Über den Einfluss von Sport und Ernährung auf die Krebsprävention und auf bestehende Krebserkrankungen wird intensiv geforscht. Beim Prostatakarzinom (PCa) wurde zum Beispiel bereits gezeigt, dass das Körpergewicht mit den Krebsfolgen zusammenhängt. So war die Mortalität bei adipösen (Body Mass Index ≥ 30 kg/m2) Patienten erhöht, und biochemische Rezidive traten häufiger auf.1 Im Gegensatz zu genetischer Vorbelastung oder Lebensalter ist Übergewicht ein Risikofaktor, der potenziell positiv beeinflusst werden kann.
Es lohnt sich daher, einen genaueren Blick auf das Thema zu werfen. Welche Empfehlungen gibt es speziell zum PCa? Was sollten Betroffene hinsichtlich Ernährung und körperlicher Aktivität beachten? Hier geben wir Ihnen ein paar gute Argumente an die Hand, um Ihre Patienten von Bewegung und gesunder Ernährung zu überzeugen.
In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022 haben spanische Gesundheitswissenschaftler:innen analysiert, in wie vielen PCa-Leitlinien Empfehlungen zu den Themen Ernährung und Bewegung gegeben werden. Das Ergebnis: Von 97 PCa-Leitlinien erwähnen nur 7 die Bedeutung des Körpergewichts und 13 die Bedeutung eines gesunden Lebensstils.1
Die deutsche S3-Leitlinie empfiehlt, dass Männer zur Prävention eines PCa ein gesundes Gewicht anstreben, körperlich aktiv sein und pflanzliche Ernährung bevorzugen sollten. Auch wegen einer möglichen Zunahme des Körperfettanteils unter einer Androgenentzugstherapie (ADT) bei einem bestehenden PCa sollten Behandler:innen zu körperlicher Aktivität/Sport und Ernährung beraten.2
Welchen Einfluss die Ernährung im Detail auf Prostatakrebs hat, wird noch diskutiert. Der Genuss mancher Lebensmittel scheint einen Effekt auf die Erkrankung zu haben – Hinweise darauf gibt es beispielsweise für Lycopin, Glukose und grünen Tee.
Eine systematische Übersichtsarbeit untersuchte den Zusammenhang von PCa und Lycopin, einem Carotinoid, das in hohen Konzentrationen in Tomaten vorkommt. 7 von 10 Studien zeigten, dass PCa-Patienten von Lycopin profitieren können.3 Das Carotinoid verbesserte das Outcome bei lokal fortgeschrittenem PCa, konnte die Mortalität bei Männern mit hohem PCa-Risiko reduzieren und verzögerte das Voranschreiten der Erkrankung bei PCa-Patienten im Rezidiv.3
Die Bedeutung von Zucker beim PCa ist noch nicht abschließend diskutiert. Während die deutsche Krebshilfe bei einer Krebserkrankung eine relativ kohlenhydratreiche Kost mit hohem Obstanteil empfiehlt, sprechen sich einige Expert:innen gegen eine kohlenhydratreiche Ernährung aus.5 Gestützt wird letzterer Ansatz dadurch, dass Glukose für das Wachstum von Tumorzellen notwendig ist.5 Transketolase-like-1 (TKTL-1)- positive Tumorzellen, wie sie vermehrt in metastasiertem PCa-Gewebe vorkommen, sind exklusiv auf Glukose angewiesen.6 Die Proliferation wird durch Thiamin, ein Cofaktor der Transketolasen, zusätzlich gesteigert.6 Außerdem zeigten Untersuchungen an Mäusen, dass bei reduzierter Kalorienzufuhr Adenokarzinome um ein Drittel seltener vorkamen.7 Um die Auswirkungen der Kohlenhydratzufuhr bei Krebs genau beurteilen zu können, bedarf es weiterer klinischer Studien.
