Ein Abgleich des mütterlichen und kindlichen Viroms hat ergeben, dass Babys schon während der Geburt mit pathogenen Viren belastet werden. Das könnte vor allem ihre Darmgesundheit gefährden.
Das Darmmikrobiom und das Virom von Kindern – das aus Phagen und eukaryotischen Viren besteht – kann deren Gesundheit noch bis ins hohe Erwachsenenalter beeinflussen. Als dominante Komponente des Darmviroms prägen Bakteriophagen die Mikrobiota in der frühen Kindheit, indem sie Jagd auf Bakterien machen.
Frühere Studien zeigten, dass Enteroviren und eine glutenreiche Kost der Mütter das Risiko von Säuglingen erhöht, später zöliakiebedingte Autoimmunreaktionen zu zeigen. Die Virusexposition im früheren Leben scheint daher wegweisend für die Gesundheit von Kindern. „Pathogene Viren können schon früh auf Nachkommen übertragen werden, sodass die Möglichkeit besteht, dass Frauen, deren Vagina von solchen Viren besiedelt sind, ihre Babys schon bei der Geburt infizieren“, erklärt Wissenschaftler Dr. Jinfeng Wang.
Um mehr über die Übertragungsmechanismen zu erfahren, untersuchten Wang und sein Team Mütter und ihre Säuglinge, die sowohl per Kaiserschnitt, als auch durch eine natürliche Geburt zur Welt kamen. Dazu nahmen sie Gewebeproben verschiedener Körperstellen. Darunter Speichel- und Stuhlproben sowie Abstriche der Vagina der Mütter und Proben des Mekoniums der Babys. Zur Auswertung führten die Wissenschaftler anschließend eine metagenomische Sequenzierung durch.
Dabei identifizierten die Forscher verschiedene eukaryotische Viren und Phagen bei den Kindern und verglichen diese anschließend mit dem mütterlichen Virom. Ziel war es festzustellen, welche Teile des mütterlichen Mikrobioms bei einer natürlichen Geburt und bei einem Kaiserschnitt auf das Kind übertragen werden. Das Ergebnis: Vaginal entbundene Neugeborene wiesen bereits Sekunden nach der Geburt ein den Müttern ähnlicheres orales Virom auf. Zudem konnten fast 50 % mehr Viren vaginalen Ursprungs nachgewiesen werden als bei Neugeborenen, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen. Darunter auch pathogene Viren, die gesundheitsgefährdend sein können.
Die Erkenntnisse stellen nun die herkömmliche Idealvorstellung einer vaginalen Entbindung in Frage. Das Forscherteam weist auf Screening-Verfahren vor der Geburt hin, um das Übertragungsrisiko pathogener Viren auf den Magen-Darm-Trakt des Nachwuchses zu vermeiden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Beijing Zhongke Journal Publising Co. Ltd. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Isaac Quesada, unsplash