Eine Darmmikrobiom-Modulation scheint als Supplementierung bei metastasierenden Nirenzellkarzinom Verbesserungen hervorzurufen. Das zeigen nun Forscher in einer ersten klinischen Studie.
Das Mikrobiom, insbesondere das Darmmikrobiom, hat einen großen Einfluss auf die menschliche Gesundheit – das steht außer Frage. Doch wie genau das Mikrobiom eine Rolle spielt, ist schwer nachvollziehbar (wir berichteten); besonders in Bezug auf erfolgreiche klinische Therapien wie bei Krebserkrankungen.
Das Fachmagazin Nature veröffentlichte nun Ergebnisse einer Phase-I-Studie zum Einsatz einer Darmmikrobiom-Modulation bei metastasierendem Nierenzellkarzinom. 30 Patienten mit einem metastasierenden Nierenzellkarzinom erhielten eine Therapie mit Nivolumab und Ipilimumab. Zusätzlich erhielten zwei Drittel der Probanden täglich oral CBM588.
CBM588 ist ein Probiotikum, das helfen kann, die Wirkung einer Immuntherapie mit monoklonalen Antikörpern, sowie die des körpereigenen Immunsystems zu verstärken. Das Probiotikum enthält Clostridium butyricum, welches in präklinischen Studien einen bifidogenen Effekt gezeigt hat: Es soll das Wachstum von Bifidobakterien im Darm fördern, die mit einem verstärkten klinischen Nutzen von Checkpoint-Inhibitoren (CPI) im Zusammenhang stehen.
So soll der Krebs angegriffen werden und das Wachstum sowie die Ausbreitung von Tumorzellen beeinträchtigt werden. Die Forscher wollten anhand der Gabe von CBM588, Nivolumab und Ipilimumab untersuchen, ob diese Kombination bei der Behandlung von Patienten mit Nierenkrebs besser wirkt als die reine Immuntherapie.
Die Forscher ermittelten zu Studienbeginn und nach 12 Wochen die relative Häufigkeit sowie die Diversität von Bifidobacterium spp. in Stuhlproben beider Gruppen. Es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede durch die Einnahme von CBM588 nachgewiesen.
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Allerdings zeichnete sich das Probiotikum bei Nierenkrebs durch andere Vorzüge aus: So wiesen Patienten, die CBM588 erhielten, ein progressionsfreies Überleben von 12,7 Monaten auf, Patienten unter alleiniger Antikörper-Therapie hingegen nur von 2,5 Monaten (HR: 0,15 [95 % KI: 0,05 – 0,47]). Auch wenn bei Patienten, die CBM588 erhielten, keine signifikant höhere Ansprechrate nachgewiesen wurde, war diese trotzdem höher als bei Patienten ohne Probiotikum (58 % vs. 20 %). Außerdem wurden auch keine signifikanten Unterschiede in der Toxizität der beiden Therapieformen beobachtet.
„Die Ergebnisse dieser randomisierten klinischen Studie deuten darauf hin, dass die Supplementierung mit lebenden Bakterienprodukten die Aktivität von CPIs steigern kann“, schreiben die Autoren. Dabei heben sie nochmal hervor, dass sie eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens durch das Probiotikum und Nivolumab-Ipilimumab beobachten konnten.
Interpretation allerdings mit Vorsicht: Es handelt sich hierbei um eine erste Phase-I-Studie mit nur einer kleinen Stichprobengrößer. Weitere größere Studien müssen nun folgen, um diese klinischen Beobachtungen zu bestätigen, sowie Wirkmechanismen und Auswirkungen auf das Mikrobiom und die Immunreaktion aufzuklären. „Angesichts eines scheinbar akzeptablen Sicherheitsprofils ist es wichtig, diese Ergebnisse in größeren Serien und über verschiedene Tumorarten hinweg zu validieren“, heißt es.
Bildquelle: Christina Victoria Craft, unsplash