Grüner Tee kann möglicherweise das Risiko für Prostatakrebs senken. In einer großen prospektiven Kohortenstudie aus Japan wurde eine signifikante Risikoreduktion für die Diagnose eines metastasierten Karzinoms beschrieben, wenn Männer mehr als 5 Tassen grünen Tee am Tag konsumierten. Das relative Risiko betrug 0,52 im Vergleich zu Männern, die weniger als eine Tasse am Tag tranken.8
Hinsichtlich der Prävention von Prostatakrebs zeigte ein systematischer Review, dass es lediglich geringe bis gar keine Evidenz dafür gibt, dass körperliche Aktivität das PCa-Risiko senkt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Sport die durch Prostatakrebs bedingte Mortalität senken kann (Risikoreduktion 38 % bei hoher körperlicher Aktivität).9
Steht die Diagnose fest und erhält der Patient eine ADT, können körperliche Aktivität und Training helfen, unerwünschte Wirkungen der Behandlung zu reduzieren. Häufige Nebenwirkungen der ADT sind beispielsweise reduzierte Knochendichte und Körperfettzunahme. Eine Übersichtsarbeit verglich Gesundheitsdaten von 715 Patienten, um den Einfluss körperlichen Trainings auf die Folgen der ADT zu untersuchen. Körperliche Aktivität führte zu einer Reduktion des Körperfettanteils, die Knochendichte blieb hingegen unverändert. Die größten Verbesserungen wurden erzielt, wenn mit dem Training möglichst früh nach Therapiestart begonnen und dieses über einen langen Zeitraum durchgeführt wurde. Kraft- und Ausdauerübungen während einer ADT sind ratsam, um ihren Folgen wie einer Körperfettzunahme entgegenzuwirken.10
Nicht nur in Hinblick auf körperliche Veränderungen, sondern auch bezüglich der seelischen Verfassung kann Sport regelrecht heilsam sein: Eine randomisierte klinische Studie untersuchte den Effekt von Sport auf psychosozialen Stress bei Prostatakrebspatienten unter ADT.11 135 Teilnehmer führten 4 Trainingseinheiten pro Woche mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Impact- und Krafttraining, Ausdauer- und Krafttraining, Ausdauer und Dehnen) durch. Der allgemeine Ängstlichkeitszustand nahm im Beobachtungszeitraum bei allen Gruppen ab. Die stärkste Reduktion zeigten Teilnehmer nach wöchentlichen Impact- und Krafttrainings. Das Depressivitätsniveau verringerte sich ebenfalls in allen Gruppen.11
Raten Sie Ihren PCa-Patienten zu einer zuckerarmen, abwechslungsreichen und vielseitigen Kost. Grundsätzlich kann z. B. eine mediterrane Diät in Frage kommen, die reich an Gemüse ist. Auch die Bewegung darf nicht vernachlässigt werden! Ein individuell angepasstes Trainingskonzept, bestehend aus Ausdauer- und/oder Krafteinheiten in Kombination mit gesunder Ernährung, kann während einer PCa-Erkrankung und ADT positive Effekte auf Körper und Seele haben. Möglicherweise kann ein gesunder Lebensstil dabei helfen, den hochaktiven Stoffwechsel der Krebszellen auszubremsen.
Weitere Infos
Brauchen Sie etwas mehr Motivation? Mehr zum Thema Krebs und Sport erfahren Sie und Ihre Patienten im Gespräch mit dem Physiologen und Sportwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Baum in der Folge „Wie Man(n) mit Sport eine Krebstherapie unterstützen kann“ in der Podcast-Reihe Changing tomorrow.
Passende Onkologische Sport-und Bewegungsangebote können Sie und ihre Patienten zum Beispiel über das Netzwerk OnkoAktiv finden. Details dazu hören Sie in der Podcast-Folge „Im Gespräch mit Joachim Wiskemann: Wie ein Sportangebot für Krebspatient:innen entsteht“.
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Referenzen:
MAT-DE-NON-2025-00158 | Erstellt Mai 2025