Eine Impfung schützt nicht nur vor einer Influenza und ihren Folgen, sondern auch vor kardialen Ereignissen. Das zeigt eine Metaanalyse.
Ähnlich wie SARS-CoV-2 ist auch die Influenza mit einer erhöhten kardiovaskulären Hospitalisierungsrate und Mortalität assoziiert. Wäre es nicht besser, dieses Risiko durch einen kleinen Piks zu vermindern? (wir berichteten) Eine einfache Lösung wäre dabei der präventive Einsatz der Grippe-Impfung, die nicht nur vor der Infektion selber schützt, sondern auch vor kardiovaskulären Komorbiditäten. Allerdings gab es bisher keinen Konsens dazu, doch die Aktualisierung einer zuvor im JAMA veröffentlichten Metaanalyse ändert das wohlmöglich.
Die Untersuchung umfasst insgesamt 6 zusätzliche randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien der Jahre zwischen 2000 und 2021 mit etwa 9.000 Teilnehmern. Zwar mussten die Studien aufgrund der Pandemie vorzeitig abgebrochen werden, doch lassen sich die Ergebnisse sehen: Das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse war in der Verum-Gruppe im 1-jährigen Follow-up geringer, als in der Placebo-Gruppe (3,6 % vs. 5,4 %; RR: 0,66; 95 % KI: 0,53–0,83). Dabei lag die absolute Risikoreduktion (ARR) bei 1,8 % (95 % KI: 0,9–2,7) und die Number needed to Treat (NNT), um ein kardiovaskuläres Ereignis zu vermeiden, bei 56 Patienten (95 % KI: 38–107).
Außerdem stellten die Forscher in einer Subgruppe von etwa 3.000 Teilnehmern mit kürzlich diagnostiziertem akutem Koronarsyndrom (ACS) fest, dass die Impfung mit einer noch höheren Risikoreduktion bei kardiovaskulären Ereignissen (6,5 % vs. 11 %) zusammenhängt. Dabei ergab sich eine ARR von 4,5 % (95 % KI: 2,6–6,4) bzw. eine NNT von 23 Patienten (95 % KI: 16–39), um ein kardiovaskuläres Ereignis zu vermeiden. Zusätzlich bietet sie Vorteile bei kardiovaskulär bedingter Sterblichkeit.
„Diese Daten deuten darauf hin, dass die Grippeimpfung tatsächlich kardiovaskuläre Vorteile bietet, die mit denen vieler Standardarzneimitteln für die kardiovaskuläre Behandlung konkurrieren – einschließlich Aspirin und Statine“, heißt es in einem Kommentar von Internistin Dr. Abigal Zuger, der im NEJM Journal Watch erschienen ist. Man hoffe, dass aufgrund dieser auffälligen Statistik die Grippeimpfung häufiger wahrgenommen werde – insbesondere bei Patienten mit kürzlich diagnostiziertem akuten Koronarsyndrom, die anfälliger für kardiovaskuläre Folgen der Grippe seien, erklärt die Spezialistin für Infektionskrankheiten.
„Influenza stellt während der COVID-19-Pandemie weiterhin eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung dar, weshalb in der neuen Forschung zu viralen Atemwegsimpfstoffen Kombinationsformulierungen mit Influenza im Vordergrund stehen“, erklären die Autoren in ihrer Studie. Sie weisen darauf hin, dass die bisherigen saisonalen und in Masse produzierten Influenzaimpfstoffe die Wirksamkeit bereits bestehender Impfstoffe eingeschränkt hätten. Neue Plattformen, wie sie für mRNA-Technologie genutzt würden, könnten uns näher zu einem universellen Influenza-Impfstoff bringen, der gleichzeitig einen höheren Schutz gegen kardiovaskuläre Ereignisse und Sterblichkeit bietet, so die Autoren.
„Bis dahin fordern wir Ärzte dringend auf, ihre Hochrisikopatienten weiterhin über die kardiovaskulären Vorteile der saisonalen Influenza-Impfung zu beraten, insbesondere angesichts der historisch geringen Inanspruchnahme dieser kostengünstigen und gut verträglichen Intervention.“
Bildquelle: CDC, unsplash