In Deutschland nutzt etwa ein Drittel der Frauen im reproduktiven Alter kombinierte orale Kontrazeptiva als Verhütungsmethode.1 Diese Form der Kontrazeption geht stets mit gewissen Risiken und Nebenwirkungen einher, über die die Patientinnen intensiv aufgeklärt werden sollten. Dies betrifft Patientinnen mit Adipositas ganz besonders, da die Erkrankung je nach Präparat als ein Risikofaktor für Komplikationen gelten kann.2 Grundsätzlich werden die oralen hormonellen Kontrazeptiva in drei Kategorien unterteilt:3
Das Vorliegen einer Adipositas-Erkrankung kann besonders das Risiko für venöse Thromboembolien erhöhen. Eine Studie konnte zeigen, dass das Thromboserisiko bei Frauen mit Adipositas unter der Einnahme von oralen Kontrazeptiva im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen, die keine oralen Kontrazeptiva einnahmen, um das 24-fache anstieg.4 Da Adipositas in den meisten Fällen mit Komorbiditäten assoziiert ist, sollte eine sorgfältige Anamnese weiterer Risikofaktoren erfolgen. Besonders dann, wenn Hypertonus, Hyperlipidämie oder Diabetes mellitus vorliegen, sollte von Kombinationspräparaten abgeraten werden. Hier empfehlen sich eher Gestagen-Monopräparate oder andere, hormonfreie Verhütungsmethoden.5
Da eine Schwangerschaft bei vorliegender Adipositas mit einigen Risiken wie Gestationsdiabetes oder Präeklampsie einhergeht, ist hier eine sichere und effektive Verhütung besonders wichtig, wenn kein Kinderwunsch vorliegt.6 Ob ein erhöhter BMI zu einer verringerten Wirksamkeit führt, ist momentan aufgrund mangelnder Studiendaten noch umstritten.7 Klar ist, dass pharmakokinetische Prozesse von Arzneimitteln je nach Körpergewicht und Anteil der Fettmasse variieren können. Allerdings sind diese Veränderungen schwer zu verallgemeinern, da sie zusätzlich von einer Reihe individueller Eigenschaften abhängen.7,8
Bariatrische Operationen, die laut der internationalen Leitlinien ab einem BMI von > 35 kg/m2 (mit Adipositas-bedingten Komorbiditäten) empfohlen werden, können Resorptionsstörungen verursachen. Das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft trotz Pilleneinnahme kann sich somit erhöhen. Bei chirurgischen Eingriffen, die zu einer Reduktion der Magenkapazität führen, soll keine Einschränkung der Verhütungseffektivität vorliegen. Sobald allerdings eine malabsorptive Komponente zu Tragen kommt, werden alternative Verhütungsmethoden (z.B. transdermale hormonelle Kontrazeptiva) empfohlen.6
Es gibt Hinweise darauf, dass die Wirkung von hormonellen Notfallkontrazeptiva bei einer Adipositas-Erkrankung reduziert ist. So konnten beispielsweise die Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen, dass die Pille danach bei Patientinnen mit Adipositas weniger zuverlässig war, als bei normalgewichtigen Frauen. Wurde der Wirkstoff Levonorgestrel verschrieben, erhöhte sich die Schwangerschaftsrate ab einem BMI von 30 kg/m2.6,9 Laut Leitlinie wird daher statt hormoneller Empfängnisverhütung ab einem BMI > 30 kg/m2 die Einlage eines kupferhaltigen Intrauterinsystems zur Notfallkontrazeption empfohlen.6
Bei der Verschreibung von oralen hormonellen Kontrazeptiva sollte beim Vorliegen einer Adipositas-Erkrankung auf verschiedene Faktoren geachtet werden. Besonders Begleiterkrankungen und kürzlich erfolge bariatrische Operationen können die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen erhöhen und die Effektivität der Pille absenken. Daher sollten bei Patientinnen mit Adipositas alternative, nicht-hormonelle Kontrazeptiva angeboten werden.6
Haben Sie bereits Erfahrungen mit den Auswirkungen von oralen Kontrazeptiva beim Vorliegen einer Adipositas gemacht? Teilen Sie Ihre Geschichte gerne über die Kommentarfunktion mit!
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