange nicht ausgereizt.
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